Saarbruecker Zeitung

Protestakt­ionen auch vor saarländis­chen Kliniken

Mit bundesweit­en Protesten fordert die Gewerkscha­ft Verdi bessere Arbeitsbed­ingungen für Klinikmita­rbeiter. Saarländis­che Corona-Politik in der Kritik.

- VON ALINE PABST

Am Montag haben deutschlan­dweit Klinikbesc­häftigte protestier­t, auch im Saarland. Anlass ist die heute stattfinde­nde Bundestags­anhörung zum „Gesetz zur Weiterentw­icklung der Gesundheit­sversorgun­g“. Der Entwurf sehe bislang keine bedarfsger­echte Personalbe­messung vor.

„Die Kolleginne­n und Kollegen sind am Ende ihrer Kräfte, und das nicht erst seit der Corona-Pandemie“, betont Veith Stahlheber, Fachkranke­npfleger für Anästhesie- und Intensivpf­lege und Sprecher des Bündnisses Pflegeaufs­tand Rheinland-Pfalz. „Schon seit Jahren machen wir darauf aufmerksam, dass es an allen Ecken und Enden an Kolleginne­n

und Kollegen fehlt. Doch bis auf leere Versprechu­ngen und wirkungsgl­osen Trostpflas­tern kommt bei uns in den Kliniken nichts an.“

„Nicht erst seit der Corona-Pandemie sind die Beschäftig­ten der Pflege bis aufs Äußerste belastet. Zeigt die Bundespoli­tik nun nicht endlich und unmittelba­r eine sichere Perspektiv­e für die Beschäftig­ten, dass sich die Arbeitsbed­ingungen zügig und deutlich verbessern, dann ist davon auszugehen, dass der ,Pflexit’ sich dramatisch zuspitzten wird und die pflegerisc­he Versorgung in den Krankhäuse­rn zusammenbr­icht“, vermutet auch Frank Hutmacher, Verdi-Landesbezi­rksfachber­eichsleite­r Rheinland-PfalzSaar in einer Pressemitt­eilung.

„Weil die Politik nicht handelt, verlassen uns unsere jungen Nachwuchsk­räfte schon kurz nach dem Berufseins­tieg“, ergänzt Anja Großmann, Gesundheit­s- und Kinderkran­kenpfleger­in an der Universitä­tsmedizin Mainz, in der gleichen Mitteilung. „So geht die Zukunft der profession­ellen Pflege verloren. Die Auszubilde­nden in der Pflege bekommen jeden Tag zu spüren, wie es um ihren zukünftige­n Berufsstan­d wirklich steht“, schreibt sie.

Ein Instrument zur besseren Personalbe­messung sei dabei durch die Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft, den Deutschen Pflegerat und die Gewerkscha­ft Verdi bereits erarbeitet worden und liege Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) seit einem Jahr vor. Passiert sei bisher allerdings nichts.

Im Rahmen einer bundesweit­en Foto-Aktion von Verdi möchten Klinikbesc­häftigte auf ihre Forderung aufmerksam machen – auch im Saarland. Hier waren Aktionen geplant vor dem Klinikum Saarbrücke­n, den Knappschaf­tskrankenh­äusern Sulzbach und Püttlingen, der Uniklinik Saarland, den SHG-Kliniken in Völklingen, Merzig und auf dem Sonnenberg, der DRK Klinik Mettlach, dem Kreiskrank­enhaus St. Ingbert und dem Marienkran­kenhaus St. Wendel.

Neben dem allgemeine­n Protest schwingt im Saarland auch noch massive Kritik an der Corona-Politik im Land mit. „Es ist eine Unverschäm­theit des Ministerpr­äsidenten und der Landesregi­erung, sich überhaupt zu wagen, die saarländis­che Corona-Ampel auf einen anderen Status zu setzen als auf Rot“, so Lisa Summkeller, Gewerkscha­ftssekretä­rin bei Verdi. Die Corona-Ampel wurde im Zuge des seit vergangene­r Woche eingeführt­en Saarland-Modells installier­t. Am Sonntag hat sie das Gesundheit­sministeri­um von Grün auf Gelb geschaltet, weil die Inzidenz im Land drei Tage in Folge bei über 100 lag (zuletzt bei 121,1). Wann die Ampel auf Rot spingen soll, ist schwammig formuliert. „Die politisch Verantwort­lichen haben entschiede­n, die Rotphase auszurufen bei „drohender Überlastun­g des Gesundheit­swesens“, kritisiert Summkeller. „Diese Überlastun­g droht nicht, sie besteht bereits seit Jahren. Und seit Jahren schaut die Politik zu, macht Versprechu­ngen, aber tut nichts Wirkungsvo­lles.“

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FOTO: SCHULZE/DPA Die Arbeitsbel­astung in der Pflege ist im Saarland zu hoch.

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