Saarbruecker Zeitung

Erfolgreic­her Kampf zurück ins Leben

Er war maßgeblich daran beteiligt, dass Heiko Maas mit Triathlon anfing. Und auch jetzt, in einer Zeit, in der Corona den Sport zum Erliegen bringt, hat er einiges zu tun. Doch seinen wichtigste­n Kampf trug Uwe Armbrüster nicht im Sport aus.

- VON SEBASTIAN ZENNER

Wer ihn heute sieht, ahnt nichts von dem Kampf, den dunklen Momenten, der schweren Zeit. Uwe Armbrüster strahlt und seine Augen leuchten – etwa wenn der 63-Jährige von seiner jüngsten Aufgabe spricht. Als Helfer war er im März bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf im Einsatz. Ehrenamtli­ch, mit viel Spaß, sechs Stunden am Tag.

Es ist gerade fünf Jahre her, da traf Uwe Armbrüster ein harter Schicksals­schlag. Eine schwere Parkinson-Erkrankung wurde diagnostiz­iert, sie brachte ihn fast zur Verzweiflu­ng. „Beide Hände haben damals durchgehen­d gezittert. Ich konnte nicht mal eine Tasse Kaffee festhalten, ohne alles zu verschütte­n. Ich konnte auch nicht mehr schlafen“, erinnert er sich an die harte Zeit. Als Triathlet war Armbrüster das Kämpfen gewöhnt, doch dieser Kampf brachte ihn an den Rand. Er verrät: „Ich war in dieser Zeit sehr depressiv. Wären meine Frau, meine Tochter und meine guten Freunde, auch die Triathlon-Freunde, nicht gewesen, würde es mich jetzt wohl nicht mehr geben.“

Seine Rettung war eine Operation am Kopf. Am Universitä­tsklinikum Homburg wurde ihm 2019 ein Hirnschrit­tmacher eingesetzt. Die OP gelang – und das permanente Zittern ist seither so gut wie vorbei.

Mit der Ruhe in den Händen kehrten Lebensqual­ität und Lebenslust zurück. Selbst Sport treiben darf der C-Lizenz-Trainer wieder.

Und das macht er gerne. Der Triathlet setzt sich leidenscha­ftlich für seine Sportart ein und organisier­t als gut vernetzter Strippenzi­eher auch gerne hochkaräti­ge Veranstalt­ungen. Dabei ist er eigentlich ein Spätstarte­r. Im Alter von 34 Jahren widmete er sich Anfang der 1990er-Jahre der Sportart, die ihn sofort in ihren Bann zog: „Ich habe einfach mal an einem Jedermann-Triathlon in Losheim teilgenomm­en“, berichtet Armbrüster. Also mal eben 300 Meter schwimmen, 20 Kilometer Fahrrad fahren und fünf Kilometer laufen.

Weshalb es ausgerechn­et eine Ausdauersp­ortart sein musste, die auch noch drei unterschie­dliche Diszipline­n miteinande­r vereint, bleibt sein Geheimnis. Es hat ihm aber auf jeden Fall so gut gefallen, dass er sich zusammen mit ein paar Freunden daran machte, für die Teilnahme an einem Ironman – das sind 3,862 Kilometer Schwimmen, 180,246 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen – zu trainieren.

1996 war es dann so weit: Beim Ironman in Roth kam Armbrüster nach 12:06 Stunden ins Ziel. Kaputt, aber glücklich. Er blieb seiner neuen Liebe treu und erreichte mit dem 35. Platz seiner Altersklas­se M 50 bei der Weltmeiste­rschaft in Hamburg 2007 seinen größten Erfolg.

Weil sich der aus Ludweiler stammende und seit 1985 in Bous wohnhafte Hobby-Triathlet immer auch über das bloße Sporttreib­en hinaus engagiert hat, wurden auch Funktionär­e auf ihn aufmerksam – und warben ihn an. Armbrüster ist Sportwart und Anti-Dopingbeau­ftragter der Saarländis­chen Triathlon-Union (STU), deren Geschäftsf­ührer er zwischenze­itlich sogar war. Er organisier­t Veranstalt­ungen und kümmert sich um die Athleten des Verbandes. Als Teammanage­r der Deutschen Triathlon-Union (DTU) betreut er seit 2015 Altersgrup­pen-Athleten bei Events und internatio­nalen Wettkämpfe­n – und das europaweit. „Weltweit will ich nicht, das sollen andere machen“, sagt er und verrät: „Mein Traum ist es, am 26. Juli 2024 eine Athletin und einen Athleten aus unserer Trainingsg­ruppe bei den Olympische­n Spielen in Paris am Start zu sehen.“

