Die K-Frage ist so gut wie entschieden in der Union
Zumindest eine Kanzlerqualität hat Armin Laschet in den vergangenen Wochen bewiesen. Er besitzt jene Dickfelligkeit, die man im wichtigsten Regierungsamt der Republik benötigt. Nichts hat den CDU-Vorsitzenden ihn von seinem Ziel einer Kanzlerkandidatur abgebracht. Weder die sinkenden Umfragewerte für die Union und für ihn persönlich, noch die Ambitionen und Sticheleien seines Konkurrenten aus München. Nicht der mediale Spott über seine misslungenen Talkshow-Auftritte und ebenso wenig die Kritik einiger CDU-Hinterbänkler im Bundestag. Laschet will es wissen, politisch kann er störrisch wie ein Esel sein. Man könnte meinen, Helmut Kohl ist wieder da. Auch der verstorbene Altkanzler war bekannt dafür, alles an sich abperlen zu lassen, jegliche Kritik, jede Niederlage.
Armin Laschet hat am Montag von den wichtigsten CDU-Gremien deutlich Rückendeckung erhalten. Damit ist ihm die Kanzlerkandidatur praktisch nicht mehr zu nehmen, weil das Signal ausgeblieben ist, das CSU-Mann Markus Söder für seinen Anspruch eingefordert hat – die Unterstützung der CDU. Daran ändert auch nichts, dass der Bajwuare erwartungsgemäß von seinen Getreuen favorisiert worden ist. Die Würfel sind gefallen. Nun muss nur noch ein für Söder galanter Ausweg aus dem Machtkampf gefunden werden. Nach den klaren Voten der Führungsgremien ist jedenfalls auch in der Bundestagsfraktion kein Aufstand mehr gegen Laschet zu erwarten. Denn wie keine andere Partei schließt die Union immer dann die Reihen, wenn die innerparteilichen Schlachten geschlagen sind.
Die Zustimmung zu seiner Kandidatur verdankt Laschet zwar seiner Hartnäckigkeit, aber nicht seinem politischen Charisma oder überzeugenden inhaltlichen Positionierungen. Auch nicht seinem Kurs in der Corona-Krise, der viele verstört hat. In der CDU-Führung haben sie durchaus auch jetzt noch Zweifel, ob mit Laschet das Kanzleramt zu verteidigen ist. Nur: Die Alternative wäre gewesen, nach Annegret Kramp-Karrenbauer in kürzester Zeit den zweiten Vorsitzenden zu demontieren, und damit auf den Spuren der SPD zu wandeln, die den Status der Volkspartei fast verloren hat. Ein Votum für Söder hätte vermutlich den Rücktritt Laschets als Parteichef bedeutet und auch noch seine Zukunft als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen in Frage gestellt. Und das mitten in der Pandemie. Zur Selbstzerstörung neigen die Unionsgranden gewiss nicht. Auch nicht dazu, sich die Direktiven künftig aus München von der kleinen Schwesterpartei abzuholen.
Die Lage, die Macht-Arithmetik spricht für Laschet. Als Kanzlerkandidat muss er dann aber die Zweifel an seinen Führungsfähigkeiten zerstreuen und Söder geschickt einbinden. Der Bayer wird eine Entschädigung verlangen. Außerdem muss Laschet neben einer Kanzlerin bestehen, die beliebter ist als er. Der Wahlkampf und der Machterhalt werden somit noch Herkulesaufgaben werden für den kleinen Mann aus Aachen. Sein dickes Fell dürfte ihm da nutzen.