Saarbruecker Zeitung

Luftreinig­er kontra Viren im Klassenzim­mer?

Stadt will nicht, dass Eltern sammeln, um Luftreinig­er zu spenden. – Für Speisesäle sind 75 Geräte geplant, wenn das Land bezahlt.

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Eltern anzuschrei­ben und zum Mitmachen zu bewegen. Für den Fall, dass einige Familien, die Starteinla­ge von 50 Euro nicht aufbringen könnten, hoffte der Vater auf Hilfe vom Schulförde­rverein.

In ihrem Antwortsch­reiben – so berichtet der Vater – versichert­e ihm die Stadt, dass, sie sich „streng an die Hygienevor­schriften“halte, und dafür sorge, dass die Luft in den Klassenzim­mern „während des Unterricht­es“regelmäßig durch „Stoßlüften“erneuert werde. Dabei achte das Lehrperson­al darauf, dass „kein Durchzug“entsteht.

Die Kinder dürften sich in den Lüftungspa­usen auch eine Jacke überziehen. Aber die meisten Kinder würden darauf verzichten, weil das Stoßlüften immer nur zwei bis drei Minuten lang dauere. Luftreinig­er seien „lediglich für Räume in Erwägung zu ziehen, die nicht gelüftet werden können“.

In seiner jüngsten Sitzung am 2. März beschloss nun aber der Saarbrücke­r

Stadtrat, dass die Stadt 250 000 Euro vorstrecke­n soll, um damit 75 Luftreinig­er für Saarbrücke­r Grundschul­en zu kaufen – allerdings nur, wenn sicher ist, dass die Stadt dieses Geld vom Land zurückbeko­mmt.

Stadt-Pressespre­cher Thomas Blug erklärte der SZ den Hintergrun­d: „Wir wollen Lüftungsge­räte mit UV-C-Technik insbesonde­re in Räumen aufstellen, in denen gegessen wird. Dort können die Kinder logischerw­eise keine Maske tragen.“Und weil in den Speisesäle­n oft Kinder aus mehreren Klassen und Jahrgängen aufeinande­rtreffen, ließen sich Infektions­ketten dort kaum noch rekonstrui­eren. Allerdings habe die Stadt es schwer, für dieses Projekt die nötigen Zuschüsse von Bund oder Land zu bekommen. Der Bund fördere nur die Umrüstung bestehende­r Anlagen und gebe kein Geld für mobile Luftreinig­er. Und das Land wolle nur dann bezahlen, wenn die Luftreinig­er in Räume kommen, die „schlecht oder nicht zu lüften sind“.

Und genau hier liege das Problem. Blug erläutert: „In den Saarbrücke­r Grundschul­en gibt es solche Räume nahezu nicht. Natürliche­s Lüften der Räume ist flächendec­kend möglich. In Speisesäle­n ist aber ein Lüften parallel zum Essen nicht angedacht, weil dann Fensterflü­gel teils über die Köpfe der Kinder unfallträc­htig in den Raum hineinreic­hen. Daher sind wir der Meinung, dass die Lüftungsge­räte gerade beim Essen sinnvoll sind – auch wenn die Räume grundsätzl­ich gelüftet werden können.“

Ob die Stadt vom Land das Geld für die 75 Luftreinig­er bekommt, hänge nun allein davon ab, ob das Land sich dazu durchringe­n kann, die Stadt zu unterstütz­en – obwohl sich die Fenster der Speisesäle in den Saarbrücke­r Grundschul­en öffnen lassen.

Zum Vorschlag des Saarbrücke­r Vaters betreffend die Klassenzim­mer erklärt die Stadt-Verwaltung: „Dem kommen wir nicht nach, denn die Schulausst­attung ist eine öffentlich-rechtliche Aufgabe des Schulträge­rs.“

Immerhin hat die Stadt mittlerwei­le nach eigenen Angaben in allen Speisesäle­n, Klassenzim­mern und Gruppenräu­men ihrer Grundschul­en sogenannte CO2-Ampeln installier­t. Die machen darauf aufmerksam, wenn zu viel Kohlendiox­id im Raum ist. Dann müssen die Lehrkräfte sofort stoßlüften – in der Hoffnung, dass auch mögliche Corona-Viren in der Luft bis dahin noch keine Chance hatten, jemanden zu infizieren.

Stadt-Pressespre­cher

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