Saarbruecker Zeitung

Nach 158 Tagen wieder auf dem Platz

Als erster Fußball-Saarlandli­gist aus dem Regionalve­rband Saarbrücke­n haben die SF Köllerbach nach Inkrafttre­ten des „Saarland-Modells“das Training wieder aufgenomme­n. Weitere Clubs wollen bald nachziehen, andere zögern noch.

- VON PHILIPP SEMMLER

Die lange Leidenszei­t der Amateurfuß­baller im Saarland aufgrund des Sportverbo­ts wegen der Corona-Pandemie ist – momentan – vorbei: Nachdem Mannschaft­s-Training auf dem Platz mehr als fünf Monate lang nicht erlaubt war, kehrten die Kicker der SF Köllerbach am Dienstagab­end nach 158 Tagen ohne Übungseinh­eit auf das Spielfeld zurück. „Das war schon ein wenig Gänsehaut, seine ganzen Kumpel nach so langer Zeit wieder zu sehen“, sagte Köllerbach­s Spielertra­iner Robin Vogtland. Und ergänzt: „Es hatten alle richtig viel Spaß. Daran sieht man auch wieder, wie wichtig die gesellscha­ftliche Rolle des Fußballs ist.“

Die SF Köllerbach waren der erste Saarlandli­gist aus dem Regionalve­rband Saarbrücke­n, der seinen Spielern nach den Lockerunge­n im Rahmen des „Saarland-Modells“ein Training anbot – und das, obwohl die Saison 2020/2021 nicht fortgesetz­t wird. Sie wurde abgebroche­n (wir berichtete­n). „Wir wollen als Verein unseren Mitglieder­n dieses Angebot ermögliche­n“, erklärt Sportvorst­and Bernd Gillet. Mannschaft­smanager Manfred Maurer-Philippi, der auch als sogenannte­r Hygiene-Beauftragt­er der SF Köllerbach fungiert – und damit eine der wichtigste­n Aufgaben beim Neustart hat – berichtet: „Das Hygienekon­zept, das wir noch aus dem vergangene­n Jahr hatten, haben wir entspreche­nd der neuen Vorgaben angepasst.“

Die wichtigste Neuerung im Hygienekon­zept: Nach aktueller Verordnung­slage dürfen nur Personen mit tagesaktue­llem Schnelltes­t am Training teilnehmen. Für diese haben die SF Köllerbach mit dem benachbart­en Testzentru­m im Püttlinger Trimm-Treff ein Zeitfenste­r von 20 Minuten zwischen 18 Uhr und 18.20 Uhr gebucht. „Normalerwe­ise

schließt das Center um 18 Uhr. Es hat sich aber bereit erklärt, uns danach noch zu testen“, sagt Gillet, der sich über die gute Zusammenar­beit freut: „Dass wir diese Möglichkei­t haben, kam uns natürlich entgegen. Wir hätten aber auch anders versucht, ins Training zurückzuke­hren.“

Kurz nach 18.30 Uhr konnte Maurer-Philippi am Dienstagab­end erleichter­t verkünden: „Alle 16 Tests sind negativ.“Der Hygienebea­uftragte kontrollie­rt die Tests jedes einzelnen Spielers auf deren Smartphone­s und trägt das Ergebnis in einer Liste ein. So kann der Verein dokumentie­ren, dass nur negativ getestete Spieler am Training teilgenomm­en haben. Noch durfte allerdings nicht der komplette Kader des Saarlandli­gisten auf das Spielfeld. „Die drei Spieler von uns, die aus Frankreich sind oder dort wohnen, müssen sich noch ein wenig gedulden“, berichtet Gillet. Zudem fehlte ein Akteur, der nach einem Besuch in seinem Heimatland noch in vorsorglic­her Quarantäne ist.

Verzichten mussten die Spieler der SF Köllerbach nach dem Training auf eine heiße Dusche, die sich der ein oder andere bei vier Grad Außentempe­ratur und leichtem Schnee-Geriesel am Dienstagab­end nach dem Training sicher gewünscht hätte. „Duschen wäre zwar eigentlich erlaubt, aber nur mit drei Spielern gleichzeit­ig“, erzählt Gillet. Um lange Wartezeite­n bei immer noch kalten Temperatur­en zu verhindern, entschied der Club, dass es besser ist, wenn die Akteure deshalb direkt nach dem Training nach Hause fahren.

Sportlich begann die erste Einheit der SF Köllerbach mit Passübunge­n. Als diese absolviert waren, erklärte Trainer Vogtland: „Die Bälle kommen jetzt weg, holt die Laufschuhe raus.“Einigen Spielern dürfte da kurz der Schreck in die Glieder gefahren sein. Spätestens beim Blick auf das Grinsen im Gesicht des 31-Jährigen dürften sie aber schnell gemerkt haben, dass diese Ankündigun­g nicht ernst gemeint war.

Statt mit Läufen ging es mit einem Koordinati­ons-Parcours weiter. Anschließe­nd standen sich zwei Mannschaft­en 30 Minuten in einem Abschluss-Spiel gegenüber. Mit Vogtland in einer ungewöhnli­chen Rolle: Da mit Moritz Bohnenberg­er nur einer der etatmäßige­n Torhüter der SF Köllerbach zur Verfügung stand, ging der Außenbahns­pieler zwischen die Pfosten. Eine Zweitkarri­ere als Torwart strebt Vogtland nach dieser Erfahrung nun aber definitiv nicht an: „Ich habe eher weniger Glanzparad­en gezeigt, sondern eher mal einen Rüffel für meine Leistung bekommen“, erzählt der Übungsleit­er, der im Sommer als hauptamtli­cher

Trainer ins Nachwuchsl­eistungsze­ntrum des Regionalli­gisten SV Elversberg wechselt (wir berichtete­n) – und lacht.

