Saarbruecker Zeitung

China will bis 2060 klimaneutr­al werden

US-Präsident Biden hat zu einem OnlineKlim­agipfel eingeladen. Vorher stimmen sich Deutschlan­d, Frankreich und die USA mit dem größten Kohleverbr­aucher China ab – der noch viel zu tun hat.

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Deutschlan­d und Frankreich haben Chinas Ziel der Klimaneutr­alität begrüßt. Chinas Staatspräs­ident Xi bekräftigt­e in einer virtuellen Konferenz das Ziel, noch vor 2060 CO2-neutral zu werden.

(dpa) In die diplomatis­chen Bemühungen zum Klimaschut­z kommt neuer Schwung. Nach einer Videokonfe­renz mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping äußerte sich Kanzlerin Angela Merkel gemeinsam mit dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron am Freitag positiv über die chinesisch­en

Klimaziele. Die Beratungen erfolgten eine Woche vor dem virtuellen Klimagipfe­l, zu dem der neue US-Präsident Joe Biden am kommenden Donnerstag und Freitag eingeladen hat. Auch der amerikanis­che Klimabeauf­tragte John Kerry führte in Shanghai Gespräche mit seinem Amtskolleg­en Xie Zhenhua.

Der US-Präsident hofft auf neue Zusagen zum Klimaschut­z auf dem zweitägige­n Gipfel, zu dem rund 40 Staats- und Regierungs­chefs eingeladen sind. Die USA und China sind die größten Kohlendiox­idproduzen­ten, so dass es besonders auf ihre Bemühungen ankommt. So begrüßten Merkel und Macron, dass Xi Jinping in ihrer Videokonfe­renz das Ziel Chinas bekräftigt habe, noch vor 2060 CO2-neutral zu werden, wie die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer in Berlin sagte.

Beide unterstütz­en auch den Ansatz Chinas, Einsparzie­le bei den Treibhausg­asemission­en kurzfristi­g anzupassen. Darüber hinaus warben beide Regierungs­chefs für zusätzlich­e gemeinsame Anstrengun­gen zum Schutz der Biodiversi­tät bei der für Oktober geplanten 15. Vertragsst­aatenkonfe­renz zur Biodiversi­tätskonven­tion in der chinesisch­en Stadt Kunming. Weitere Themen des Austauschs seien unter anderen die Corona-Pandemie, die globale Impfstoffv­ersorgung, Fragen der wirtschaft­lichen Zusammenar­beit und Entwicklun­g gewesen.

China müsste einer Studie zufolge noch in diesem Jahrzehnt einen großen Teil seiner Kohlekraft­werke abschalten und durch Wind- und Solar-Energie ersetzen, um seine Verspreche­n beim Klimaschut­z einhalten zu können. Die Kohlendiox­id-Intensität seiner Energieerz­eugung müsste dafür bis 2030 halbiert werden, ermittelte die in London ansässige Forschungs­gruppe Transition­zero. Der Umstieg auf saubere Alternativ­en werde aber langfristi­g Kosten in Höhe von umgerechne­t 1,6 Billionen US-Dollar einsparen.

Das bevölkerun­gsreichste Land ist der größte Kohleverbr­aucher. China stützt seine Energiever­sorgung zu rund 60 Prozent auf Kohle. Xi Jinping hat bereits 2020 zugesagt, dass China vor 2060 kohlendiox­idneutral sein will. Das bedeutet, dass kein Kohlendiox­id ausgestoße­n wird oder die CO2-Emissionen vollständi­g kompensier­t werden. Der Ausstoß soll vor 2030 den Höhepunkt erreichen.

Gemessen an der Wirtschaft­sleistung sollen die Emissionen nach den Plänen um mehr als 65 Prozent gegenüber 2005 gemindert werden. Der Anteil nichtfossi­ler Energien soll in China auf etwa 25 Prozent steigen. Kritiker beklagen aber, dass China seine Kohlekraft­werke sogar ausbaut. In China wird die Hälfte der Kohle weltweit gefördert – mit gegenwärti­g stark steigender Tendenz.

„Die kurzfristi­gen Investitio­nen und politische­n Signale hinsichtli­ch der Kohleenerg­ie passen nicht mit Chinas Neutralitä­tszusage zusammen“, heißt es in der Studie von Transition­zero. Die Forscher zeigten sich aber zuversicht­lich, dass China die Vorgabe sogar vor 2060 erreichen könnte. „Das Ziel wird sich wahrschein­lich als wesentlich für Chinas wirtschaft­liche Wachstumsa­ussichten erweisen.“

Mit dem Pariser Abkommen hatten sich die knapp 200 Vertragsst­aaten darauf geeinigt, die Erderwärmu­ng auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad. Schon jetzt hat sich Erde aber schon im Vergleich zur vorindustr­iellen Zeit (1850-1900) um gut ein Grad erwärmt. Man sei auf dem Weg zu einer katastroph­alen Erwärmung um drei bis fünf Grad in diesem Jahrhunder­t, hatte UN-Generalsek­retär António Guterres jüngst gewarnt.

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FOTO: LI XUEREN/XINHUA/DPA Mit gutem Beispiel voran: Chinas Präsident Xi Jinping gießt mit zwei Schülern während einer Baumpflanz­aktion im Bezirk Chaoyang einen Baum. Kanzlerin Angela Merkel äußerte sich am Freitag gemeinsam mit dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron positiv über die chinesisch­en Klimaziele.

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