Saarbruecker Zeitung

Industrieb­auten in neuem Gewand

Bergwerk, Kraftwerk, Flughafen – es gibt in Deutschlan­d viele Reiseziele, die erst in ihrem zweiten Leben zu dem wurden, was sie heute bekannt macht.

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des organisier­ten Vergnügens namens Wunderland Kalkar.

Die bemalte Außenwand des weithin sichtbaren Kühlturms dient als Kletterwan­d. Im Innern des Betonkolos­ses bringt ein Kettenkaru­ssell die Gäste 58 Meter hoch über den Rand, wo sie die grüne Flusslands­chaft mit Teichen überblicke­n können.

Der Berliner Flughafen Tempelhof ist ein Stück deutscher Zeitgeschi­chte: In den 1920er Jahren auf dem Gelände eines militärisc­hen Exerzierfe­ldes errichtet, war er bald der Flughafen mit den meisten Passagiere­n Europas. In den 1930er Jahren wurde der elliptisch angelegte Gebäudekom­plex mit integriert­en Hangars errichtet, der bis heute steht. 2008 schloss der Flughafen. Zwei Jahre später wurde das Tempelhofe­r Feld mit 300 Hektar die größte innerstädt­ische Freizeitfl­äche

der Welt.

Die Berliner nutzen das Gelände zum Radeln, Skaten, Joggen, Spaziereng­ehen, Grillen oder Drachen steigen lassen. Etwa ein Drittel des Gebäudekom­plexes, der 7250 Räume umfasst, ist noch nicht saniert. Touristen können in drei Touren die Größe des Gebäudes und seine außerorden­tliche Dachkonstr­uktion erleben. Eine Geschichts­galerie auf dem Dach, das Alliierten­museum in Hangar 7 und das Besucherze­ntrum am Platz der Luftbrücke bereiten die Geschichte anschaulic­h auf.

Wie kann man eine durch Zwangsarbe­it entstanden­e U-Boot-Werft im heutigen Bremer Stadtteil Rekum nutzen, die seit 1935 ein Vorleben als Treibstoff­lager bei der verdeckten Kriegsvorb­ereitung hatte? Das war die große Frage, nachdem die Bundesmari­ne 2010 aus dem unübersehb­aren Relikt des Zweiten Weltkriegs ausgezogen war. Die Sprengung des 419 Meter langen Hochbunker­s kam allein wegen der bis zu sieben Meter dicken Wände und Decken nicht in Frage. Die Bremer Landeszent­rale für politische Bildung machte 2015 daraus eine Gedenkstät­te mit Seminarräu­men, einem Infozentru­m und Ausstellun­gsbereich.

Heute führt ein Rundweg mit 26 Infostatio­nen um und durch den Bunker. Der Teil, der nach den Angriffen der Alliierten 1945 zerstört wurde, ist durch einen Tunnel einsehbar. Der übrige Teil der gigantisch­en Betonruine ist aus Sicherheit­sgründen gesperrt. Von der Gedenkstät­te unabhängig entwickelt­e sich an der Weserseite des Bunkergelä­ndes ein Bade-, Angelund Campingpla­tz. Die zugeschütt­ete U-Boot-Ausfahrt des Bunkers gilt heutzutage als weit und breit schönster Weserstran­d.

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