Inspiration in der Corona-Krise
Japanischer Golf-Profi Hideki Matsuyama gewinnt legendäres US Masters in Augusta.
(dpa) Im japanischen Fernsehen kullerten bei einem Kommentator die Tränen, der Premierminister sprach von einer Inspiration mitten in der Corona-Krise. Der geschichtsträchtige Triumph des Japaners Hideki Matsuyama beim 85. Masters in Augusta sorgte in der Heimat des 29-Jährigen für Begeisterung. Als erster Japaner der Geschichte gewann Matsuyama ein Major-Turnier und schlüpfte in das legendäre grüne Jackett.
Matsuyamas Sieg habe die japanische Öffentlichkeit „in Anbetracht der anhaltenden Auswirkungen des neuartigen Coronavirus inspiriert und ermutigt“, sagte Japans Premierminister Yoshihide Suga. Vor Matsuyama hatten bereits die japanischen Golferinnen Hisako Higuchi 1977 bei der LPGA Championship und Hinako Shibuno 2019 bei der Women’s British Open Major-Titel gewonnen. Matsuyama ist nun der erste Mann, dem dies gelang.
„Gratulation zu dieser großen Errungenschaft für dich und dein Land“, twitterte der fünfmalige Masters-Sieger Tiger Woods, der nach seinem Autounfall beim Saison-Höhepunkt nicht am Start war. Dieser historische Sieg werde „die ganze Golf-Welt beeinflussen“.
Mit dem legendären grünen Jackett am Körper hatte Matsuyama zuvor an der Magnolia Lane die Arme in die Luft gerissen und den Applaus für seinen historischen Sieg genossen. „Ich bin geehrt“, sagte er etwas schüchtern. Unmittelbar nach dem letzten Putt hatte er seinen Caddie auf dem 18. Grün des Augusta National Golf Clubs im
US-Bundesstaat Georgia in den Arm genommen, auf dem Weg zum Clubhaus wischte er sich mehrfach mit der Hand über die Augen.
Nach einer 73er-Finalrunde auf dem schweren Par-72-Kurs siegte Matsuyama mit insgesamt 278 Schlägen vor dem US-Amerikaner und Masters-Debütanten Will Zalatoris (279) sowie dessen Landsleuten Jordan Spieth und Xander Schauffele (je 281). Deutschlands Golf-Legende Bernhard Langer war bei dem mit 11,5 Millionen US-Dollar dotierten Masters wie etliche Favoriten am Cut gescheitert.
Für Matsuyama ist es der sechste Erfolg auf der US-Tour – und einer, der in seiner Heimat für Freudentaumel sorgte. Dort waren zum Wochenstart am Montagmorgen viele Menschen extra früh aufgestanden, um die Übertragung der letzten Runde live mitzuverfolgen. Im golfverrückten Japan war Matsuyama schon vor dem Triumph ein Star. Bereits vor zehn Jahren war er beim Masters als bester Amateur ausgezeichnet worden. 2011 hatte der damals 19-Jährige beim Sieg des Südafrikaners Charl Schwartzel den geteilten 27. Rang belegt.
Nun dürfte im Vorfeld der Olympischen Spiele in Tokio die Verehrung in neue Sphären vorstoßen. Schon 2017 hatte er mit dem zweiten Platz bei den US Open in Erin Hills und dem Aufstieg zur Nummer zwei der Golfwelt einen Hype in Japan ausgelöst. „Ich hoffe, dass ich ein Pionier bin, dem viele andere Japaner folgen werden“, sagte Matsuyama.