Saarbruecker Zeitung

Drechsler: Japaner „werden nichts anbrennen lassen“

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(dpa) Heide Ecker-Rosendahl war 1972 in München so etwas wie das strahlende Gesicht der Sommerspie­le. Beim Blick auf Tokio 2021 graust es der heute 74-Jährigen. Die damalige Goldmedail­lengewinne­rin im Weitsprung und mit der Staffel sowie Fünfkampf-Zweite ist strikt gegen die Austragung des Mega-Events in Japan in der Corona-Pandemie. „Das sind für mich keine Olympische­n Spiele“, sagte Ecker-Rosendahl. „Da werden Athleten für ein Schaulaufe­n für Sponsoren

verkauft, um diese bei der Stange zu halten.“Durch die extremen Einschränk­ungen werde es wohl kaum eine Herzlichke­it unter Athleten im olympische­n Dorf geben können. „Wenn ich heute eine Sportlerin wäre, würde ich nicht nach Tokio fahren.“

Die zweimalige­Weitsprung-Olympiasie­gerin Heike Drechsler bringt den Gastgebern in der Pandemie großes Vertrauen entgegen. „Natürlich sollen die Spiele stattfinde­n. Ich kenne Japan: So gut, wie die dort organisier­t sind, werden die nichts anbrennen lassen. Ich bin überzeugt, die schaffen das“, sagte die Goldmedail­lengewinne­rin von 1992 und 2000. „Entscheide­nd ist, dass alle geschützt sind, dass das Risiko kalkuliert und eingegrenz­t wird.“

Zwiegespal­ten ist Waldemar Cierpinski. Der Marathon-Olympiasie­ger von 1976 und 1980 findet es schwierig, sich in dieser dynamische­n Situation klar zu positionie­ren. „Es sind ja noch 100 Tage hin, aber ich bin mir nicht ganz sicher, dass sie in der derzeitige­n Konstellat­ion stattfinde­n“, sagte der 70 Jahre alte Hallenser. „Ich habe da Bauchschme­rzen, vor allem wenn man sieht, was zum Beispiel in Ländern wie Indien oder Brasilien los ist.“Maik Bullmann, Ringer-Olympiasie­ger von 1992 und heutiger Nachwuchsb­undestrain­er, bezeichnet­e die Sommerspie­le als „immense Herausford­erung für alle Beteiligte­n. Aber man sollte alles Erdenklich­e dafür tun, dass sie planmäßig stattfinde­n können.“

Während Olympiasie­ger früherer Tage distanzier­ter auf Tokio schauen können, hoffen viele aktuelle Medaillenk­andidaten darauf, dass das Spektakel stattfinde­t. Schließlic­h haben sie jahrelang dafür trainiert und viel hinten angestellt. Sebastian Brendel, dreimalige­r Goldmedail­lengewinne­r im Kanu, erklärte beim Internetpo­rtal „t-online“: „Die Vorbereitu­ng hat jetzt noch mal ein Jahr länger gedauert. Deswegen hoffen wir, dass wir in diesem Jahr für alles belohnt werden und die Spiele auch wirklich stattfinde­n.“

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