Filme schauen mit gemischten Gefühlen
Gut gemeint – aber nicht wirklich hilfreich: Zwar dürfen die Kinos dank des Saarland-Modells wieder öffnen, doch weil die Filme fehlen und ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich ist, bleiben Vorführungen die Ausnahme.
Kinos in Deutschland geöffnet seien, wäre es möglich, ein breites Angebot an neuen Filmen zu präsentieren. Vorher würden die meisten neuen Filme nicht auf den Markt gehen.
Deshalb seien die Kinos zurzeit im engen Austausch darüber, was ein realistisches Zeitfenster für eine bundesweite Wiedereröffnung sein könnte. Hinzu komme, dass Kinos für die Wiederaufnahme des Betriebs bis zu vier Wochen benötigten. „Man kann also weder von heute auf morgen öffnen, als auch den Betrieb kurzfristig rauf- und wieder runterfahren“, betont er. Zunächst müsse Ware eingekauft und müssten Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt werden. Und da man als Unternehmen mit 2500 Mitarbeitern gerade einmal einen Teil der November- aber weder Dezember- noch Überbrückungshilfe 3 erhalten haben, „wäre es fatal, jetzt eine kostenintensive Wiedereröffnung einzuleiten, um die Häuser dann womöglich nach einer Woche wieder zuzumachen“.
In Rheinland-Pfalz ist man ebenfalls skeptisch, dass Modellversuche in einigen ausgewählten Kreisen, wie sie hier im Gespräch seien, zu Kino-Öffnungen führen würden. „So etwas hilft gar nichts“, meint Ralf Holl, Chef des Kino-Centers Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis und Mitglied im Hauptausschuss des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater. Der Filmverleih benötige jeweils sechs Wochen im Vorfeld fürs Marketing und anschließend als Auswertzeit, wenn er einen neuen Film „einigermaßen gewinnbringend“ins Kino bringen möchte. „Das wird in solch einer wackeligen Zeit wie heute, wo die dritte oder vierte Welle bevorsteht, ganz schwer“, sagt er. „Den Verleihern können wir da gar nicht böse sein.“Geschäftsführer Jochen Seehuber von den Programmkinos Capitol & Palatin in Mainz sieht über die Landesgrenzen hinaus. „Für die Kinobranche sind Öffnungen in einzelnen Bundesländern nahezu irrelevant. Um das Kino wieder auferstehen zu lassen, sind bundesweite beziehungsweise internationale Öffnungen notwendig.“
Wie lange kleinere Kinos finanziell durchhalten können, hängt nach Ansicht von Holl auch mit der Überbrückungshilfe 3 zusammen und ob es bei der Unterstützung neue Ansätze geben wird. „Wichtig ist für uns im Mittelstand, dass man ein Stück weit weg kommt von den Betriebskosten und man auch an Unternehmerlohn denkt ähnlich wie bei Soloselbstständigen.“Ein Betrieb, der nur 25 Prozent der Besucherzahlen erlaube, sei wirtschaftlich nicht machbar.
Ziel von Cinestar-Chef Fock ist es, mit einem Hygienekonzept zu öffnen, das jeweils in alle Richtungen neben einer zulässigen Gruppe einen Platz frei lässt. „Nur dann werden wir gegenüber der Regelung aus dem ersten Lockdown (1,50 Meter Abstand = maximal 25 Prozent Auslastung) Auslastungszahlen erreichen, die sich überhaupt wieder im Bereich der Wirtschaftlichkeit bewegen.“Eine weitere Bedingung für die Wiedereröffnung sei der Wegfall der Maskenpflicht am Platz. Speisen und Getränke seien für einen wirtschaftlichen Kinobetrieb unerlässlich.
Das „Achteinhalb“öffnet mit verstärkten Hygienevorschriften. Zusätzlich zu den AHA-Regeln und einer Begrenzung auf 27 Besucher auf 90 Plätzen müssen die Gäste einen negativen Corona-Test vorweisen.
Mittwoch,