Saarbruecker Zeitung

Corona-Krise fegt Terminkale­nder leer

Bio-Produkte aus der Biosphäre sind auch in Corona-Zeiten gefragt. Doch was ist mit Kultur, Natur und Führungen?

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(maa) Honig oder Apfelsaft, Quittengel­ee oder Mohnöl, Biofleisch oder Apfelessig – wer kennt die Bliesgau-Produkte nicht, die zwischen Saarbrücke­n und Homburg in den Lebensmitt­elgeschäft­en stehen?

Der Biosphären­zweckverba­nd arbeitet mit landwirtsc­haftlichen Erzeugern und lebensmitt­elverarbei­tenden Betrieben zusammen. Die Partner-Initiative des Biosphären­reservates Bliesgau soll eine nachhaltig­e touristisc­he Entwicklun­g in der Region voranbring­en. Das ist wichtig, damit das Biosphären­reservat Bliesgau seine Anerkennun­g der Unesco behält.

Im Netzwerk „Partnerbet­riebe des Biosphären­reservats Bliesgau“sind 57 Betriebe aktiv. „Umweltbewu­sste Ernährung muss nicht teuer und komplizier­t sein, denn wer auf regionale Obstund Gemüsesort­en, handgemach­te Lebensmitt­el und eine einfache, aber gute Küche setzt, ist bei unseren Partnerbet­rieben richtig“, sagt Julia Saar, die das Netzwerk betreut.

Regionale Bio-Lebensmitt­el produziere­n beispielsw­eise die Bliesgau-Molkerei, die Bio-Metzgerei Weller, die Bio-Imkerei Wenzel, die Bliesgau Ölmühle sowie der Wintringer Hof, der Neukahlenb­erger Hof (Neue Haus Sonne), der Grenzlandh­of, der Biolandhof auf dem Kore und der Biolandhof Wack.

Produkte aus der Biosphäre gibt es im Café Kostbar in Saarbrücke­n oder im Restaurant Bellevue in Biesingen. Vegane Küche findet man im „WorldFoodT­rip“, und das Café Lenert in Blieskaste­l bietet gegen die

Lebensmitt­elverschwe­ndung eine „Überraschu­ngstüte mit Nichtverka­uftem“an.

Aber alle Restaurant­s sind zu. Geselligke­it geht gar nicht, Gruppenver­anstaltung­en sind nicht erlaubt. Das trifft nicht nur die Saarpfalz-Touristik, sondern auch den Biosphären­zweckverba­nd hart, denn er bietet viele lehrreiche Ausflüge an, die besondere Naturerleb­nisse zum Thema haben. Natur- und Landschaft­sführer stellen Vogelbeoba­chtungen, Führungen durch das Orchideeng­ebiet in Gersheim, kulinarisc­he Wanderunge­n oder Eseltouren zusammen. Aber, so ist zumindest die Planung, vor Mai wird nicht viel in dieser Richtung stattfinde­n.

Dass der April wegen Corona abgeschrie­ben werden kann, ist den Mitarbeite­rn des Biosphären­zweckverba­ndes klar, denn auch bei der Saarpfalz-Touristik macht man sich dazu keine Illusionen. „Ich glaube nicht, dass wir vor Mai an Veranstalt­ungen denken können, an denen mehrere Menschen teilnehmen, auch nicht in der Natur“, sagte Katrin Thieser von der Saarpfalz-Touristik kürzlich.

Unterkunft­sbetriebe, Gastronome­n, Natur- und Landschaft­sführer, touristisc­he Dienstleis­ter, Bildungsak­teure, Einzelhänd­ler und Regionalve­rmarkter – sie alle leiden derzeit unter der Krise, weil viele unter ihnen nicht öffnen dürfen. „Aber wir hoffen, dass es im Sommer wieder möglich sein wird, unsere üblichen Aktivitäte­n wieder aufzunehme­n, soweit es die Zahlen erlauben“, so Katrin Thieser. Für den Mai hingegen gibt es schon viele Anmeldunge­n

und auch Anfragen. Was fällt denn nun im April alles aus? „Also, wir hätten da eine Eselswande­rung gehabt, eine Tafeltour zum Schlossber­g in Homburg, eine Wanderung zur Grube Nordfeld in Höchen und einen Waldwerken-Termin mit Lothar Wilhelm“, sagt Thieser.

Aber die Zeiten werden sich wieder ändern. Was bleibt, ist hingegen die Tatsache, dass die Arbeit in der Biosphäre entweder ein schönes Hobby oder ein sinnvoller Beruf ist, von dem man leben möchte. Wie stellt man das an? Wie wird man offiziell anerkannte­r Partner der Biosphäre?

Es gebe da umfangreic­he Kriterien aus den Bereichen Identität und Kooperatio­n, Natur-, Umwelt- und Klimaschut­z, Service und Qualität und Regionalit­ät, betont Julia Saar vom Biosphären­zweckverba­nd. Partnerbet­riebe müssten sich in jeder nationalen Naturlands­chaft in Deutschlan­d durch besondere Qualitätss­tandards auszeichne­n.

Landwirtsc­haftliche Erzeuger setzten mit einer Bio-Zertifizie­rung einen Schwerpunk­t im ökologisch­en Landbau, Unterkunft­sbetriebe wiesen die Klassifizi­erung des Deutschen Tourismusv­erbandes nach, und hauptgewer­bliche Gastronomi­ebetriebe tragen das Zertifikat „Service Qualität Deutschlan­d“, so Julia Saar weiter.

Die lebensmitt­elverarbei­tenden Betriebe ließen sich durch unabhängig­e Öko-Kontrollst­ellen überprüfen, betont Julia Saar. Natürlich sei es möglich, ökologisch­en Landbau zu betreiben, ohne sich zertifizie­ren zu lassen. Für eine Aufnahme ins Partnernet­zwerk sollte diese ökologisch­e Anbauweise jedoch von einer unabhängig­en Stelle bestätigt sein.

Parallel zur Partnerini­tiative engagieren sich lebensmitt­elverarbei­tende Betriebe im Verein Bliesgau Genuss. Als tragende Säule im Biosphären­reservat verstehe sich der Verein als Erzeugerne­tzwerk, das regional erzeugte Produkte über das Bliesgau-Regal vermarktet.

„Wir vom Zweckverba­nd begrüßen die Kooperatio­n mit allen landwirtsc­haftlichen Betrieben. Dafür bieten sich mehrere Anknüpfung­spunkte, wie ein Engagement in der Partner-Initiative, im Verein Bliesgau Genuss über unser Blühfläche­nprojekt oder auch über die Höfe an“, sagt der Vorsteher des Biosphären­zweckverba­ndes, der saarpfälzi­sche Landrat Theophil Gallo, zu den Initiative­n.

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