Karriere im Handwerk aus Liebe zur Familie.
Lisa Meyer arbeitet seit Jahren in der Metzgerei Hachenthal in Völklingen. Sie will Betrieb und Tradition ihrer Eltern fortführen.
VÖLKLINGEN „Ich bin ein totaler Familienmensch“, sagt Lisa Meyer. Seit ihrer Geburt lebt sie in der Völklinger Poststraße. „Wir sind ein klassischer Mehrgenerationenhaushalt“, erklärt die 34-Jährige. Neben ihrem Ehemann und der vierjährigen Tochter gehören ihre Eltern und ihre Großmutter zu den Mitbewohnern. Die sechs Familienmitglieder verstehen sich prima, jeden Tag um 18 Uhr treffen sie sich zum Abendessen. „Wir genießen das alle sehr“, sagt Meyer.
Mit ihrem Vater und ihrer Mutter arbeitet sie eine Etage tiefer in der Metzgerei auch zusammen. Im Oktober 2019 feierte das Familienunternehmen sein 100-jähriges Bestehen. Eric Hachenthal, der Vater von Lisa Meyer, führt den Betrieb in der dritten Generation.
Während der Schulzeit machte sich die Völklingerin zunächst wenig Gedanken über ihre berufliche Zukunft. 2005 bestand sie das Abitur mit der Traumnote 1,0. „Was soll ich nun machen?“, fragte sie sich. In den elterlichen Betrieb einsteigen? Oder an die Uni gehen? Tiermedizin interessierte die junge Frau. Doch das Fach hätte sie nur außerhalb des Saarlandes studieren können. Fünf bis sechs Jahre weg von der Familie – das kam nicht infrage. „Ich wäre todunglücklich gewesen“, sagt Lisa Meyer.
An der Universität des Saarlandes schrieb sie sich für Zahnmedizin ein. Mit dem Zug pendelte sie zwischen Völklingen und dem Homburger Campus. Nebenbei half die Studentin den Eltern immer wieder gerne in der Metzgerei. Nach drei Semestern beschloss sie, die Familientradition fortzuführen. Sie hängte das Studium an den Nagel und machte eine Ausbildung zur Fachverkäuferin im Nahrungsmittelhandwerk. „Ich habe den Schritt nie bereut“, betont Lisa Meyer.
2008 vertrat sie das Saarland als Landesinnungsbeste beim Bundesleistungswettbewerb der Fleischerjugend in Bremen. Dort belegte Meyer den dritten Platz. 2009 bildete sie sich zur Verkaufsleiterin im Nahrungsmittelhandwerk weiter. Und sie erwarb die Berechtigung, selbst auszubilden.
In ihrem Job fühlt sich Lisa Meyer pudelwohl: „An meinem Beruf mag ich vor allem das kreative und abwechslungsreiche Arbeiten und den persönlichen Kontakt mit den Kunden.“In der Metzgerei kümmert sie sich um den Partyservice. Fingerfood ist sehr beliebt. Die mundgerechten Happen werden im Glas, in der Schale oder auf dem Löffel serviert. Wegen Corona wird Party-Essen zurzeit aber nur noch selten bestellt: hier eine Gulaschsuppe für die kleine Familienfeier, dort ein paar Schnittchen für das Weiterbildungsseminar. Das angebotene Mittagessen zum Mitnehmen hingegen ist stark nachgefragt. Lisa Meyer bedauert die Geschäftsleute, die in der Pandemie weniger Glück hatten und ihren Beruf ohne eigenes Verschulden nicht ausüben können.
Die Flaute beim Partyservice hat auch eine gute Seite. Am Wochenende bleibt mehr Zeit für den Ehemann und die Tochter. Spaziergänge und Fahrradausflüge stehen dann auf dem Programm. Im Mai wird wohl ein neuer Mitbewohner ins Mehrgenerationenhaus einziehen, die Familie will sich einen Hund anschaffen.
Lisa Meyer kann sich gut vorstellen, die Metzgerei eines Tages von den Eltern zu übernehmen. Die aktuelle Pandemie hat ihr aber gezeigt: Niemand weiß, was in fünf, zehn oder 15 Jahren ist. Im Moment genießt sie die schöne Zeit mit ihren Lieben. „Ich bin glücklich“, sagt Meyer.
2008 vertrat sie das Saarland beim Bundesleistungswettbewerb der Fleischerjugend in Bremen und belegte den dritten Platz.