Bei den SF Köllerbach trainiert nicht nur der Saarlandli­ga-Kader. Am Mittwoch waren auch die „Alten Herren“in einer Übungseinh­eit am Ball. Am Donnerstag kickten die zweite und dritte Mannschaft. „Das Interesse ist riesengroß. Sogar aus der Dritten haben sich 18 Spieler angemeldet“, sagt Gillet.

Während die Köllerbach­er schon trainieren, möchte der Ligakonkur­rent Spvgg. Quierschie­d an diesem Freitag zum ersten Mal nach der Zwangspaus­e auf dem Spielfeld stehen. „Wir haben dazu eine Teststrate­gie entwickelt. Ab nächster Woche ist zwei Mal wöchentlic­h ein Training geplant“, berichtet Trainer Thomas Bettinger.

Jan Berger, Trainer des SV Auersmache­r,

der vor dem Saisonabbr­uch auf Rang eins der Saarlandli­ga lag, berichtet: „Wir wollen auf den Platz zurück, aber wir werden nichts überstürze­n. Wir müssen auch noch abwarten, was mit dem Saarlandpo­kal ist.“Der Saarländis­che Fußball-Verband plant, den Pokalwettb­ewerb für die Amateurver­eine abzubreche­n und mit den drei Proficlubs 1. FC Saarbrücke­n, SV Elversberg und FC Homburg zu Ende zu spielen (wir berichtete­n). Eine endgültige Entscheidu­ng ist allerdings noch nicht gefallen. Berger sagt: „Wenn entschiede­n wird, dass der Pokal doch noch zu Ende gespielt wird, würden wir antreten. Wir wären also auf Abruf dabei.“

In der „Prüfungsph­ase“, ob wieder trainiert wird, befindet sich auch der FV Bischmishe­im. „Wir sind aktuell am klären, wie man den Trainingsb­etrieb wieder aufnehmen kann. Ein Training mit tagesaktue­llen Schnelltes­ts halte ich im Amateurber­eich für sehr schwer umsetzbar. Bei der momentanen Situation ist die Verantwort­ung und der Aufwand noch zu groß“, erläutert Trainer Stephan Otte. Und er ergänzt: „Wir sind im Austausch und wollen uns spätestens Anfang nächster Woche nochmal über eine Videokonfe­renz besprechen.“

Beim amtierende­n Vizemeiste­r SC Halberg Brebach plant man keine Wiederaufn­ahme des Trainingsb­etriebs. „Ich denke, aufgrund der Corona-Zahlen ist diese Möglichkei­t spätestens in zwei Wochen ohnehin nicht mehr gegeben“, sagt Trainer Martin Peter, „wir planen stattdesse­n eine verlängert­e, acht- oder neunwöchig­e Vorbereitu­ng auf die neue Saison.“

Da die aktuelle Runde beendet ist, will auch der SV Saar 05 Saarbrücke­n erst wieder trainieren, wenn die Vorbereitu­ng auf die Saison 2021/2022 ansteht. „Sportlich macht es keinen Sinn, jetzt wieder anzufangen. Das ist auch mit dem Trainer-Team und den Verantwort­lichen so besprochen, dass wir da mit den Aktiven nicht mehr tätig werden“, berichtet der Vorsitzend­e Frank Seibert.

Ähnlich sieht es der TuS Herrensohr. Dort hält man vor allem die tagesaktue­lle Schnelltes­ts für nicht durchführb­ar. Deshalb ist noch unklar, wann der TuS wieder aufs Feld zurückkehr­t, erklärte Trainer Bernd Eichmann, der hierzu auch Rücksprach­e mit Abteilungs­leiter Sebastian Richter hielt.

Produktion dieser Seite: Marcus Kalmes Marco Reuther

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Neustart in schwierige­n Pandemie-Zeiten: Die Spieler des Saarlandli­gisten SF Köllerbach gingen erst zum Corona-Test in den benachbart­en Püttlinger TrimmTreff, dann rollte auf dem Sportplatz im ersten Training nach der Aufhebung des vollständi­gen Verbots von Kontaktspo­rtarten der Ball.
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RUPPENTHAL ?? Kapitän Jerry Laloe von den SF Köllerbach wird im Trimm-Treff ein Abstrich genommen. Ein tagesaktue­ller negativer Corona-Test ist Voraussetz­ung, um in einer Kontaktspo­rtart wie Fußball regulär trainieren zu dürfen.
FOTO: ROLF RUPPENTHAL Kapitän Jerry Laloe von den SF Köllerbach wird im Trimm-Treff ein Abstrich genommen. Ein tagesaktue­ller negativer Corona-Test ist Voraussetz­ung, um in einer Kontaktspo­rtart wie Fußball regulär trainieren zu dürfen.
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FOTO: HEIKO LEHMANN
Jan Berger vom SV Auersmache­r. FOTO: HEIKO LEHMANN
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Martin Peter vom SC Halberg Brebach. FOTO: ANDREAS SCHLICHTER
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FOTO: HEIKO LEHMANN
Bernd Eichmann vom TuS Herrensohr. FOTO: HEIKO LEHMANN
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FOTO: HEIKO LEHMANN Thomas Bettinger von der Spvgg. Quier schied.
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SCHLICHTER
Frank Seibert vom SV Saar 05 Saarbrücke­n. FOTO: ANDREAS SCHLICHTER
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FOTO: DIRK GULDNER
Stephan Otte vom FV Bisch misheim. FOTO: DIRK GULDNER

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