Erfolgreicher Kampf zurück ins Leben
Er war maßgeblich daran beteiligt, dass Heiko Maas mit Triathlon anfing. Und auch jetzt, in einer Zeit, in der Corona den Sport zum Erliegen bringt, hat er einiges zu tun. Doch seinen wichtigsten Kampf trug Uwe Armbrüster nicht im Sport aus.
Wer ihn heute sieht, ahnt nichts von dem Kampf, den dunklen Momenten, der schweren Zeit. Uwe Armbrüster strahlt und seine Augen leuchten – etwa wenn der 63-Jährige von seiner jüngsten Aufgabe spricht. Als Helfer war er im März bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf im Einsatz. Ehrenamtlich, mit viel Spaß, sechs Stunden am Tag.
Es ist gerade fünf Jahre her, da traf Uwe Armbrüster ein harter Schicksalsschlag. Eine schwere Parkinson-Erkrankung wurde diagnostiziert, sie brachte ihn fast zur Verzweiflung. „Beide Hände haben damals durchgehend gezittert. Ich konnte nicht mal eine Tasse Kaffee festhalten, ohne alles zu verschütten. Ich konnte auch nicht mehr schlafen“, erinnert er sich an die harte Zeit. Als Triathlet war Armbrüster das Kämpfen gewöhnt, doch dieser Kampf brachte ihn an den Rand. Er verrät: „Ich war in dieser Zeit sehr depressiv. Wären meine Frau, meine Tochter und meine guten Freunde, auch die Triathlon-Freunde, nicht gewesen, würde es mich jetzt wohl nicht mehr geben.“
Seine Rettung war eine Operation am Kopf. Am Universitätsklinikum Homburg wurde ihm 2019 ein Hirnschrittmacher eingesetzt. Die OP gelang – und das permanente Zittern ist seither so gut wie vorbei.
Mit der Ruhe in den Händen kehrten Lebensqualität und Lebenslust zurück. Selbst Sport treiben darf der C-Lizenz-Trainer wieder.
Und das macht er gerne. Der Triathlet setzt sich leidenschaftlich für seine Sportart ein und organisiert als gut vernetzter Strippenzieher auch gerne hochkarätige Veranstaltungen. Dabei ist er eigentlich ein Spätstarter. Im Alter von 34 Jahren widmete er sich Anfang der 1990er-Jahre der Sportart, die ihn sofort in ihren Bann zog: „Ich habe einfach mal an einem Jedermann-Triathlon in Losheim teilgenommen“, berichtet Armbrüster. Also mal eben 300 Meter schwimmen, 20 Kilometer Fahrrad fahren und fünf Kilometer laufen.
Weshalb es ausgerechnet eine Ausdauersportart sein musste, die auch noch drei unterschiedliche Disziplinen miteinander vereint, bleibt sein Geheimnis. Es hat ihm aber auf jeden Fall so gut gefallen, dass er sich zusammen mit ein paar Freunden daran machte, für die Teilnahme an einem Ironman – das sind 3,862 Kilometer Schwimmen, 180,246 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen – zu trainieren.
1996 war es dann so weit: Beim Ironman in Roth kam Armbrüster nach 12:06 Stunden ins Ziel. Kaputt, aber glücklich. Er blieb seiner neuen Liebe treu und erreichte mit dem 35. Platz seiner Altersklasse M 50 bei der Weltmeisterschaft in Hamburg 2007 seinen größten Erfolg.
Weil sich der aus Ludweiler stammende und seit 1985 in Bous wohnhafte Hobby-Triathlet immer auch über das bloße Sporttreiben hinaus engagiert hat, wurden auch Funktionäre auf ihn aufmerksam – und warben ihn an. Armbrüster ist Sportwart und Anti-Dopingbeauftragter der Saarländischen Triathlon-Union (STU), deren Geschäftsführer er zwischenzeitlich sogar war. Er organisiert Veranstaltungen und kümmert sich um die Athleten des Verbandes. Als Teammanager der Deutschen Triathlon-Union (DTU) betreut er seit 2015 Altersgruppen-Athleten bei Events und internationalen Wettkämpfen – und das europaweit. „Weltweit will ich nicht, das sollen andere machen“, sagt er und verrät: „Mein Traum ist es, am 26. Juli 2024 eine Athletin und einen Athleten aus unserer Trainingsgruppe bei den Olympischen Spielen in Paris am Start zu sehen.“
Ende Februar bis Anfang März dieses Jahres war er Sportart-übergreifend als Anti-Dopingbeauftragter bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Oberstdorf im Einsatz. Ehrenamtlich kümmerte er sich um die Akkreditierungen der rund 1200 Sportler und deren Einlass in den Wettkampfbereich. Das Leben und Arbeiten in einer funktionierenden „Blase“mit knapp 2000 Menschen, die sich viermal pro Woche einem Corona-Test unterziehen mussten, fasziniert ihn bis heute. „Die Hygieneund Teststrategie einer solchen Großveranstaltung ist einfach beeindruckend. Vor allem hat sie funktioniert“, berichtet er. „Und bei 20 000 Tests wurden nur vier positive Fälle ermittelt.“
Armbrüster nutzte die Chance, wichtige Erfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen – beispielsweise ins Lager der deutschen Langläufer und Nordischen Kombinierer. Der gelernte Mess- und Regelmechaniker arbeitete sich schon bei seinem Arbeitgeber, der RAG, kontinuierlich hoch und war zuletzt als Personalleiter und stellvertretender Betriebsrat für zahlreiche Mitarbeiter zuständig. 2019 ging er in den Ruhestand.
Aus seiner beruflichen Tätigkeit rühren zahlreiche Kontakte her. Und er war auch maßgeblich daran beteiligt, dass sich der heutige Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) einst für den Triathlon-Sport begeistern konnte. „Von den anderen hatte sich damals keiner getraut, Heiko anzusprechen“, erinnert sich Armbrüster, der zeitgleich mit dem langjährigen Vorsitzenden Jürgen Leiner die Triathlon-Abteilung des TV Bous aufgebaut hatte.
Sein Netzwerk nutzt Uwe Armbrüster vor allem, um Geld zu sammeln – für Sporttalente und andere Menschen, die es gut gebrauchen können. „Ich mache alles ehrenamtlich“, betont der 63-Jährige. Auch in seinen Wohnort kümmert er sich um seine Mitmenschen. Als Teil des Organisations-Teams des Bouser Oktoberfestes, aber auch als Mit-Initiator der Aktion „Lieferheld“, in deren Rahmen er Menschen, die der Corona-Risikogruppe angehören, die Einkäufe erledigt. Aktuell gehört Armbrüster zum Orga-Team des neuen Großprojekts in Losheim, wo vom 25. bis 27. Juni ein Outdoor-Sportfestival am Stausee stattfinden soll. „Es ist Wahljahr. Dann kriegen wir bestimmt auch alle Politiker dorthin“, mutmaßt der Netzwerker – und lacht.
„Wären meine Frau, meine Tochter und meine guten Freunde, auch die Triathlon-Freunde, nicht gewesen, würde es mich jetzt wohl nicht
mehr geben.“
Uwe Armbrüster „Von den anderen hatte sich damals keiner getraut, Heiko
anzusprechen.“
Uwe Armbrüster