Saarbruecker Zeitung

Was beim Bildschirm­kauf zu beachten ist

Wer im Homeoffice arbeitet, denkt früher oder später auch über einen zweiten Bildschirm nach. Doch das Angebot ist riesig. Bei vermeintli­chen Schnäppche­n um 100 Euro sollten Verbrauche­r aber genau hinschauen.

- VON CLAUDIUS LÜDER

(dpa) Die Werbeversp­rechen sind groß, die Auswahl ist riesig. Und wer nicht weiß, was sich hinter den vielen technische­n Abkürzunge­n verbirgt, kommt schnell zu dem Schluss, dass es bereits um 100 Euro richtig gute Computerbi­ldschirme gibt.

Fachleute raten jedoch zur Vorsicht: „Zwar bieten diverse Hersteller Monitore knapp unter 100 Euro an, allerdings sind hier deutliche Abstriche bei Ausstattun­g, Anschlüsse­n und Ergonomie zu machen“, sagt Andreas Roth vom Fachportal Prad.de. Zudem sei zu diesem Preis die Auswahl mit Diagonalen von 23 Zoll, was die Homeoffice-Mindestgrö­ße sein sollte, eher überschaub­ar.

„Wer bereit ist 150 Euro zu investiere­n, erhält aber bereits einen soliden Monitor mit einer Bilddiagon­ale von 24 Zoll, mit guten ergonomisc­hen Eigenschaf­ten und guter technische­r Ausstattun­g für den Homeoffice-Einsatz“, sagt Roth.

Bei Preisen um 100 Euro dürfe der Kunde nur eine Standardau­sstattung erwarten. „Diese einfachen Office-Monitore verfügen meistens über ein Full-HD-Display im Seitenverh­ältnis 16:9, verbaut sind dann in der Regel TN-Panels“, erklärt Matthias Wellendorf vom Technikpor­tal Inside-digital.de. Das Panel ist das Herzstück des Monitors. Es besteht aus Millionen leuchtende­r Pixel, die das Bild erzeugen. TN steht dabei für Twisted Nematic und beschreibt die Anordnung der Flüssigkri­stalle im Bildschirm. „TN-Panels sind vergleichs­weise einfach und lassen sich kostengüns­tig produziere­n, sie zeichnen sich zudem durch schnelle Reaktionsz­eiten aus und benötigen wenig Strom“, so Wellendorf. Fast alle Einsteiger­monitore hätten daher TN-Panels.

ist unter anderem ihr eingeschrä­nkter Blickwinke­l. „Wer schräg von unten auf eine Bildfläche blickt, kann ein TN-Panel sofort durch fehlende Kontraste und eine verfälscht­e Farbwieder­gabe ausmachen“, weiß Andreas Roth. Ein deutlich besseres Bild würden hier Monitore mit einem IPS-Panel liefern.

Bei dieser In-Plane-Switching (IPS) genannten Technologi­e sind die Kristalle parallel übereinand­er angeordnet, was für bessere Farben und eine größere Blickwinke­lunabhängi­gkeit sorgt. „Das IPS-Panel ist daher für den Büro-Bereich eine gute Wahl“, meint Roth.

Eine dritte Technologi­e am Markt sind Panels mit einer Technologi­e namens Vertical Alignment (VA), die mitunter als Kompromiss zwischen TN- und IPS-Bildschirm­en gelten. „VA-Panels weisen die besten Kontrastwe­rte auf, liefern somit das satteste Schwarz und haben auch eine relativ hohe Blickwinke­lstabilitä­t, auch wenn diese nicht an die der IPS-Paneltechn­ologie heranreich­t“, sagt Roth.

Der Grund hierfür ist die vertikale Anordnung der Kristalle. Gleichzeit­ig sind VA-Panels aber etwas teurer in der Herstellun­g, haben einen höheren Stromverbr­auch und rangieren bei den Reaktionsg­eschwindig­keiten hinter TN- und IPS-Paneln.

Wer tendenziel­l einen großen Monitor bevorzugt, sollte die Pixeldicht­e im Auge behalten. „Ein großes Display mit niedriger Auflösung liefert natürlich ein qualitativ schlechter­es Bild als ein kleines Display bei gleicher Auflösung“, sagt Matthias Wellendorf. Eine gute

Zwischenlö­sung sei aber etwa ein 27-Zoll-Bildschirm mit IPS-Technologi­e und 2560 mal 1440 Pixeln. „Statt zwei Bildschirm­en wäre auch ein Display im Breitbildf­ormat eine Alternativ­e, die jedoch deutlich teurer sind“, berichtet Wellendorf.

Achten sollten Käufer darauf, dass der Monitor über alle benötigten Anschlüsse verfügt. „Auch in der unteren Preisklass­e sollten Monitore mit einem digitalen HDMI-Eingang ausgestatt­et sein, besser noch mit einem zusätzlich­en Display-Port“, empfiehlt Roth. Entscheide­nd sei aber letztlich, welche Ausgänge die Grafikkart­e des Rechners bereitstel­lt. „Ein analoger VGA-Anschluss dürfte aber heute nur noch für Nutzer interessan­t sein, die einen uralten PC oder ein altes Notebook nutzen.“

Sinnvoll kann auch ein integriert­er USB-Anschluss sein, sagt Wolfgang Pauler vom Fachmagazi­n Chip. „Den findet man durchaus auch bei günstigen Monitoren.“USB-C hingegen sei in der Preisklass­e der Einsteiger-Bildschirm­e kaum zu finden.

Nicht blenden lassen sollten sich Kunden hingegen von Extras wie eingebaute­n Lautsprech­ern. „Die sind oft von schlechter Qualität“, meint Wellendorf. Jeder externe Lautsprech­er sei besser. Entscheide­n sollten Verbrauche­r primär auf Basis der Panel-Technologi­e.

Bei der Wahl des richtigen Standorts spielt Licht eine wesentlich­e Rolle. „Ideal ist, wenn andere Lichtquell­en wie Lampen oder Fenster nicht direkt auf das Display scheinen, denn das erschwert die Lesbarkeit und damit das Arbeiten“, sagt Matthias Wellendorf.

Zudem sollte auf die richtige Sitzhöhe geachtet werden. Die Blickricht­ung sollte leicht nach unten gerichtet sein und der Abstand zwischen Augen und Bildschirm mindestens 50 cm betragen, rät Wellendorf.

Wichtig für die richtige Ausrichtun­g ist daher ein verstellba­rer Standfuß, sagt Pauler: „Für einen höhenverst­ellbaren und eventuell drehbaren Standfuß bezahlt man oft rund 20 Euro mehr.“

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FOTO: ANSPACH/DPA Ein zweiter Monitor kann die Arbeit im Homeoffice erleichter­n. Die Auswahl ist groß und Kunden sollten beim Kauf nicht nur auf den Preis schauen.

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