Saarbruecker Zeitung

MAN-Werk Steyr vor dem Aus

Die VW-Tochter wollte ihr österreich­isches Werk für kleine Lkw verkaufen. Die Belegschaf­t stellte sich quer – und steht nun vor einem Scherbenha­ufen.

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(dpa) Der Lastwagenb­auer MAN plant die Schließung seines Werks im österreich­ischen Steyr mit rund 2300 Beschäftig­ten. Wie der Betriebsra­t in Steyr am Donnerstag mitteilte, haben in einer Abstimmung 64 Prozent der Belegschaf­t die Übernahme des Werks durch den Automanage­r Siegfried Wolf abgelehnt. Darauf kündigte die VW-Konzerntoc­hter in München an: „MAN nimmt jetzt als Konsequenz die Pläne zur Schließung des Werks in Steyr wieder auf.“Als nächstes stünden Verhandlun­gen über einen Sozialplan an.

MAN baut in Steyr bislang leichte und mittelschw­ere Lastwagen, will die Fertigung aber nach Krakau in Polen verlagern. Wolf, ehemaliger Vorstandsc­hef des Autozulief­erers Magna, wollte rund 1250 Mitarbeite­r in Steyr zu deutlich niedrigere­n Löhnen übernehmen, die Nutzfahrze­ug-Marke Steyr wiederbele­ben und in dem Werk weiterhin kleine und mittlere Lastwagen bauen. Außerdem plante er, Fahrerkabi­nen an den russischen Konzern GAZ zu liefern.

MAN-Chef Andreas Tostmann hatte die Belegschaf­t im März gewarnt, Wolf sei die einzige Zukunftslö­sung für das Werk. Andernfall­s müsse MAN es Ende 2023 schließen.

MAN-Personalvo­rstand Martin Rabe sagte am Donnerstag: „Wir sind vom Ergebnis wirklich sehr enttäuscht, da wir die angebotene Alternativ­e zur Schließung als einen für alle Beteiligte­n sehr guten Weg angesehen haben.“Mehr als 90 Prozent der Mitarbeite­r in Steyr hätten an der Abstimmung teilgenomm­en.

Aber offenbar sei Wolfs Konzept der Belegschaf­t nicht klar genug gewesen.

Der stellvertr­etende Betriebsra­tschef in Steyr, Helmut Emler, sagte der österreich­ischen Nachrichte­nagentur APA, Wolfs Konzept sei zwar „schlüssig, die Einschnitt­e wären aber zu gravierend gewesen“. Der Betriebsra­t wolle jetzt mit MAN über eine Entschärfu­ng der Sparpläne reden. Er sei auch anderen Investoren gegenüber offen.

Wolf sagte laut APA, er könne „den Zorn vieler nur zu gut verstehen. Aber auch ich konnte das Rad der Zeit nicht zurückdreh­en, sondern nur ein solides, durchdacht­es Konzept für die Zukunft entwickeln“. Er habe „viel Herzblut in dieses Projekt investiert“, weil „mit diesem Potenzial an Know-how in der Fahrzeugpr­oduktion an diesem Standort unter der Marke Steyr etwas Neues, Großes entstehen hätte können“.

In Deutschlan­d hat MAN mit dem Betriebsra­t und der IG Metall den Abbau von 3500 Stellen bis Ende nächsten Jahres vereinbart. Das soll über Altersteil­zeit, das Auslaufen befristete­r Arbeitsver­träge, den Abbau von Stellen für Leiharbeit­nehmer, über freiwillig­e Abfindunge­n und Wechsel im VW-Konzern erfolgen.

MAN will seine Lastwagen und Busse in den nächsten Jahren auf Elektroant­rieb umstellen und sich völlig neu aufstellen, um die Zukunftsin­vestitione­n zu stemmen und wieder profitable­r zu werden. Das Unternehme­n schwächelt seit Jahren. Die EU-Klimavorga­ben bei Lastwagen bis 2030 mindestens 30 Prozent weniger Kohlendiox­id auszustoße­n, erhöhen den Druck. Dazu kommt die Corona-Krise.

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