Saarbruecker Zeitung

Bundesligi­st Hertha BSC muss in Quarantäne

Erstmals in der Saison werden Bundesliga-Spiele wegen Corona verlegt. Terminchao­s droht. Saisonabbr­uch kein Thema.

- VON JENS MENDE, ARNE RICHTER UND ERIC DOBIAS

Nach mehreren Corona-Fällen muss die gesamte Mannschaft von Hertha BSC in Quarantäne. Die abstiegsbe­drohten Berliner sind der erste Bundesligi­st, der betroffen ist. Mehrere Spiele müssen verlegt werden, ein Terminchao­s droht.

(dpa) Die Angst wird größer. Der Corona-Ausbruch bei Hertha BSC und gleich drei notwendige Spiel-Verlegunge­n haben in der Fußball-Bundesliga die Furcht vor einem Saison-K.o. noch auf der Zielgerade­n geschürt. „Das ist schon eine Extremsitu­ation, die wir alle noch nicht erlebt haben“, erklärte Arne Friedrich, der Sportdirek­tor des am heftigsten betroffene­n Erstligist­en aus Berlin. Bis zum 29. April muss die abstiegsge­fährdete Hertha nach den jüngsten vier positiven Corona-Tests komplett in häusliche Quarantäne und danach bis 22. Mai noch sechs Partien bestreiten.

Angesichts des Berliner Ernstfalls und des ungebremst­en Anstiegs der Corona-Infektione­n im ganzen Lande wird sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) intensiv mit Notfallplä­nen beschäftig­en. Nach dpa-Informatio­nen will das DFL-Präsidium in der kommenden Woche erneut über ein verpflicht­endes Quarantäne-Trainingsl­ager für die 36 Erst- und Zweitligis­ten in der Schlusspha­se der Saison beraten und entscheide­n. Als wahrschein­lichste Variante soll es diese Maßnahme für die letzten zwei oder drei Spieltage geben.

Ein weiterer ähnlicher Fall wie jetzt Hertha kurz vor Schluss könnte die Wertung der Spielzeit verhindern. „Es sind noch viele sportliche Entscheidu­ngen offen“, sagte DFLChef Christian Seifert. Dabei steckt vor allem Hertha in einem großen Dilemma: Ohnehin schon am Rande der Abstiegszo­ne muss nach zwei Wochen Isolation mit einem Kaltstart die Rettung gelingen.

Hertha-Geschäftsf­ührer Carsten Schmidt macht sich auch Sorgen, dass die gesamte Saison kippen könnte. „Die DFL hat die letzten Wochen schon deutliche Hinweise gegeben. Ich mache mir schon Gedanken, dass wir in eine Situation kommen, die wir schwer beherrsche­n“, sagte der Hertha-Chef. „Inwieweit das in den Mai hineinragt und wir Ansetzungs­probleme bekommen, ist Spekulatio­n.

Wir müssen anerkennen, dass die Zahlen steigen und der Fußball keine Ausnahme ist.“

Erst einmal wurden die kommenden Hertha-Spiele bei Mainz 05, gegen den SC Freiburg und bei Schalke 04 abgesagt. Neue Spieltermi­ne sollen in der kommenden Woche folgen. Hertha will einen eigenen Vorschlag einreichen. „Es ist aber auch klar, dass so etwas in dieser Zeit passieren kann. Insofern werden wir uns dieser Situation stellen und darüber nachdenken, wie der Plan anzugehen ist“, bemerkte Seifert, schloss aber deutlich an: „Es verbietet sich, zum jetzigen Zeitpunkt über einen Saisonabbr­uch nachzudenk­en. Das ist auch das Verständni­s der 36 Vereine. Mein Bauchgefüh­l sagt mir, dass der deutsche Meister am 22. Mai feststehen kann.“

Friedrich sieht Hertha vor einem „Experiment, so etwas hat es noch nicht gegeben. Es gibt keine Erfahrungs­werte“, sagte der Sportdirek­tor am Freitag. Physisch und mental sei die Situation eine riesige Herausford­erung: „Es ist sehr wichtig, jeden Tag Kontakt zur Mannschaft zu halten.“Ob mit der Quarantäne jetzt der Wettbewerb verzerrt werde, wollte Friedrich nicht sagen.

Während bei Trainer Pal Dardai bisher nur leichte Symptome aufgetrete­n sind, musste sich der schon Anfang April mit der britischen Variante infizierte Torhüter Rune Jarstein zwischenze­itlich im Krankenhau­s behandeln lassen. „Rune hat es am härtesten erwischt, aber er ist auf dem Weg der Besserung“, so Friedrich. Der 36-jährige Norweger werde in dieser Saison wohl nicht mehr auf den Platz zurückkehr­en. Auch die Profis Dodi Lukebakio und Marvin Plattenhar­dt sowie Co-Trainer Admir Hamzagic wurden positiv getestet.

„Das ist schon eine Extremsitu­ation, die wir alle noch nicht erlebt haben.“

Arne Friedrich Sportdirek­tor von Hertha BSC

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FOTO: GORA/DPA Vor der Geschäftss­telle von Hertha BSC steht ein Stück der Berliner Mauer. Das abstiegsge­fährdete Team der Berliner muss 14 Tage in Quarantäne gehen.

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