„Ein Schwenker, das ist Emotion“– auch für die Herrn von ZZ Top
Alexandra Hoffmann von Pidoll trifft häufig Stars. Sie weiß auch, was die gerne essen. Und bei manchen kommt eine Ayurveda-Massage zum Einsatz.
Vom Kultur-Lockdown sind nicht nur Künstler, Veranstalter und Bühnenarbeiter betroffen – auch eine Ayurveda-Therapeutin wie Alexandra Hoffmann von Pidoll hat seit über einem Jahr weniger zu tun. Das liegt daran, dass die 46-Jährige beim Konzertveranstalter Saarevent angestellt ist und meistens als Köchin für die Tochterfirma First Choice arbeitet.
Ihre Ayurveda-Ausbildung kommt ihr dabei zugute, denn die indische Heilslehre umfasst ja auch die Ernährung. Was Hoffmann von Pidoll nicht davon abhält, auch mal einen ursaarländischen Schwenker zu kredenzen – doch dazu später mehr.
Die Köchin stammt ursprünglich aus Ludweiler und hat lange Jahre in den USA verbracht, wo sie als Maskenbildnerin arbeitete. Dabei konnte sie sich schon einen unbefangenen Umgang mit Stars aneignen. „Man darf ja nicht die Fassung verlieren, wenn plötzlich Nena vor einem steht. Man muss da eine gewisse Ruhe haben und die Stars ganz normal behandeln. Die sind dankbar, das sind ja auch nur Menschen.“
Auch bei als kompliziert geltenden Prominenten habe sich dieses Konzept gut bewährt. „Da wird man überrascht davon, was für nette Menschen das sind.“Selbst Heiratsanträge von männlichen Künstlern habe sie bekommen, ob ernst gemeint, wisse sie allerdings nicht.
Hoffmann von Pidoll legt Wert auf den direkten Kontakt mit den Stars, die sie bekocht. Und wenn einer dann unter Verspannungen oder einem Hexenschuss leidet, kommt ihr die ayurvedische Ausbildung doppelt zugute. Am 13. März letzten Jahres musste sie in Kurzarbeit gehen – was nicht das Schlimmste für sie war: „Ich bin niemand, der Luxus braucht.“Die viele Zeit habe sie genutzt um mehr zu meditieren: „Ich konnte jeden Tag in meiner Mitte sein und Kraft schöpfen.“
Den Soloselbständigen in der Eventbranche ginge es wesentlich schlechter. Zumal bei Hoffmann von Pidoll nach einer kurzen Phase des Nicht-Arbeitens ein neues Fenster aufging: Der Umzug des Landtags in die Congress- und später in die Saarlandhalle führte dazu, dass First Choice dort anfing, die Abgeordneten zu bekochen. Die dortige Großküche war der Firma ja wohlbekannt. „Wir sehen zu, dass die Verpflegung abwechslungsreich ist und nicht zu schwer, die sitzen ja lange.“
Letzten Sommer, als sich das Infektionsgeschehen in Deutschland weitgehend beruhigt hatte, wagte es Saarevent sogar, ein paar kleine Konzerte in der Garage zu veranstalten.
Unter dem Motto „Rock and Eat“traten lokale Musiker auf. Die Zuschauer saßen dabei in genau abgegrenzten Bereichen und wurden von First Choice bekocht. „Wir waren dabei äußerst penibel, päpstlicher als der Papst. Das kam super an.“So etwas könne man für dieses Jahr natürlich nicht planen. Aber die Hoffnung besteht noch, schon dieses Jahr ähnliche Konzerte zu veranstalten.
Da es ihr selbst relativ gut ergeht, unterstützt Hoffmann von Pidoll zumindest die Künstler, die sie mag, indem sie deren Fanartikel kauft. Auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein sei. „Ich sage auch anderen Leuten immer: Kauft euch doch mal ein T-Shirt von einer Band!“Ansonsten versucht sie sich auf die positiven Seiten der Krise zu konzentrieren. „Unsere Großeltern haben noch Schlimmeres durchgemacht und bewältigt. Aus solchen schwierigen Situationen müssen wir Kraft schöpfen.“
Als Musikbegeisteter möchte man Hoffmann von Pidoll natürlich gerne ein paar Anekdoten über die Essgewohnheiten der Stars entlocken. Doch da hält sie sich weitgehend bedeckt. Nur eine schöne Geschichte verrät sie, und da kommt nun der Schwenker ins Spiel. Als nämlich im Jahr 2014 die Band ZZ Top in der Saarlandhalle gastierte, bekochte Saarevent deren Crew.
Die drei Stars selbst hatten eine Privatköchin dabei. „Eine richtig stabile und ambitionierte Frau aus dem australischen Outback.“Offenbar stiegen aber die leckeren Düfte vom Grill neben der Saarlandhalle in die Nasen der drei US-Rocker. „Die drei netten Herren fanden dann mein Essen besser und haben sich entschlossen, bei mir zu essen. Das ist aber nicht böse gemeint. Die wollten halt einfach mal was anderes probieren.“Ein Schwenker, das sei für uns normal, aber die Amerikaner kennen das nicht. „Ich will Emotionen in meine Arbeit reinbringen. Und ein Schwenker, das ist Emotion.“