Saarbruecker Zeitung

Vorteil für Laschet im Kandidaten­rennen

Die Führungsgr­emien der CDU unterstütz­en ihren Parteichef einmütig. Dieser will nun mit Konkurrent Markus Söder erneut das Gespräch suchen.

- VON WERNER KOLHOFF UND HAGEN STRAUSS

Er werde antreten, „wenn die CDU bereit wäre, mich zu unterstütz­en“, hatte CSU-Chef Markus Söder am Sonntag erklärt. Das jedoch tat die große Schwesterp­artei CDU am Montag nicht, im Gegenteil. Armin Laschet sicherte sich in seinen Führungsgr­emien breiten Rückhalt. Damit ist immer wahrschein­licher geworden, dass der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident die Union als Kanzlerkan­didat in die Bundestags­wahl führen wird. Auch wenn Söder noch nicht klein beigeben will.

Zur Dynamik der Entscheidu­ng trug bei, dass die CDU-Gremien schon am Montagvorm­ittag tagten, das CDU-Präsidium sogar in Präsenz, während die CSU-Zirkel erst nachmittag­s virtuell zusammenka­men. Die CDU gab so Tempo und Tonlage vor – und zwar eindrucksv­oll. Das Parteipräs­idium und auch der größere Bundesvors­tand sprachen sich klar für Laschet aus. „Das Meinungsbi­ld ist einmütig“, verkündete Generalsek­retär Paul Ziemiak hinterher.

Allerdings fassten beide Gremien keinen förmlichen Beschluss. Das hatte Laschet schon am Vorabend angekündig­t; er wollte einen konfrontat­iven Showdown mit der CSU vermeiden. Dieser Umstand ließ formal noch alle Türen für Markus Söder, den CSU-Vorsitzend­en, offen. Und so zog am Nachmittag in München der Vorstand der Christsozi­alen

nach. Auch dort unterstütz­te man die Ambitionen des eigenen Kandidaten. Aus Söders Landtagsfr­aktion kam sogar die Forderung nach einer Befragung der Mitglieder beider Parteien.

Trotzdem brachte der Tag Laschet alle Vorteile. Der wichtigste: Es zeigte sich, dass es in der CDU keine breite Bewegung für Söder gibt. Jedenfalls nicht an der Spitze der Partei und auch nicht unter den CDU-Ministerpr­äsidenten. Und das obwohl Söder in den Umfragen deutlich besser abschneide­t als der Aachener. Nur der vergleichs­weise unbedeuten­de Landesverb­and Berlin sprach sich am Montag offen für den Bayern aus. Zuvor hatte es eine ähnliche Initiative von rund 60 Unions-Bundestags­abgeordnet­en für Söder gegeben, die meisten aus Baden-Württember­g und aus den neuen Ländern. In den CDU-Spitzengre­mien der Partei aber meldete sich kein einziger Politiker von Gewicht zu Wort, um den Franken zu unterstütz­en.

Im Gegenteil. Fast alle Mitglieder des Präsidiums hätten sich an der Debatte beteiligt, wurde berichtet. Alle für Laschet. Mehrere Granden hätten dabei deutlich gemacht, dass die aktuellen Umfragen nicht die Entscheidu­ng über die Kandidaten­frage bestimmen sollten. Das hatte auch Laschet immer betont, anders als CSU-Chef Söder. Dem Vernehmen nach wurde dem NRWMann bescheinig­t, „Meinungen zusammenzu­führen, Haltung zu entwickeln und diese auch durchgehen­d zu vertreten“. Tonangeben­d soll bei der Sitzung vor allem Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble gewesen sein. Dem Vernehmen nach warf Schäuble seine ganze Autorität dann auch im anschließe­nd tagenden Bundesvors­tand in die Waagschale. Schäuble attestiert­e dem Aachener, „alles mitzubring­en“für eine Kanzlerkan­didatur.

Der Vorsitzend­e trat hinterher wie aufgedreht vor der Presse auf. Trotzig erneuerte er seine Forderung nach einem „Brücken-Lockdown“und einer Sondersitz­ung der Ministerpr­äsidenten. Das sei letzte Woche noch belächelt worden, doch jetzt steige die Zahl der Intensivpa­tienten drastisch. Und der AfD sagte er wegen ihrer Anti-EU-Beschlüsse vom Wochenende offen den Kampf an. „Mein Amtsverstä­ndnis vom Amt des Bundeskanz­lers ist ein europäisch­es“, betonte Laschet. Zum ersten Mal nahm der CDU-Chef das Wort Bundeskanz­ler für sich in den Mund.

„Noch in dieser Woche“forderte Unions-Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus nun eine Entscheidu­ng. Auch die Rheinland-Pfälzerin Julia Klöckner, Agrarminis­terin, verlangte: „Da muss jetzt ein Knopf drangemach­t werden.“Hintergrun­d ist, das die Grünen am kommenden Montag mitteilen wollen, wer für sie in das Rennen um das Kanzleramt geht, Robert Habeck oder Annalena Baerbock. Die SPD hat ihren Bewerber mit Olaf Scholz bereits letztes Jahr benannt. Er werde das CSU-Votum abwarten und dann „sehr bald“das erneute Gespräch mit Markus Söder suchen, um eine einvernehm­liche Lösung zu finden, kündigte Laschet an. Eventuell mit einer Delegation.

Doch so schnell, wie der NRWMann sich das vorstellt, wird es nicht gehen. Im CSU-Präsidium trat Söder kräftig auf die Bremse. Die Entscheidu­ng solle erst gegen Ende der Woche fallen, ließ er wissen. „Wir brauchen keinen endlosen Prozess, sondern einen zielführen­den“, meinte er anschließe­nd. Dafür sollen nun Verhandlun­gsdelegati­onen beider Parteien sorgen. Der Bayer hofft doch noch auf Unterstütz­er aus der CDU – vor allem aus der Bundestags­fraktion. Er sei bereit, so Söder, sich dort an diesem Dienstag zu präsentier­en. Der Machtkampf mit Laschet ist noch nicht vorbei.

„Da muss jetzt ein Knopf drangemach­t werden.“

Julia Klöckner CDU-Agrarminis­terin zur Debatte um die Kandidaten­suche in der Union

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FOTO: KAPPELER/DPA Geht es nach der CDU-Spitze, ist die Kanzlerkan­didatur von Parteichef Armin Laschet eine ausgemacht­e Sache.

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