Musikfestspiele Saar melden sich zurück
Die Kirchenkonzerte sind gratis, mithilfe des Testzentrums im Merziger Zeltpalast finden Konzerte mit Ticketverkauf statt: Die Musikfestspiele Saar melden sich aus dem Pandemiestillstand zurück und wollen am 1. Mai in der Tholeyer Abtei starten.
Mit einer Mischung aus kleineren Präsenz- und Online-Konzerten sollen die Internationalen Musikfestspiele Saar im Mai beginnen. Im Merziger Zeltpalast sollen zudem zwei Konzerte mit normalem Ticketverkauf stattfinden.
Der schlimmste Fall, das traditionsreiche Festival fällt aus oder findet ausschließlich digital statt, scheint abgewendet. Die Internationalen Musikfestspiele Saar wollen im zweiten Jahr der Pandemie mit einem Mischkonzept wieder vor ihr Publikum treten, das auch noch zeitlich zweigeteilt ist. Eine Perspektive für den kulturellen Neustart wollen die Musikfestspiele, die im Vorjahr abgesagt werden mussten, in diesem Jahr sein: „Das tut uns allen gut, Kultur als Impfstoff gegen die Pandemie“, sagt Festival-Intendant Bernhard Leonardy.
Der erste Teil, „Ursprünge 1“, findet vom 1. bis 15. Mai mit kleineren Formaten wie Garten-, Kammer- und Wandelkonzerten sowie Streaming statt, der zweite Streich, „Ursprünge 2“, folgt vom 1. September bis 1. Oktober dann mit großen Konzertformaten und Chören. Die Veranstaltungen sollen Natur und Industriekultur kunstvoll zusammenführen.
Zuerst also sind zehn Präsenzkonzerte geplant. Mit dem ersten, dem Konzert der A-Cappella-Stars „Voces8“in der Tholeyer Abtei, beginnt das Festival am 1. Mai. Am 6. Mai gastiert Olivier Latry, Titularorganist der berühmten Pariser Kathedrale Notre-Dame, an den drei Orgeln der Basilika St. Johann in Saarbrücken. Latrys musikalisches Abendlob ist an diesem Abend zweimal live zu hören, um 18.15 und 20.15 Uhr. Ein weiterer Programmhöhepunkt soll das Schumann Quartett werden, das Beethoven und Ives am Sonntag, 9. Mai, um 18 Uhr in der Abtei zu Tholey spielt.
Wer an diesen kostenlosen Konzerten in den Gotteshäusern teilnehmen will, muss sich nur per E-Mail mit seinen Kontaktdaten über die Webseite der Festspiele anmelden (siehe Info). Am besten zügig: „Die Plätze sind hier auf 70 bis 80 pro Konzert begrenzt, man sollte nicht lange zögern“, sagt Leonardy. Die „musikalisch herausragenden“Gottesdienste sollen laut ihm auch bei steigender Inzidenz durchführbar sein. Alle Konzerte der diesjährigen Ausgabe sollen zudem online über die Internetseite der Musikfestspiele gestreamt werden. Die
Festivalmacher versprechen bei den Streamings eine gute Qualität ohne Bezahlschranke, hoffen aber auf Spenden. „Wir vertrauen auf die Ehrlichkeit der Zuschauer, wir sind überzeugt, wer die Musik schätzt, wird auch einen Beitrag geben“, sagt Leonardy.
Im Merziger Zeltpalast sollen zwei Konzerte mit normalen Ticketverkauf stattfinden, zwischen 100 und 120 Plätze gehen hier jeweils in den Verkauf. Am 2. Mai spielt das sonic. art Saxophonquartett zu Walter Ruttmanns
Stummfilm „Berlin -Sinfonie der Großstadt“. Zu Christi Himmelfahrt, 13. Mai, bietet das Trio Vivente bei seinem Konzert „Give me Phoenix Wings to Fly“Werke von Beethoven, Haydn und Murphy. Hier bräuchte es, zumindest nach derzeitigem Stand, einen negativen Schnelltest, nicht älter als 24 Stunden. Praktisch: Seit dieser Woche ist beim Merziger Zeltpalast ein Testzentrum in Betrieb. Aber über die genauen, dann aktuellen Bedingungen für Schnelltests wollen die Veranstalter vor den beiden Konzerten informieren. Leonardy ist zuversichtlich: „Wir gehen davon aus, dass diese Konzerte dort durchführbar sind.“Selbst wenn nicht, bliebe das digitale Angebot als Stream. Die beiden Konzerte finden als Modellkonzerte statt, im Herbst unterstützt die Ärztekammer des Saarlandes bei den großen Konzerten und beratend im Hinblick auf Hygienekonzepte. Ein Projekt, das Leonardy und Co-Leiterin Eva Karolina Behr Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) nach dem Testversuch der Berliner Philharmoniker vorgeschlagen haben. „Vielleicht können die Musikfestspiele ja einen kleinen Anstoß für die hiesige Kulturszene geben“, sagt Leonardy. Aber: „Es ist schon ein Kraftakt für uns, die wenigen Plätze nicht so teuer zu machen, damit das fehlende Geld wieder rein kommt. Wir versuchen das anders wieder wettzumachen“, so Leonardy weiter. Also durch Unterstützer, Sponsoren, die Arbeit des Fördervereins und Anträge an Stadt und Land.
Im Herbst sind für den zweiten Teil weitere Konzerte und die Uraufführung von „Flegeljahre“vorgesehen. Das Monodrama für einen Schauspieler und zwei Pianisten nach Jean Paul wird am 11. und 12. September im Weltkulturerbe Völklinger Hütte gezeigt. „Dabei wird der Schauspieler Ulrich Noethen in alle Rollen schlüpfen und selbst zum Musiker werden“, berichtet Behr. Ein Werkstattkonzert dazu stellt das GrauSchumacher Piano Duo aber schon am Samstag, 15. Mai, um 19 Uhr vor, und zwar im LiveStream aus dem Saarbrücker Schloss. Zum Gespräch geladen sind dabei auch der Komponist Stefan Litwin und der Librettist Holger Schröder.