Saarbruecker Zeitung

Ölkatastro­phe im Nordmeer verhindert

Tagelang schaukelte der niederländ­ische Frachter „Eemslift Hendrika“verlassen und antriebslo­s in den hohen Wellen des Nordmeeres. In Norwegen rechnete man bereits mit dem Schlimmste­n. Nun gibt es ein Happy End.

- VON STEFFEN TRUMPF UND ANNETTE BIRSCHEL

(dpa/ap) Trotz schweren Seegangs haben Bergungste­ams den vor Norwegen in Seenot geratenen Frachter unter Kontrolle bringen können. Die „Eemslift Hendrika“wurde am Donnerstag langsam zum Hafen der Stadt Ålesund geschleppt, wie norwegisch­e Behördenve­rtreter bekannt gaben. Sie hatten die Sicherungs­aktion für das in den Niederland­en registrier­te Frachtschi­ff am frühen Morgen für beendet erklärt.

Das 112 Meter lange Schiff war auf dem Weg von Bremerhave­n nach Kolvereid in Norwegen gewesen. Es hatte am Ostermonta­g bei schlechtem Wetter und heftigem Wellengang aber Schlagseit­e bekommen, nachdem sich Teile der Fracht verschoben hatten. Daraufhin hatte es ein Notsignal abgesetzt. Die Besatzung wurde noch am Montag per Hubschraub­er von Bord geholt. Am späten Montagaben­d verlor das Schiff dann seine Antriebskr­aft.

Seitdem trieb die „Eemslift Hendrika“heftig in den Wellen schaukelnd im Europäisch­en Nordmeer. Ein größeres grünes Boot, das der Frachter geladen hatte, kippte dabei von Deck ins Meer. Mit Hilfe der beiden Schlepper sollte der Frachter ursprüngli­ch am Mittwoch an Land gezogen werden, was wegen schlechten Wetters aber zunächst auf Donnerstag verschoben wurde.

Dann jedoch veränderte­n sich die Bedingunge­n, und man machte sich Sorgen, dass das Schiff mit 350 Tonnen Schweröl und 50 Tonnen Diesel an Bord im Laufe von Stunden auf Land driften und es in den sensible Naturgebie­te in der Gegend zu einer Ölverschmu­tzung kommen könnte. Am späten Mittwochab­end gelang es schließlic­h, die Besatzung des niederländ­ischen Bergungsun­ternehmens Smit Salvage sowie einen Retter von einem Hubschraub­er

an Bord zu bringen. Sie schafften es laut Küstenverw­altung, das Schiff mit zwei Schleppern zu verbinden und die Gefahr einer Grundberüh­rung zu bannen.

Die „Eemslift Hendrika“gehört der niederländ­ischen Reederei Amasus Shipping und transporti­ert Boote aus dem Mittelmeer­raum nach Nordeuropa. Die Schlepper sind nach Angaben der Küstenverw­altung

von der Reederei von der niederländ­ischen Bergungsge­sellschaft Smit Salvage gechartert worden. Smit Salvage ist eine Tochterfir­ma des Bergungsun­ternehmens Boskalis, das sich zuletzt auch um die Bergung der „Ever Given“im Suezkanal gekümmert hatte.

Boskalis-Chef Peter Berdowski berichtete im niederländ­ischen Radio davon, wie gefährlich die Bergung der „Eemslift Hendrika“wegen der rauen See gewesen sei. „Als die Mannschaft evakuiert werden musste, hatten wir sicher sieben Meter hohe Wellen. Das Schiff stand manchmal beinahe gerade nach oben.“

Bevor die Spezialist­en am Mittwochab­end

an Bord gebracht werden konnten, habe es zunächst lange Diskussion­en mit den norwegisch­en Behörden gegeben, sagte Berdowski. Die Norweger hätten viel zu lange gezögert und auch die Gefahr einer Kollision verkehrt eingeschät­zt. „Wir sahen, dass das Schiff gegen Mitternach­t auf die Klippen laufen würde. Aber erst als es etwa sieben Meilen von der Küste entfernt war, sahen die Norweger selbst auch ein, dass es gefährlich wurde.“

Das Europäisch­e Nordmeer ist ein Randmeer des Atlantiks. Es liegt zwischen der norwegisch­en Inselgrupp­e Spitzberge­n im Norden, Island im Westen sowie der langen Westküste Norwegens im Osten.

„Das Schiff stand manchmal beinahe gerade nach oben.“

Peter Berdowski

Chef der Bergungsge­sellschaft Boskalis

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FOTO: SVEIN OVE EKORNESVÅG/NTB/DPA Das in Seenot geratene Frachtschi­ff „Eemslift Hendrika“wird von einem Schlepper in Richtung der Westküste Norwegens gezogen.

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