Intensivstationen sind in Gefahr
Dritte Welle. Die Pandemie schüttelt uns erneut heftig durch. Corona hat die vorhandenen Lecks genutzt, hat die Virus-Mutante B.1.1.7 ans Steuer gelassen und einen gefährlichen Kurs eingeschlagen. Wir müssen gemeinsam alles daransetzen, gegenzusteuern, Rettungsboote bereitmachen. Sonst wird uns diese Welle mehr als nur nasse Füße bereiten. Sie denken jetzt: Schwarzmalerei, realitätsferne Polemik, Stimmungsmache? Nein. Es sind Fakten.
In unserem Corona-Schwerpunktzentrum auf dem Winterberg liegen gerade mehr als die Hälfte der Corona-Patienten beatmet auf der Intensivstation. Mehr als zwei Drittel davon sind jünger als 60 Jahre. Menschen, die voll im Leben stehen – beruflich und familiär – werden Wochen und Monate zur Genesung brauchen. Nicht alle werden dieses Ziel erreichen.
Wir bereiten uns dank steigender Infektionszahlen darauf vor, in den kommenden Wochen weitere schwerstkranke Corona-Patienten auf unseren Intensivstationen zu versorgen. Deutlich mehr als jetzt, denn zwischen Infektion und Intensivstation liegen meist zwei bis drei Wochen, manchmal auch länger.
Die Intensivstationen sind die Rettungsboote der dritten Welle. Doch wird der Wellengang zu hoch, kommen auch Rettungsboote ins Wanken, mit dann fatalen Folgen. Daher mein Weckruf an alle: Zurück ans Ruder – jetzt!
Dr. Christian Braun (45) ist Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Klinikums Saarbrücken sowie Vorsitzender der Saarländischen Krankenhausgesellschaft. In der Kolumne „Corona-Visite“berichten Ärzte und Pflegepersonal vom Alltag in der Pandemie.