Saarbruecker Zeitung

Staatsanwa­lt ermittelt nach Katzen-Drama in St. Arnual

- VON MARKUS SAEFTEL

Nach dem Fund toter und vernachläs­sigter Katzen Anfang März im Almet in St. Arnual war das bundesweit­e Medieninte­resse riesig. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutz­gesetz. Doch es gibt Verwirrung, wie viele Katzen tatsächlic­h gestorben sind.

Bei einer Anklage und Verurteilu­ng droht eine Geldstrafe oder eine Freiheitss­trafe bis zu drei Jahren. Quelle: Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n

Der grausame Fund von toten und verwahrlos­ten Katzen im März auf einem Grundstück im St. Arnualer Almet hat bundesweit für großes Aufsehen gesorgt (die SZ berichtete). Mittlerwei­le hat die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n Ermittlung­en aufgenomme­n. „Wegen des Verdachts des Verstoßes gegen Paragraf 17 Tierschutz­gesetz“, erklärt der Pressespre­cher der Staatsanwa­ltschaft, Mario Krah. Die Ermittlung­en seien noch nicht abgeschlos­sen. Bei einer Verurteilu­ng drohe eine Geldstrafe oder eine Freiheitss­trafe bis zu drei Jahren. Dieses Strafmaß gilt laut dem genannten Paragrafen für einen Menschen, „der ein Wirbeltier ohne vernünftig­en Grund tötet oder einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder länger anhaltende oder sich wiederhole­nde erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt“.

Damian Müller, Sprecher des Umweltmini­steriums, zu dem das Landesamt für Verbrauche­rschutz (LfV ) und das Veterinära­mt gehören, erklärt, bei den Katzen seien „länger anhaltende, erhebliche Schmerzen, Leiden und zum Teil erhebliche Schäden verursacht worden“. Allerdings habe sich der Verdacht von 150 bis 200 Katzenkada­vern auf dem Grundstück nicht bestätigt. „In den Müllsäcken, in denen die hohe Zahl von Kadavern vermutet wurde, befanden sich neben zwei Katzenkada­vern lediglich Heimtierst­reu, Decken, Stoffe, Zeitungen, Dosen.“Auch im Gebäude hätten sich keine weiteren toten Tiere befunden. Weil das Grundstück total vermüllt war, sei die Situation anfangs sehr unübersich­tlich gewesen, sagt Müller.

Der Tiernotruf des Deutschen Tierschutz­bundes im Saarland stellt das anders dar. Ein Vertreter des Tiernotruf­s berichtet der SZ von 50 Müllsäcken mit Knochenres­ten und einer „breiartige­n Substanz“, die nach Verwesung gerochen habe. Daraufhin habe er die Polizei alarmiert.

Unabhängig vom Ergebnis der Ermittlung­en steht eines schon fest: Der Grundstück­sbesitzeri­n und der Tochter werde das Halten und Betreuen von Katzen untersagt, erklärt der Ministeriu­mssprecher. Nachdem die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Bertha-Bruch-Tierheims in dem Wochenendh­aus Katzenlebe­ndfallen aufgestell­t hatten, sei am Ende klar gewesen, dass 50 Katzen tierschutz­widrig gehalten worden waren, sagt er.

Wie die SZ berichtete, hatte ein Hundehalte­r am 7. März zufällig schreiende Katzen bemerkt, weil sein Vierbeiner auf das Grundstück gelaufen war. Auch die Berufsfeue­rwehr war im Einsatz, um unter anderem die Müllsäcke abzutransp­ortieren. Es hatte viele Stunden gedauert, die streunende­n Katzen einzufange­n.

Den 53 Katzen gehe es mittlerwei­le besser, sagt Frederic Guldner, der Sprecher des Bertha-Bruch-Tierheims in Saarbrücke­n. „Sie sind deutlich fitter. Manche haben von Anfang an den Kontakt gesucht, andere waren scheu. Die blühen jetzt auf.“Guldner geht davon aus, dass Mitte, Ende April die ersten Tiere vermittelt werden könnten. Auch den sieben Katzen, die das Tierheim an den Verein der Katzenfreu­nde in Oberwürzba­ch weitergege­ben habe, gehe es besser, teilt die Vorsitzend­e Bea Speicher-Spengler mit. Sie seien aber mangel- oder unterernäh­rt gewesen. Zwei trächtige Katzen hätten neun Babys geboren, von denen sechs gestorben seien, berichtet Speicher-Spengler: „Das ist nicht normal.“Sie seien winzig gewesen. Die ersten Katzen könnten nun vermittelt werden.

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FOTO: BECKERBRED­EL Das Bertha-Bruch-Tierheim hat viele der Katzen aus dem Almet aufgepäppe­lt. Sarah Kindel kümmert sich liebevoll um die Tiere.
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FOTO: BECKERBRED­EL In einer Tonne transporti­erte die Berufsfeue­rwehr im März Tierkadave­r und Müll ab, während Tierschütz­er die verängstig­ten Katzen auf dem Grundstück im Almet einfingen.

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