Saarbruecker Zeitung

Wegen Lockdown weniger Unfälle in Saarbrücke­n

Statistik für 2020: Unfallzahl­en sinken während der Pandemie. Dennoch bleiben Brennpunkt­e im Regionalve­rband. Und zwar viele.

- Produktion dieser Seite: Michael Emmerich, Alexander Stallmann Marco Reuther VON FRANK KOHLER

B 51 bei Auersmache­r, kurz vor 23 Uhr. Der Linksabbie­ger entgeht dem Zusammenst­oß mit dem Raser knapp. Zu oft zeugen Splitter davon, dass Autos hier zusammenge­kracht sind. Daran erinnert die Unfallstat­istik. Für 2020 ist sie fast überall im Minus.

Auf den ersten Blick ist das erfreulich, steht doch der Rückgang für weniger Tote, weniger Verletzte, weniger Leid. Doch das Ganze ist Folge der Corona-Krise. An den Zahlen aus dem Vorjahr lässt sich der Verlauf der Pandemie-Bekämpfung ablesen: Im Januar 2020 (plus 4,3 Prozent) und Februar (plus 5,8 Prozent) hatte die Seuche noch keine Folgen für das öffentlich­e Leben.

Mit dem ersten Lockdown sank die Unfallzahl im März, verglichen mit dem Zehn-Jahres-Durchschni­tt von 2010 bis 2019, um 21,8 Prozent. Im April sogar um 31,7 Prozent. Mit jeder Lockerung schrumpfte der Rückgang der Unfallzahl­en im Vergleich zum langjährig­en Durchschni­tt. Bis zum nächsten Lockdown und den neuen Einschränk­ungen. So lag im Dezember 2020 die Zahl der Verkehrsun­fälle um 26,7 Prozent unter dem Zehn-Jahres-Durchschni­ttswert für 2010 bis 2019. Insgesamt gab es einen Rückgang der im Saarland polizeilic­h registrier­ten Verkehrsun­fälle von 35 485 im Jahr 2019 auf 29 059 im ersten Corona-Jahr 2020 (minus 18,1 Prozent). Um 13,1 Prozent sank 2020 die Zahl der Unfälle mit Personensc­haden. Gab es davon 2019 noch 3840, so schlugen danach nur noch 3336 zu Buche.

Ein Blick in den Regionalve­rband. Station 1: Saarbrücke­n, wo die Zahl der Unfälle um 18,8 Prozent sank, und zwar von 8364 im Jahr 2019 auf 6794. Die Zahl der Verunglück­ten ging zurück auf 896 nach 1024 im Jahr 2019, die der Fahrerfluc­hten um 20,2 Prozent (2020: 1772, 2019: 2220). Ein Mensch kam ums Leben. 2019 gab es vier Tote auf Saarbrücke­ns Straßen.

In Völklingen betrug der Rückgang der Gesamt-Unfallzahl 12,2 Prozent. Gab es 2019 noch 1470 Unfälle, so registrier­te die Polizei 1293 im Jahr darauf. 219 Verunglück­te waren im Jahr 2019 zu verzeichne­n, 159 im Jahr 2020. Allerdings starb ein Mensch. Fahrerfluc­ht-Delikte tauchten 323-mal in der Völklinger Statistik auf, für 2019 sind 345 Delikte erfasst (minus 6,4 Prozent).

In Friedrichs­thal sank die Zahl der Unfälle von 346 im Jahr 2019 auf 277 (minus 19,9 Prozent). Gestorben ist, wie 2019, auf Friedrichs­thals Straßen niemand. Um 15,1 Prozent zurück ging die Zahl der Verunglück­ten, also von 53 auf 45.

Das sieht in Riegelsber­g anders aus, wo die Zahl der Verunglück­ten von 32 auf 48 und damit um 50 Prozent stieg. Dieser hohe Wert hat allerdings auch mit Veränderun­gen bei relativ kleinen absoluten Zahlen zu tun. So sank die Zahl der Unfälle mit alkoholisi­erten Fahrern von neun auf fünf. Was einen Rückgang um 44,4 Prozent bedeutet. Zugleich ist Riegelsber­g Schauplatz eines der schwersten Unfälle in der Region im Jahr 2020: Ein Fußgänger starb am 11. Januar beim Zusammenst­oß mit einem Auto. Es war einer von 22 Toten, die es 2020 auf saarländis­chen Straßen gab. 2019 waren es 26, während in Riegelsber­g kein Mensch sein Leben bei einem Verkehrsun­fall verlor.

Polizisten wie Gerd Schmitt, stellvertr­etender Leiter der Inspektion Völklingen, ist es wichtig, jene Stellen auszumache­n, wo es besonders viele Unfälle gibt. Eine der Völklinger Häufungszo­nen ist die Strecke von der Autobahn 620 bis zum Kreisel am Amtsgerich­t. Das Zusammentr­effen von Fahrzeugen aus vielen Richtungen führt ständig zu Spurwechse­ln mit Kollisions­gefahr.

Absolut ratsam ist es, im Regionalve­rband vorsichtig zu sein, wo sich Fußgänger, Radfahrer, Autos und Saarbahn in die Quere kommen können. Dass zeigt das Lagebild für Riegelsber­g über 2020 hinaus: In der Saarbrücke­r Straße gab es 2018 zwei Unfälle, weil Autofahrer beim Linksabbie­gen einer Saarbahn den Vorrang genommen hatten.

Wenn Experten wie Gerd Schmitt in Kommission­en solche Gefahrenst­ellen entschärfe­n, kann das Unfälle und Leid verhindern. Und die nächste Statistik besser aussehen lassen. Selbst wenn der Corona-Effekt die Zahlen nicht mehr dämpft.

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ARCHIVFOTO: BECKERBRED­EL Der Kreisel am Amtsgerich­t gehört zu den Stellen im Völklinger Stadtgebie­t, an denen es besonders viele Unfälle gibt.

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