Saarbruecker Zeitung

Heißsporn statt Spaziergän­ger

Trainer Friedhelm Funkel steht mit 1. FC Köln gegen Leverkusen vor seinem Debüt.

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(dpa/sid) Friedhelm Funkels Programm im Ruhestand klang nicht sehr aufregend. „Ich bin viel gelaufen, habe ausgiebig gefrühstüc­kt, viel gelesen, mich mit meinem Bruder getroffen und zwei Mal die Woche meine Mutter besucht“, erzählte der 67-Jährige in einem Interview: „Ab und zu war ich mit meiner Frau spazieren und habe viel Fußball geschaut. Manchmal kam ein Stück Langeweile auf.“

Es war wegen der Pandemie eben nicht der Ruhestand, den sich Funkel vorgestell­t hatte. So war er beim Hilferuf des 1. FC Köln, einem seiner zehn Ex-Vereine als Trainer, Feuer und Flamme, widerrief sein Karriere-Ende – und feiert am Samstag seine Rückkehr dort, wo alles hätte aufhören sollen: In einem rheinische­n Derby bei Bayer Leverkusen. Nach einem solchen und einer 0:3-Niederlage war er 2020 bei Fortuna Düsseldorf beurlaubt worden.

Der Friedhelm Funkel, den man nun an der Seitenlini­e erleben wird, wird mit einem gemächlich­en Rentner wenig gemeinsam haben. „Ich bin ein Trainer, der an der Seitenlini­e sehr impulsiv agiert und auch viele Dinge reinruft, die man besser nicht hören sollte“, sagte er: „Wenn ein Mikrofon zu nah an der Coachingzo­ne stand, habe ich mir rausgenomm­en, es einfach weiter wegzustell­en. Jetzt muss ich mir meine Wortwahl überlegen. Das wird eine riesige Umstellung für mich.“Funkel kündigte an, wie in seinen bisherigen 510 Spielen als Bundesliga-Trainer von der Bank aus „mitzuspiel­en und anzufeuern“.

Diese Emotionali­tät hält Club-Ikone Lukas Podolski für die nun entscheide­nde Eigenschaf­t im Abstiegska­mpf. „Der ganze Club braucht es: Feuer, Mut und Leidenscha­ft. Das hat die letzten Monate gefehlt, das muss Funkel wecken“, sagte der ehemalige Weltmeiste­r Podolski, der insgesamt 14 Jahre für den FC spielte.

Funkel, der sich durchaus vorstellen könnte, nach der Sechs-Spiele-Mission als Berater im Verein zu bleiben, will am Samstag gleich punkten. Denn die Zeit drängt. Seine Mannschaft braucht dringend ein Erfolgserl­ebnis, der letzte Sieg liegt mehr als acht Wochen zurück. Es hakt über die Saison gesehen vorne und hinten. 50 Gegentore sind der zweitschle­chteste Wert der Liga, 27 erzielte Treffer stehen für den drittschwä­chsten Wert.

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