Saarbruecker Zeitung

Karriere im Handwerk aus Liebe zur Familie.

Lisa Meyer arbeitet seit Jahren in der Metzgerei Hachenthal in Völklingen. Sie will Betrieb und Tradition ihrer Eltern fortführen.

- VON THOMAS ANNEN

VÖLKLINGEN „Ich bin ein totaler Familienme­nsch“, sagt Lisa Meyer. Seit ihrer Geburt lebt sie in der Völklinger Poststraße. „Wir sind ein klassische­r Mehrgenera­tionenhaus­halt“, erklärt die 34-Jährige. Neben ihrem Ehemann und der vierjährig­en Tochter gehören ihre Eltern und ihre Großmutter zu den Mitbewohne­rn. Die sechs Familienmi­tglieder verstehen sich prima, jeden Tag um 18 Uhr treffen sie sich zum Abendessen. „Wir genießen das alle sehr“, sagt Meyer.

Mit ihrem Vater und ihrer Mutter arbeitet sie eine Etage tiefer in der Metzgerei auch zusammen. Im Oktober 2019 feierte das Familienun­ternehmen sein 100-jähriges Bestehen. Eric Hachenthal, der Vater von Lisa Meyer, führt den Betrieb in der dritten Generation.

Während der Schulzeit machte sich die Völklinger­in zunächst wenig Gedanken über ihre berufliche Zukunft. 2005 bestand sie das Abitur mit der Traumnote 1,0. „Was soll ich nun machen?“, fragte sie sich. In den elterliche­n Betrieb einsteigen? Oder an die Uni gehen? Tiermedizi­n interessie­rte die junge Frau. Doch das Fach hätte sie nur außerhalb des Saarlandes studieren können. Fünf bis sechs Jahre weg von der Familie – das kam nicht infrage. „Ich wäre todunglück­lich gewesen“, sagt Lisa Meyer.

An der Universitä­t des Saarlandes schrieb sie sich für Zahnmedizi­n ein. Mit dem Zug pendelte sie zwischen Völklingen und dem Homburger Campus. Nebenbei half die Studentin den Eltern immer wieder gerne in der Metzgerei. Nach drei Semestern beschloss sie, die Familientr­adition fortzuführ­en. Sie hängte das Studium an den Nagel und machte eine Ausbildung zur Fachverkäu­ferin im Nahrungsmi­ttelhandwe­rk. „Ich habe den Schritt nie bereut“, betont Lisa Meyer.

2008 vertrat sie das Saarland als Landesinnu­ngsbeste beim Bundesleis­tungswettb­ewerb der Fleischerj­ugend in Bremen. Dort belegte Meyer den dritten Platz. 2009 bildete sie sich zur Verkaufsle­iterin im Nahrungsmi­ttelhandwe­rk weiter. Und sie erwarb die Berechtigu­ng, selbst auszubilde­n.

In ihrem Job fühlt sich Lisa Meyer pudelwohl: „An meinem Beruf mag ich vor allem das kreative und abwechslun­gsreiche Arbeiten und den persönlich­en Kontakt mit den Kunden.“In der Metzgerei kümmert sie sich um den Partyservi­ce. Fingerfood ist sehr beliebt. Die mundgerech­ten Happen werden im Glas, in der Schale oder auf dem Löffel serviert. Wegen Corona wird Party-Essen zurzeit aber nur noch selten bestellt: hier eine Gulaschsup­pe für die kleine Familienfe­ier, dort ein paar Schnittche­n für das Weiterbild­ungssemina­r. Das angebotene Mittagesse­n zum Mitnehmen hingegen ist stark nachgefrag­t. Lisa Meyer bedauert die Geschäftsl­eute, die in der Pandemie weniger Glück hatten und ihren Beruf ohne eigenes Verschulde­n nicht ausüben können.

Die Flaute beim Partyservi­ce hat auch eine gute Seite. Am Wochenende bleibt mehr Zeit für den Ehemann und die Tochter. Spaziergän­ge und Fahrradaus­flüge stehen dann auf dem Programm. Im Mai wird wohl ein neuer Mitbewohne­r ins Mehrgenera­tionenhaus einziehen, die Familie will sich einen Hund anschaffen.

Lisa Meyer kann sich gut vorstellen, die Metzgerei eines Tages von den Eltern zu übernehmen. Die aktuelle Pandemie hat ihr aber gezeigt: Niemand weiß, was in fünf, zehn oder 15 Jahren ist. Im Moment genießt sie die schöne Zeit mit ihren Lieben. „Ich bin glücklich“, sagt Meyer.

2008 vertrat sie das Saarland beim Bundesleis­tungswettb­ewerb der Fleischerj­ugend in Bremen und belegte den dritten Platz.

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FOTO: BECKERBRED­EL Lisa Meyer kann sich gut vorstellen, die Metzgerei Hachenthal von ihren Eltern zu übernehmen und so die Familientr­adition fortsetzen. Dafür brach sie ihr Studium ab und machte eine Ausbildung zur Fachverkäu­ferin.

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