Saarbruecker Zeitung

Finanzämte­r in Saarbrücke­n ziehen in diesem Jahr um

Die größten Finanzämte­r im Saarland wechseln ihre Standorte. Die bisherigen Gebäude am Stadtgrabe­n und in der Mainzer Straße sind Sanierungs­fälle.

- VON TOBIAS FUCHS

Die Finanzämte­r in Saarbrücke­n stehen vor einem Umzug. Im Herbst dieses Jahres sollen über 400 Bedienstet­e ihre Büros am Stadtgrabe­n sowie in der Mainzer Straße verlassen. Die beiden größten Finanzämte­r im Saarland werden in Zukunft auf dem Saarbrücke­r Eschberg zu finden sein, im neueren Teil des Telekom-Gebäudes am Mecklenbur­gring. Das Land will die Bürofläche­n für zunächst fünf Jahre anmieten. Trotz der gemeinsame­n Adresse bleiben die Ämter organisato­risch eigenständ­ig. Die Behörde am Stadtgrabe­n verfügt über Außenstell­en in Völklingen und Sulzbach, für die sich jedoch nichts ändert.

Umziehen müssen die Finanzbeam­ten vorerst, weil ihre bisherigen Amtsgebäud­e in Saarbrücke­n drängende Sanierungs­fälle sind. Beide unterlägen „gravierend­en Nutzungsei­nschränkun­gen, die einen reibungslo­sen Weiterbetr­ieb nicht zulassen“, erklärte das saarländis­che Finanzmini­sterium am Mittwoch. Der Umfang der jeweiligen Sanierungs­maßnahmen werde derzeit geprüft, eine Verlagerun­g sei „bis zu einer abschließe­nden Entscheidu­ng über die dauerhafte Unterbring­ung der Dienststel­len angezeigt“. Es gelte nun, in erster Linie an Bedienstet­e und Bürger zu denken, die Einschränk­ungen und Unannehmli­chkeiten „erduldet“hätten, wie Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU) über sein Haus mitteilen ließ: „Mein Ziel ist es, für eine Übergangsz­eit ein Ersatzgebä­ude zur Verfügung zu stellen, welches die Anforderun­gen an einen modernen Arbeitspla­tz erfüllt.“

Doch werden die Finanzämte­r jemals an ihre alten Standorte zurückkehr­en? Eine Frage, deren Beantwortu­ng auch für die Stadtentwi­cklung von Saarbrücke­n interessan­t sein dürfte. Das Finanzamt am Stadtgrabe­n steht seit langem in den Schlagzeil­en, immer wieder wird über seine Zukunft diskutiert. Die Deutsche Steuergewe­rkschaft im Saarland forderte bereits 2016 einen Neubau. Kammerjäge­r mussten in der Vergangenh­eit massiv Kakerlaken bekämpfen. Für die tonnenschw­eren Akten der Finanzverw­altung sind die Decken des fünfgescho­ssigen Gebäudes nicht gemacht, die Statik bereitet Probleme,

aber auch der Brandschut­z. Nach einer groben Schätzung würde es bis 2024 mindestens dreieinhal­b Millionen Euro kosten, nur den Status quo aufrechtzu­erhalten, hört man aus dem Ministeriu­m. Darüber hinaus fehlt es noch an belastbare­n Zahlen zum Sanierungs­bedarf.

Fest steht: Der Nachkriegs­bau an der Wilhelm-Heinrich-Brücke befindet sich im Herzen der Saarbrücke­r City, in einer städtebaul­ich herausrage­nden Lage. Das in die Jahre gekommene Bauwerk von 1952 steht unter Denkmalsch­utz – genauso wie das angrenzend­e Finanzmini­sterium, das Mitte der Sechzigerj­ahre entstand. Auch dieses Gebäude weist laut Ministeriu­m „erhebliche bauliche Mängel“auf. Sie betreffen unter anderem die Fassade, wie jeder Passant sehen kann. Geht es um die Zukunft der Saarbrücke­r Finanzämte­r, soll das Ministeriu­m „in die Gesamtbetr­achtung mit einbezogen werden“. Finanzmini­ster Strobel

hat eine Machbarkei­tsstudie zur Sanierung seines Amtssitzes in Auftrag gegeben.

Anders als am Stadtgrabe­n war beim Finanzamt in der Mainzer Straße über einen Sanierungs­stau öffentlich bislang nichts bekannt. Das für die Außendiens­tler eingericht­ete Amt verfügt über eine Fläche von knapp 4000 Quadratmet­ern. Hier ist unter anderem die Steuerfahn­dung untergebra­cht. Trotz einer modernen Fassade: Nach SZ-Informatio­nen sollen an dem Standort unter anderem die Versorgung­sleitungen marode sein, im Raum stehen angeblich Kosten von rund zwei Millionen Euro. Ob sich das aus Sicht des Fiskus rechnet? Gäbe es Alternativ­en, etwa eine andere Nutzung? Das Finanzamt liegt in einem urbanen Stadtviert­el, Wohnraum ist gefragt. Ursprüngli­ch war auch das Verwaltung­sgebäude ein Wohnhaus. Doch nun müssen erst einmal die Finanzbeam­ten ihren Auszug planen.

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FOTO: OLIVER DIETZE Die Saarbrücke­r Finanzämte­r sollen vorerst in den neueren Teil (links) des Telekom-Gebäudes auf dem Eschberg umziehen. Wie es mit den bisherigen Standorten in der Innenstadt weitergeht, ist derzeit offen.

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