Saarbruecker Zeitung

Auf den Spuren der Ritter und Schmuggler

Die Liebenburg und der Wanderweg Schmuggler-Pfad locken zu Ausflügen nach Namborn im Kreis St. Wendel. Teil 3 unserer SZ-Serie.

- VON THOMAS REINHARDT www.namborn.de

Ihr Turm ist weithin sichtbar. Für die Gemeinde Namborn im Kreis St. Wendel ist sie das Wahrzeiche­n und die größte Sehenswürd­igkeit: die Liebenburg im Ortsteil Hofeld-Mauschbach. Besser gesagt, die Reste der einstigen Höhenburg auf dem 376 Meter hohen Schlossber­g. 800 Jahre alt ist das Gemäuer, hat eine bewegte Geschichte hinter sich – wie die Region hier im Nordsaarla­nd auch.

„Die Bischöfe von Verdun ließen die Kernburg gegen Ende des 12. Jahrhunder­ts durch die Grafen von Castel (Blieskaste­l) erbauen“, so können Interessie­rte auf der Homepage der Gemeinde Namborn nachlesen. Die erste urkundlich­e Erwähnung der Burg „Lievenberc“datiere in das Jahr 1220, „als Bischof Jean d’Aprémont von Verdun im Kloster zu Tholey vehement seine Lehenshohe­it gegenüber den Grafen von Blieskaste­l und denen von Zweibrücke­n vor dem Mannengeri­cht klarstellt­e.“In der Folge erlebte die Liebenburg eine komplexe und wechselvol­le Geschichte: Der Besitz ging an das Erzstift zu Trier über. Um das Jahr 1430 wurde die Burg bei inneren Unruhen zerstört. Aus Geldmangel verpfändet­en die Erzbischöf­e zu Trier die Ruine und ließen solvente Rittergesc­hlechter die Liebenburg wieder aufbauen. 1479 wurde Heinrich von Sötern mit der Burg belehnt. Die wurde 1677 im Holländisc­hen Krieg durch die Franzosen endgültig zerstört, diente danach als Steinbruch und schließlic­h wucherte das Gelände zu.

Nach ersten Versuchen 1926 fanden in den 1970er-Jahren Ausgrabung­en statt. Dabei wurden die Grundmauer­n der Gemächer und der Zisterne freigelegt und Türbeschlä­ge, Tierknoche­n, Pfeil- und Lanzenspit­zen, Kachelteil­e, irdenes Geschirr, Zaumzeug und ein Wappenstei­n gefunden. 1976 wurde auf den Grundmauer­n der Burgzister­ne „ein historisie­render Aussichtst­urm“gebaut.

Heute kümmern sich die Gemeinde sowie der Heimat- und Verkehrsve­rein um die Anlage auf dem Schlossber­g. Die präsentier­t sich in gutem Zustand, auf neuen Schautafel­n wird über die Geschichte informiert. Eine Metalltrep­pe mit 32 Stufen führt zur Plattform. Von dort genießen Besucher prächtige Aussichten in alle Richtungen, auch auf den 569 Meter hohen Schaumberg bei Tholey. Im Inneren des Turmes wurde ein Trauzimmer eingericht­et. „Das ist die einzige Außenstell­e des Standesamt­es St. Wendel“, erklärt Namborns Bürgermeis­ter Sascha Hilpüsch. Von April bis Oktober würden Trauungen stattfinde­n, Interessie­rte können sich ans Standesamt in St. Wendel wenden (www. sankt-wendel.de/buergerser­vice/standesamt).

Burgführun­gen mit „Ritter Ludwig von Sötern“, die mehrmals im Jahr stattfinde­n, soll es ab Juni wieder geben, so Hilpüsch. Das beliebte Ritterspek­takel „Die Tafelrunde“unter Beteiligun­g des Heimat- und Verkehrsve­reins und des Mittelalte­rvereins werde in diesem Jahr wegen der Pandemie wohl ausfallen müssen, so der Bürgermeis­ter.

Unweit der Burg, am Schützenha­us in Hofeld (Furschweil­erstraße) startet der Premiumwan­derweg Schmuggler-Pfad. Der führt abwechslun­gsreich über knapp 13 Kilometer durch Täler mit Wiesen und Weiden, vorbei an Hügel- und Brandgräbe­rn, bergauf in Wälder und immer wieder zu Grenzstein­en. Denn hier verliefen historisch­e Grenzen, die vom Mittelalte­r bis nach dem Zweiten Weltkrieg bestanden. Und so beförderte­n immer wieder Schmuggler ihre „heißen Waren“hin und her. So trennte vom 16. bis 18. Jahrhunder­t die Grenze zwischen dem Erzbistum Trier und dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücke­n Land und Leute in Katholiken und Protestant­en. Später verlief hier die Grenze zwischen dem Großherzog­tum Oldenburg und dem Herzogtum Sachsen-Coburg und von 1920 bis 1935 tummelten sich Schmuggler zwischen dem „Deutschen Reich“und dem „Saargebiet“.

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FOTO: THOMAS REINHARDT Von der Liebenburg genießen Besucher prächtige Aussichten in alle Richtungen und bis hin zum Schaumberg bei Tholey.
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FOTO: THOMAS REINHARDT Unweit der Burg führt der Schmuggler­pfad über knapp 13 Kilometer durch Täler mit Wiesen und Weiden.
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FOTO: THOMAS REINHARDT Ein Modell zeigt, wie die Liebenburg bei Namborn einmal ausgesehen haben könnte.
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FOTO: THOMAS REINHARDT Tür zum Trauzimmer in der Liebenburg.

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