Saarbruecker Zeitung

Warum Bayern-Trainer Flick so genervt ist

Der Aus in der Champions League droht. Und Boateng erhält keinen neuen Vertrag, was dem Trainer nicht gefällt.

- VON THOMAS HÄBERLEIN

(sid) Hansi Flick war genervt, das verriet sein Gesichtsau­sdruck, das verriet der Ton in seiner Stimme. Als wäre die böse Überraschu­ng in Form der denkwürdig­en wie grotesken 2:3 (1:2)-Niederlage gegen Paris St. Germain nicht allein Grund genug, ihm die Stimmung zu vermiesen, musste sich der Trainer von Bayern München erneut auch mit bohrenden Fragen auseinande­rsetzen: Fragen zu Jérôme Boateng – und zu seiner eigenen Zukunft.

Das stete Nachhaken, ob er denn nun als Nachfolger von Bundestrai­ner Joachim Löw infrage käme, macht Flick mittlerwei­le fast zornig:

Er habe dazu „alles gesagt“, lautete seine Antwort. Konkret wurde dafür Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic vor dem Spiel: Er bestätigte, dass der vom Trainer so geschätzte Boateng am Ende der Saison in der Tat gehen muss. „Das war eine gemeinsame Entscheidu­ng der Vereinsfüh­rung, und in die war der Trainer auch eingebunde­n“, sagte Salihamidz­ic: „Ich habe das Jérôme erklärt, er hat das auch verstanden.“Wieder eine Entscheidu­ng, die Flick nicht gefällt.

Ob ihn derlei Nebengeräu­sche denn störten, wurde Flick gefragt. Seine Antwort, vorgetrage­n mit einem süffisante­n Lächeln, klang kryptisch. Er müsse nicht auf alles antworten, auch, „weil ich es nicht möchte“, sagte er und ergänzte, er müsse da „auch ein bisschen schauspiel­ern, auch das gehört zum Trainer-Job“. Wer will, der kann dies als dezenten Hinweis an die Chefs verstehen: Wenn ihr euer Ding macht, mach ich halt bald mein Ding.

Flicks Laune wäre fraglos besser gewesen, wäre nach seiner ersten Niederlage in der Champions League, der ersten des FC Bayern seit März 2019, der ersten nach 18 Siegen und einem Unentschie­den, und der ersten in einem Pflichtspi­el in der Arena seit November 2019 nicht die erfolgreic­he Titelverte­idigung gefährdet. So klang es allzu trotzig, als er sagte: „Wir haben noch ein Spiel zu spielen. Das Halbfinale ist unser Ziel nach wie vor.“

Allerdings müssen die Bayern zunächst mal davon ausgehen, dass sie am kommenden Dienstag einen Sieg mit zwei Toren Unterschie­d benötigen. Dass sie ausreichen­d Chancen herausspie­len können dafür, bewiesen sie am Mittwochab­end mit der einseitige­n Bilanz von 31:6 Schüssen Richtung Tor des hervorrage­nden Keylor Navas sowie mit 15:1 Eckbällen. Allein, es fehlte ein Mann mit Killerinst­inkt. „Wenn ein Spieler wie Robert Lewandowsk­i ausfällt, dann ist das nie schön“, sagte Flick knapp über das verletzung­sbedingte Fehler des Weltfußbal­lers.

Es reichte so nur zu den Treffern von Eric Maxim Choupo-Moting (37. Minute) und Thomas Müller (60.), die damit die Führung von PSG durch die beide Male grandios von

Neymar in Szene gesetzten Kylian Mbappé (3.) und Marquinhos (28.) ausglichen. Der unwiderste­hliche Mbappé war es auch, der die begeistern­de, aber riskante Angriffsst­rategie der Bayern beim ersten Konter in der zweiten Halbzeit mit dem Siegtreffe­r (68.) bestrafte. „Alle drei Tore waren zu vermeiden“, urteilte Flick.

Da half es im Nachhinein wenig, dass auch Müller behauptete: „Wenn wir den Killerinst­inkt an den Tag gelegt hätten, der uns so oft auszeichne­t, hätten wir ein anderes Spiel gesehen.“Eines, „in dem wir mit Sicherheit vier, fünf, sechs Tore hätten machen können“, wie Flick betonte. Und daran halten sie sich fest: Die gleiche Leistung in Rückspiel, sagte Müller, „dann werden wir die Chancen wieder bekommen. Dann müssen wir da sein.“

Ansonsten könnte es schon das letzte Spiel in der Champions League von Flick gewesen sein – auch wenn der verletzte Lewandowsk­i, der einen Einsatz in Paris ausschloss, betonte: „Die Spekulatio­nen um Hansi sind da, aber ich denke, in Zukunft werden wir weiter zusammenar­beiten.“Wenn er sich da mal nicht täuscht.

„Das Halbfinale ist unser Ziel nach wie vor.“

Hansi Flick

Trainer des FC Bayern

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 ?? FOTO: HOPPE/DPA ?? Bayern Münchens Thomas Müller ärgert sich im Spiel gegen Paris St. Germain über eine von vielen verpassten Torchancen.
FOTO: HOPPE/DPA Bayern Münchens Thomas Müller ärgert sich im Spiel gegen Paris St. Germain über eine von vielen verpassten Torchancen.

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