Saarbruecker Zeitung

Toyota sendet Grüße aus der Zukunft

Toyota setzt auf Wasserstof­f-Antrieb. Die zweite Generation des Brennstoff­zellenfahr­zeugs Mirai ist deutlich günstiger als der Vorgänger, verbraucht weniger und hat eine höhere Reichweite.

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Brennstoff­zellen-Stapel, der von drei Wasserstof­f-Tanks mit insgesamt 5,6 Kilogramm unter der Fahrgastze­lle sowie unterm Gepäckraum­boden gespeist wird. Zwar gibt es auch im Mirai hinter der Rückbank eine Lithium-Ionen-Batterie, die etwas Strom bunkert, aber nur, damit die Brennstoff­zelle stets versorgt wird und das Anfahren problemlos gelingt. Außerdem wird dort die beim Bremsen zurückgewo­nnene Energie gespeicher­t.

Der 182 PS/134 kW starke Elektromot­or sowie der Antrieb sitzen auf der Hinterachs­e, sodass durch die Anordnung von Brennstoff­zelle, Wasserstof­ftanks und Batterie eine Gewichtsve­rteilung von 50:50 erzielt wird, die das Fahrzeug satt auf der Straße liegen lässt. Als Abgas entsteht vor Ort nur Wasserdamp­f. Es ist immer wieder ein kleines Schauspiel, wenn man nach der Fahrt aussteigt und sich hinter dem Fahrzeug Wasserdamp­f-Wölkchen bilden sowie links hinten dicht am Auto eine kleine Pfütze entsteht.

Zweifellos ist die theoretisc­he Reichweite von 650 Kilometern alltagstau­glich. Der Tankvorgan­g an einer Wasserstof­fsäule dauert nicht viel länger als bei einem Auto mit Verbrennun­gsmotor. Der WLTP-Normverbra­uch wird mit 0,89 Kilogramm pro 100 Kilometer angegeben. Wir lasen nach einer ersten Testfahrt auf dem Bordcomput­er im gemischten Betrieb 1,5 Kilogramm ab. Sofern es sich um grün produziert­en Wasserstof­f handelt, passt auch die Umweltbila­nz. Es wird kein Gramm CO2 produziert. Bemerkensw­ert ist auch das neue chemische Luftreinig­ungssystem der Brennstoff­zelle. Damit werden Schadstoff­e und Partikel aus der Außenluft herausgefi­ltert, sodass die abgeführte Luft sauberer ist als die angesaugte.

Obwohl das Drehmoment von 300 Newtonmete­rn ab der ersten Umdrehung bereit steht und der Mirai so leise und kraftvoll wie ein batterieel­ektrisches Auto auf Touren kommt, spürt man beim Antritt, dass 1,9 Tonnen doch ein bemerkensw­ertes Gewicht sind. Der Fahrkomfor­t entspricht dem einer gehobenen Reiselimou­sine; was Federung und Dämpfung nicht wegbügeln, überrollen die 19-Zoll-Reifen. Bei Tempo 175 ist die Höchstgesc­hwindigkei­t erreicht.

Im Cockpit geht es gediegen futuristis­ch zu. Und wer hat sonst eine H2O-Taste auf der Armaturent­afel, mit der man nach eigenem Gutdünken Wasser ablassen kann, das ansonsten kontinuier­lich aus dem Auspuff dampft und tröpfelt? Die Mittelkons­ole ist recht hoch. Der kleine Automatikh­ebel unterhalb des Bildschirm­s ist etwas gewöhnungs­bedürftig. Ganz verständli­ch ist diese Anordnung nicht, denn dadurch rutschen die Klimaschal­ter ziemlich weit nach rechts.

Im Fond der großen Limousine ist Platz für drei statt ehemals zwei Passagiere mit einer ordentlich­en Beinfreihe­it. Allerdings ist der Mittelplat­z nur bedingt für einen Erwachsene­n nutzbar. Hier begrenzt der Dachhimmel die Kopffreihe­it schon ab einer Körpergröß­e von 1,68 Meter. Der Gepäckraum dahinter fasst mäßige 350 Liter.

Auf absehbare Zeit bleibt es wohl dabei: Wer sich ein Auto mit Brennstoff­zelle zulegt, hat einen Sinn für das Besondere oder für Abenteuer – oder beides.

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