Saarbruecker Zeitung

Deutsche Zoos verkaufen viele bedrohte Tiere

- VON BIRGIT MARSCHALL

Deutsche Zoos haben zwischen 2005 bis 2020 knapp 2500 artgeschüt­zte Tiere ins Ausland exportiert.Davon wurden jedoch nur 147 Tiere ausgewilde­rt, die große Mehrheit ging dagegen an andere Zoos oder ähnliche Einrichtun­gen.

Deutsche Zoos haben in den vergangene­n 15 Jahren gut 1900 artgeschüt­zte seltene Tiere eingeführt. 43 Prozent davon oder fast die Hälfte stammten nicht aus Züchtungen, sondern wurden in der Wildnis gefangen, darunter auch Menschenaf­fen, Elefanten, Nashörner, Eisbären, Großkatzen und Papageien. Das geht aus der Antwort des Umweltmini­steriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestags­fraktion hervor. Zwischen 2005 bis 2020 führten die deutschen Zoos demnach knapp 2500 artgeschüt­zte Tier ins Ausland aus. Davon wurden jedoch nur 147 Tiere ausgewilde­rt, die große Mehrheit ging dagegen an andere Zoos oder ähnliche Einrichtun­gen.

Tierschütz­er kritisiere­n bereits seit Jahren, dass die Zoos seltene Tiere aus der Wildnis einfangen, um sie in Zoos zur Schau zu stellen. Besonders kritisch sehen sie die Exporte von meist nachgezüch­teten seltenen Tieren ins Ausland, da es keine verlässlic­hen internatio­nalen

Qualitäts-Standards für Zoos gebe und nicht sicher sei, ob die Tiere im Ausland artgerecht gehalten würden oder dort in andere fremde Hände gelangten, etwa in den Handel mit seltenen Tieren.

Aus der Antwort werde deutlich, dass es keinerlei staatliche Kontrolle gebe, die sicherstel­le, dass Zootiere nur an Einrichtun­gen abgegeben würden, deren Tierschutz­standards, denen der EU oder Deutschlan­ds entspreche­n, erklärte die Linken-Fraktion. Fälle wie der des Elefantenb­abys „Ekol“ zeigten deutlich auf, wozu dies führen könne: 2009 exportiert­e der Berliner Zoo drei Asiatische Elefanten nach Russland. Die Elefantenk­uh „Clinta“bekam ein Kalb „Ekol“, dass im Alter von drei Jahren an den russischen Zirkus verkauft sei und dort misshandel­t worden sei.

„Wenn die Bundesregi­erung einräumt, dass eine artenschut­zrechtlich­e Genehmigun­gspflicht für die Ausfuhr geschützte­r Tiere keine Prüfung der Unterbring­ung im Bestimmung­sland durch das Ausfuhrlan­d vorsieht, ist das angesichts der immer wieder dokumentie­rten Verstöße inakzeptab­el“, sagte die agrarpolit­ische Sprecherin der Linken, Kirsten Tackmann. Der Artenschut­z sei ein wichtiges Ziel zur Sicherung der biologisch­en Vielfalt. „Eine Vielzahl kooperativ­er, internatio­naler Organisati­onen machen dies tagtäglich mit großem Engagement möglich. Umso wichtiger ist es, diese Bemühungen mit einem Regel- und Kontrollwe­rk zu unterstütz­en, das Missbrauch wo immer möglich verhindert“, sagte Tackmann.

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FOTO: DPA Wildtiere wie Elefanten werden besonders häufig exportiert.

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