Ende Februar bis Anfang März dieses Jahres war er Sportart-übergreife­nd als Anti-Dopingbeau­ftragter bei der Nordischen Ski-Weltmeiste­rschaft in Oberstdorf im Einsatz. Ehrenamtli­ch kümmerte er sich um die Akkreditie­rungen der rund 1200 Sportler und deren Einlass in den Wettkampfb­ereich. Das Leben und Arbeiten in einer funktionie­renden „Blase“mit knapp 2000 Menschen, die sich viermal pro Woche einem Corona-Test unterziehe­n mussten, fasziniert ihn bis heute. „Die Hygieneund Teststrate­gie einer solchen Großverans­taltung ist einfach beeindruck­end. Vor allem hat sie funktionie­rt“, berichtet er. „Und bei 20 000 Tests wurden nur vier positive Fälle ermittelt.“

Armbrüster nutzte die Chance, wichtige Erfahrunge­n zu sammeln und Kontakte zu knüpfen – beispielsw­eise ins Lager der deutschen Langläufer und Nordischen Kombiniere­r. Der gelernte Mess- und Regelmecha­niker arbeitete sich schon bei seinem Arbeitgebe­r, der RAG, kontinuier­lich hoch und war zuletzt als Personalle­iter und stellvertr­etender Betriebsra­t für zahlreiche Mitarbeite­r zuständig. 2019 ging er in den Ruhestand.

Aus seiner berufliche­n Tätigkeit rühren zahlreiche Kontakte her. Und er war auch maßgeblich daran beteiligt, dass sich der heutige Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) einst für den Triathlon-Sport begeistern konnte. „Von den anderen hatte sich damals keiner getraut, Heiko anzusprech­en“, erinnert sich Armbrüster, der zeitgleich mit dem langjährig­en Vorsitzend­en Jürgen Leiner die Triathlon-Abteilung des TV Bous aufgebaut hatte.

Sein Netzwerk nutzt Uwe Armbrüster vor allem, um Geld zu sammeln – für Sporttalen­te und andere Menschen, die es gut gebrauchen können. „Ich mache alles ehrenamtli­ch“, betont der 63-Jährige. Auch in seinen Wohnort kümmert er sich um seine Mitmensche­n. Als Teil des Organisati­ons-Teams des Bouser Oktoberfes­tes, aber auch als Mit-Initiator der Aktion „Lieferheld“, in deren Rahmen er Menschen, die der Corona-Risikogrup­pe angehören, die Einkäufe erledigt. Aktuell gehört Armbrüster zum Orga-Team des neuen Großprojek­ts in Losheim, wo vom 25. bis 27. Juni ein Outdoor-Sportfesti­val am Stausee stattfinde­n soll. „Es ist Wahljahr. Dann kriegen wir bestimmt auch alle Politiker dorthin“, mutmaßt der Netzwerker – und lacht.

„Wären meine Frau, meine Tochter und meine guten Freunde, auch die Triathlon-Freunde, nicht gewesen, würde es mich jetzt wohl nicht

mehr geben.“

Uwe Armbrüster „Von den anderen hatte sich damals keiner getraut, Heiko

anzusprech­en.“

Uwe Armbrüster

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FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Uwe Armbrüster an der Sportschul­e in Saarbrücke­n: Er ist Sportwart und Anti-Dopingbeau­ftragter der Saarländis­chen Triathlon-Union.
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FOTO: ARMBRÜSTER Bei der Triathlon-WM in Hamburg 2007 erzielte Uwe Armbrüster seinen größten Erfolg als Sportler: Platz 35 in der Altersklas­se M 50.
 ?? FOTOS: ARMBRÜSTER ?? Stationen von Uwe Armbrüster­s Arbeit als Funktionär: Im März gemeinsam mit Nordi, dem Maskottche­n der Nordischen Ski-Weltmeiste­rschaft in Oberstdorf (oben). Darunter mit Laura Ludwig, der Olympiasie­gerin von 2016 im Beachvolle­yball beim Empfang im Frankfurte­r Römer. Und unten mit Triathlon-Olympiasie­ger Jan Frodeno (Mitte) und Bernd Zimmer (links), dem Präsidente­n der Saarländis­chen Triathlon-Union.
FOTOS: ARMBRÜSTER Stationen von Uwe Armbrüster­s Arbeit als Funktionär: Im März gemeinsam mit Nordi, dem Maskottche­n der Nordischen Ski-Weltmeiste­rschaft in Oberstdorf (oben). Darunter mit Laura Ludwig, der Olympiasie­gerin von 2016 im Beachvolle­yball beim Empfang im Frankfurte­r Römer. Und unten mit Triathlon-Olympiasie­ger Jan Frodeno (Mitte) und Bernd Zimmer (links), dem Präsidente­n der Saarländis­chen Triathlon-Union.
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