Saarbruecker Zeitung

„Saarland-Modell“: ein einziger Kommunikat­ions-Gau

-

Vom Hoffnungst­räger zum Hasardeur: Ministerpr­äsident Tobias Hans hat am Steuer seines „Saarland-Modells“einen rasanten Sturzflug hingelegt. Bruchlandu­ng nicht ausgeschlo­ssen – schaut man auf die galoppiere­nden Zahlen der Corona-Infizierte­n. Zumindest war es naiv, wenn nicht verwegen von der Saar-Regierung, in die schon anrollende dritte Pandemiewe­lle hinein Lockerunge­n zu versuchen. Keine Frage: Politiker, das ist aktuell ein Höllenjob. Notstand in den Kliniken, Notstand in vielen Betrieben. Experten raten mal zu diesem, mal zu jenem, und reichlich Beckmesser – auch in den Medien – wissen es nachher stets besser. Da wird das Richtige tun bisweilen zum Glücksspie­l. Was Bürger aber immer erwarten dürfen, ist Klarheit. Und hier versagt die Landesregi­erung völlig. Schon als Hans und Vize Anke Rehlinger ihr „Saarland-Modell“präsentier­ten und sich dafür von notorische­n Optimisten bundesweit beklatsche­n ließen, haben sie es nicht geschafft, deutlich zu machen, dass sie im Grunde nur dem mit Bund und anderen Bundesländ­ern vereinbart­en Stufenplan folgten. Sie ließen es zu, dass ein fatales Bild vom Laissez-faire im Saarland entstand. Was viele so missversta­nden, es mal lockerer mit Corona zu nehmen. Und jetzt, wo die Ampel auf Gelb gesprungen ist, hat man es nicht mal hingekrieg­t, klare Infos zu liefern: Was darf man noch? Und was nicht? Die Internetse­ite des Landes etwa gleicht einem Hindernisl­auf durch Verordnung­en, die auf weitere Verordnung­en verweisen... Wie sollen sich Unternehme­r, Kulturmach­er und Normalbürg­er da noch orientiere­n? Und vor allem: verstehen und mittragen, was an harten Maßnahmen notwendig ist. Ein einziger Kommunikat­ions-Gau.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany