Wegen Lockdown weniger Unfälle in Saarbrücken
Statistik für 2020: Unfallzahlen sinken während der Pandemie. Dennoch bleiben Brennpunkte im Regionalverband. Und zwar viele.
B 51 bei Auersmacher, kurz vor 23 Uhr. Der Linksabbieger entgeht dem Zusammenstoß mit dem Raser knapp. Zu oft zeugen Splitter davon, dass Autos hier zusammengekracht sind. Daran erinnert die Unfallstatistik. Für 2020 ist sie fast überall im Minus.
Auf den ersten Blick ist das erfreulich, steht doch der Rückgang für weniger Tote, weniger Verletzte, weniger Leid. Doch das Ganze ist Folge der Corona-Krise. An den Zahlen aus dem Vorjahr lässt sich der Verlauf der Pandemie-Bekämpfung ablesen: Im Januar 2020 (plus 4,3 Prozent) und Februar (plus 5,8 Prozent) hatte die Seuche noch keine Folgen für das öffentliche Leben.
Mit dem ersten Lockdown sank die Unfallzahl im März, verglichen mit dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 2010 bis 2019, um 21,8 Prozent. Im April sogar um 31,7 Prozent. Mit jeder Lockerung schrumpfte der Rückgang der Unfallzahlen im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt. Bis zum nächsten Lockdown und den neuen Einschränkungen. So lag im Dezember 2020 die Zahl der Verkehrsunfälle um 26,7 Prozent unter dem Zehn-Jahres-Durchschnittswert für 2010 bis 2019. Insgesamt gab es einen Rückgang der im Saarland polizeilich registrierten Verkehrsunfälle von 35 485 im Jahr 2019 auf 29 059 im ersten Corona-Jahr 2020 (minus 18,1 Prozent). Um 13,1 Prozent sank 2020 die Zahl der Unfälle mit Personenschaden. Gab es davon 2019 noch 3840, so schlugen danach nur noch 3336 zu Buche.
Ein Blick in den Regionalverband. Station 1: Saarbrücken, wo die Zahl der Unfälle um 18,8 Prozent sank, und zwar von 8364 im Jahr 2019 auf 6794. Die Zahl der Verunglückten ging zurück auf 896 nach 1024 im Jahr 2019, die der Fahrerfluchten um 20,2 Prozent (2020: 1772, 2019: 2220). Ein Mensch kam ums Leben. 2019 gab es vier Tote auf Saarbrückens Straßen.
In Völklingen betrug der Rückgang der Gesamt-Unfallzahl 12,2 Prozent. Gab es 2019 noch 1470 Unfälle, so registrierte die Polizei 1293 im Jahr darauf. 219 Verunglückte waren im Jahr 2019 zu verzeichnen, 159 im Jahr 2020. Allerdings starb ein Mensch. Fahrerflucht-Delikte tauchten 323-mal in der Völklinger Statistik auf, für 2019 sind 345 Delikte erfasst (minus 6,4 Prozent).
In Friedrichsthal sank die Zahl der Unfälle von 346 im Jahr 2019 auf 277 (minus 19,9 Prozent). Gestorben ist, wie 2019, auf Friedrichsthals Straßen niemand. Um 15,1 Prozent zurück ging die Zahl der Verunglückten, also von 53 auf 45.
Das sieht in Riegelsberg anders aus, wo die Zahl der Verunglückten von 32 auf 48 und damit um 50 Prozent stieg. Dieser hohe Wert hat allerdings auch mit Veränderungen bei relativ kleinen absoluten Zahlen zu tun. So sank die Zahl der Unfälle mit alkoholisierten Fahrern von neun auf fünf. Was einen Rückgang um 44,4 Prozent bedeutet. Zugleich ist Riegelsberg Schauplatz eines der schwersten Unfälle in der Region im Jahr 2020: Ein Fußgänger starb am 11. Januar beim Zusammenstoß mit einem Auto. Es war einer von 22 Toten, die es 2020 auf saarländischen Straßen gab. 2019 waren es 26, während in Riegelsberg kein Mensch sein Leben bei einem Verkehrsunfall verlor.
Polizisten wie Gerd Schmitt, stellvertretender Leiter der Inspektion Völklingen, ist es wichtig, jene Stellen auszumachen, wo es besonders viele Unfälle gibt. Eine der Völklinger Häufungszonen ist die Strecke von der Autobahn 620 bis zum Kreisel am Amtsgericht. Das Zusammentreffen von Fahrzeugen aus vielen Richtungen führt ständig zu Spurwechseln mit Kollisionsgefahr.
Absolut ratsam ist es, im Regionalverband vorsichtig zu sein, wo sich Fußgänger, Radfahrer, Autos und Saarbahn in die Quere kommen können. Dass zeigt das Lagebild für Riegelsberg über 2020 hinaus: In der Saarbrücker Straße gab es 2018 zwei Unfälle, weil Autofahrer beim Linksabbiegen einer Saarbahn den Vorrang genommen hatten.
Wenn Experten wie Gerd Schmitt in Kommissionen solche Gefahrenstellen entschärfen, kann das Unfälle und Leid verhindern. Und die nächste Statistik besser aussehen lassen. Selbst wenn der Corona-Effekt die Zahlen nicht mehr dämpft.