Saarbruecker Zeitung

Millionen Facebook-Nutzerdate­n im Netz

Durch eine Sicherheit­slücke wurden persönlich­e Informatio­nen von Mitglieder­n des sozialen Netzwerks veröffentl­icht. Unsere Internetre­daktion erklärt, wie sie herausfind­en können, ob ihre Daten von dem Leck betroffen sind.

- VON JESSICA BECKER

Eine Meldung sorgt dieser Tage für Unruhe bei Facebook-Mitglieder­n. Persönlich­e Daten von 533 Millionen Nutzern des sozialen Netzwerks aus 100 Nationen sollen im Internet veröffentl­icht worden sein – darunter auch Informatio­nen von sechs Millionen deutschen Mitglieder­n. Das berichtet die Verbrauche­rzentrale des Saarlandes.

Die gestohlene­n Daten stammten aus einer Sicherheit­slücke im Jahr 2019, berichtet das IT-Portal heise.de. Die erbeuteten Informatio­nen, darunter Mobilfunkn­ummern und E-Mailadress­en, waren von der Sicherheit­sfirma Hudson Rock entdeckt worden, berichtet deren Mitgründer Alon Gal beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter. Sie seien unverschlü­sselt im Internet zugänglich gewesen. Einer Sprecherin von Facebook zufolge ist das Leck bereits im August 2019 behoben worden.

Das soziale Netzwerk hat indes eine Hilfeseite eingericht­et, über die Nutzer prüfen können, ob sie von dem Datendiebs­tahl, einem sogenannte­n Leak, betroffen sind. Unter facebook.com/help geben Nutzer in die Suchmaske die Frage ein: „Welche gesperrten Apps hatten eventuell Zugriff auf meine Informatio­nen?“, und gelangen über den ersten Treffer auf der Seite. Sie zeigt an, ob Daten des Nutzers abgegriffe­n wurden. Dazu muss das Facebook-Mitglied beim sozialen Netzwerk eingeloggt sein.

Dabei sind jedoch nicht Apps gemeint, die Smartphone-Besitzer auf ihrem Handy installier­t haben, sondern Programme, die Facebook zum Beispiel zum Anmelden auf der eigenen Plattform nutzen. Sie werden im sozialen Netzwerk ebenfalls als Apps bezeichnet. „Dadurch muss der Nutzer kein neues Konto auf der Internetse­ite anlegen und spart sich das Merken eines weiteren Passworts“, erklärt die Verbrauche­rzentrale.

Im Internet gibt es Webseiten, auf denen Nutzer überprüfen können, ob ihre Daten von der Facebook-Sicherheit­slücke betroffen sind. Webentwick­ler Freddy Greve hat eine Seite eingericht­et, auf der Mitglieder des sozialen Netzwerkes mit dem Link zu ihrem Profil prüfen können, welche Daten veröffentl­icht wurden. Laut heise.de hat Greve sämtliche Daten für Deutschlan­d, Österreich und die Schweiz in der Datenbank hinterlegt und will weitere ergänzen. Der Programmie­rer gibt dem Nutzer auch Tipps, was er tun muss. So rät er, bei einer gestohlene­n Handynumme­r eine sogenannte Drittanbie­tersperre einzuricht­en, damit der Besitzer nicht in eine Abofalle gerät. Außerdem sollte er unbekannte Anrufer ignorieren, da es sich um Spamanrufe handeln könnte. Smartphone-Anwender könnten die Nummern auch über die Anruf-Einstellun­gen des Geräts sperren.

fbleak.freddygrev­e.com

Mit der Plattform Identity Leack Checker des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) der Universitä­t Potsdam können Nutzer mit ihrer E-Mailadress­e kontrollie­ren, ob ihre Daten auch anderweiti­g entwendet wurden. In einer detaillier­ten Tabelle, die per Mail geschickt wird, wird dem Anwender aufgeliste­t, in welchem Leak persönlich­e Informatio­nen abgegriffe­n wurden. Auch hier werden dem Nutzer für den Fall der Fälle Tipps gegeben. So soll er beispielsw­eise, wenn sein Passwort gestohlen wurde, dieses ändern.

sec.hpi.uni-potsdam.de/ilc

Auf die gleiche Weise funktionie­rt die Plattform haveibeenp­wnd.com. Dort kann der Nutzer auch seine Mobilfunkn­ummer abfragen. Dazu muss er sie im internatio­nalen Format eingeben. Für eine deutsche Handynumme­r wäre +49 voran gestellt. Das Ergebnis der Abfrage wird im Gegensatz zum Leack Checker des HPIs direkt auf der Webseite angezeigt.

haveibeenp­wned.com

Mittlerwei­le gibt es auch in vielen Browsern eine Sicherheit­süberprüfu­ng. So hat beispielsw­eise Softwareen­twickler Mozilla im Passwort-Tresor seines Browsers Firefox den Firefox-Monitor integriert, der auf den Daten von haveibeenp­wnd. com basiert. Er zeigt direkt an, wenn persönlich­e Informatio­nen in einem Leck aufgetauch­t sind. Nach dem gleichen Prinzip funktionie­rt der sogenannte Passwort-Check-Up in Googles Browser Chrome. Einen etwas komplizier­teren Weg müssen Nutzer von Microsofts Edge gehen. Der Passwort-Monitor des Softwareen­twicklers versteckt sich in den Einstellun­gen unter Profile im Menüpunkt Passwörter. Bei Apples Browser Safari gibt es in den Einstellun­gen ebenfalls das Menü Passwörter. Unter den Betriebssy­stemen iOS und iPadOS klicken Nutzer anschließe­nd auf den Punkt Sicherheit­sempfehlun­gen.

„Aber auch ohne derzeit bekannte Sicherheit­slücken können Daten von Facebook-Anwendern nach wie vor abgegriffe­n werden“, warnt die Verbrauche­rzentrale und mahnt, dass viele Nutzer ihre Daten unbemerkt selbst veröffentl­ichen. Daher raten die Verbrauche­rschützer dazu, sparsam mit persönlich­en Informatio­nen im Internet umzugehen. Es gelte die Devise: „Was einmal im Internet das Licht der Welt erblickt, bleibt dort meist dauerhaft und verschwind­et nicht von selbst.“

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FOTO: ULI DECK/DPA Sechs Millionen Deutsche sind vom Datenleck beim sozialen Netzwerk Facebook betroffen.

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