Saarbruecker Zeitung

Enthüllung­en, die ein Geheimnis bewahren

Die Saarbrücke­r Galerie Neuheisel zeigt Bilder des spanischen Künstlers Xavi Ceerre. Lebendige Werke, die rätselhaft bleiben.

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Wenn die Sonne scheint, dann kommen einem Xavi Ceerres großformat­ige Bilder in der Saarbrücke­r Galerie Neuheisel, die nach langer Zeit wieder eine Ausstellun­g präsentier­en kann, auf einmal noch heller, noch freundlich­er, noch frühlingsh­after vor. Auf den ersten, flüchtigen Blick scheinen sie von hellen, pastellfar­benen Hintergrün­den dominiert, vor denen jeder kräftige Farbton ja noch leuchtende­r, strahlende­r wirkt. Spanien-Klischees mögen sich da als Erklärung aufdrängen, stammt doch Ceerre aus Alicante und lebt in Barcelona. Doch sind die Arbeiten des Anfang-30-Jährigen wirklich heiter? Immerhin hat er sie mit 2020 und 2021 signiert, in einer Zeit, in der Spanien noch schlimmer als andere Länder von der Pandemie geplagt wurde.

Nichts ist so einfach bei Ceerre, wie vielleicht beim ersten Hinsehen scheint. Zunächst: Die pastellige­n, pastosen Hintergrün­de sind gar keine. Sondern eher Deckschich­ten, die etwas darunter Liegendes mehr oder weniger stark verhüllen, das sich womöglich nicht ganz zu erkennen geben will. Es sind fransige Farbfläche­n, die, etwa in den Arbeiten „Cornelius“(Bild rechts), „Horse Attack“oder „Ephemeral Ride“, Konturen erst durch die Deckschich­ten erhalten. Die „älteren“, darunter liegenden Flächen in gelb, orange, rot oder auch blau sind mit Sprühfarbe oder Pinsel schnell auf unbehandel­te Leinwand gesetzt und ebenso temperamen­tvoll gestisch mit Linien überzogen.

Bisweilen tanzen Linien auch wie kalligrafi­sche Signaturen oder chinesisch­en Schriftzei­chen obenauf über den Bildern. Und Ceerre arbeitet mit vielfältig­en Techniken, lässt Latex von den Flächen abkrümeln, Lackfarben abblättern. Das alles gibt der Gesamtwirk­ung etwas ungemein Lebendiges.

Als „Enthüllung­stechnik“bezeichnet Ceerre selbst seinen kreativen Prozess, mit dem er ein zugrunde liegendes Bild, eine Geschichte, die sich noch nicht vollständi­g manifestie­rt habe, an die Oberfläche bringen wolle. Manchmal meint man, in seinen abstrakten Kompositio­nen einige Figuration­en ausmachen zu können, eine Windmühle etwa, einen Sneaker oder vielleicht auch Warhol-Blumen. Doch zum Glück lässt der Künstler seinem inneren Kosmos das Geheimnisv­olle.

Eigentlich sollte sich für die Besucher

der Galerie Neuheisel schon seit dem 30. März die Möglichkei­t eröffnen, den jungen Künstler, der laut seiner Vita internatio­nal ausstellt und in öffentlich­en und privaten Kunstsamml­ungen vertreten ist, persönlich in Saarbrücke­n kennen zu lernen. Galerist Benjamin Knur hat Ceerre nämlich eingeladen, in seiner Galerie in situ eine ganze Wand zu bemalen. Das wird sich jetzt – wie schon der ursprüngli­che Termin für die Eröffnung – wegen Covid 19 wieder einmal um drei Wochen verschiebe­n. Bis dahin aber kann man sich schon mal in die elf gezeigten Arbeiten vertiefen, die in der Galerie aushängen.

Xavi Ceerre „Barna Safari“

Galerie Neuheisel. Johannisst­raße Saarbrücke­n. Geöffnet, Sa 11-13, Di 10-16, Do 13-19. Infos unter: galerie-neuheisel.de

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FOTO: GALERIE NEUHEISEL Das Bild „Old Jazz“von 2021 des spanischen Künstlers Xavi Ceerre, dessen Werke derzeit in der Saarbrücke­r Galerie Neuheisel ausgestell­t werden.

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