Anonyme Anfeindungen: Schalke-Vorstand hört auf
(sid) Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 versinkt immer mehr im Chaos. Marketing-Vorstand Alexander Jobst legt sein Amt im Sommer nieder. Als Grund nannte der 47-Jährige laut einer Pressemitteilung des Tabellenletzten am Donnerstag „die anonymen Anfeindungen bis hin zu Bedrohungen, denen er und auch seine Familie seit einiger Zeit ausgesetzt sind“.
Jobst arbeitet seit 2011 im Vorstand der Königsblauen, er steigerte die jährlichen Vermarktungserlöse zwischenzeitlich auf über 90 Millionen Euro. „Ich gehe sehr, sehr schweren Herzens und habe lange mit dieser Entscheidung gerungen“, sagte Jobst: „Schalke 04 ist einzigartig und hat die Kraft, auch sportlich wieder erfolgreich zu werden.“
Der Diplom-Sportökonom, der zuvor für Real Madrid und den Weltverband Fifa tätig gewesen war, stand schon seit langem bei vielen Fans in der Kritik. Die zunehmende Kommerzialisierung des Traditionsvereins mit zahlreichen Aktivitäten in China stieß viele Anhänger ab, mehrmals wurde Jobst in den letzten Monaten auf Transparenten der Ultras auf dem Vereinsgelände als „Teil des Problems“harsch kritisiert und zum Rücktritt aufgefordert.
In der vergangenen Woche war Jobst noch maßgeblich daran beteiligt, dass der Hauptsponsor Gazprom sein Engagement auch in der 2. Liga fortsetzt. „Wir haben ein Fundament in den Vermarktungserlösen geschaffen, wie es die meisten Vereine in der 1. Liga nicht haben“, betonte Jobst: „Ich übergebe meinen Verantwortungsbereich in erstklassigem Zustand.“
Im vergangenen Jahr hatte sich bereits Finanzvorstand Peter Peters nach 27 Jahren aus der Führungsetage verabschiedet, nach dem sportlichen Absturz war zudem Ende Februar Sportvorstand Jochen Schneider gefeuert worden. Seine Nachfolge tritt der bisherige Nachwuchs-Chef Peter Knäbel an. Schalke ist mit 13 Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz auf dem Weg in die 2. Liga, nach einem Minus von 52 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2020 drücken den Club 217 Millionen Euro Schulden.