Saarbruecker Zeitung

Er war „eine Tankstelle für gute Laune“

Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörige­n und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorben­er vor. Heute: Eduard-Peter Hans.

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innerhalb der 24-Stunden-Frist genau 185 Kilometer am Stück! Außerdem war er Betreuer der deutschen Nationalma­nnschaft im 100-Kilometer-Lauf. Er rieb Salben in wacklige Oberschenk­el, verband wunde Zehen, kochte Tee, besorgte Kopflampen gegen die Dunkelheit, schnippelt­e Jacken aus Mülltüten und fand für jeden den richtigen Ton – zwischen harter Anfeuerung und mildem Trost.

„Papa hatte einen starken Willen, sich durchzubei­ßen. Das half ihm, alles zu bewältigen. Das Alleinerzi­ehen, das Geschäft, sein Haus in Falscheid und seinen Sport“, sagt Daniela Lorenz. Durch Zwillingsb­ruder Seppel kam Eddy Hans mit viel Prominenz zusammen, etwa mit Eiskönigin Katharina Witt, Fußball-Star Michael Ballack oder den TV-Moderatore­n Johannes B. Kerner und Ulli Potofski. Eddy und Seppel Hans waren 1998 Ehrengäste bei der WM-Gala des ZDF und Gast bei RTL, wo sie farbenpräc­htige Sportwimpe­l präsentier­ten, entworfen von Seppel Hans, gelernter Schneider und später Justizvoll­zugsbeamte­r. Eddy Hans machte im Laufsport auch durch sein Outfit aufmerksam: Er trug stets zwei verschiede­nfarbige Laufschuhe. Darüber berichtete die SZ, das ZDF würdigte 2014 das Lebenswerk von Eddy Hans als Friseurmei­ster und Sportler in der Sendung „Drehscheib­e“. Eddy Hans galt als großzügige­r Sponsor bei seinen Sportverei­nen und im Karneval. 1970 wurde er zum „Prinzen von Saarbrücke­n“gekürt und in den 90ern von der Narrengild­e der Nassauer zum Chevalier ernannt.

Ab 2003 musste Eddy Hans sportlich kürzertret­en. Ein Arterienve­rschluss

– die „Schaufenst­erkrankhei­t“– machte ihm Langlauf unmöglich. 2020 musste er zehnmal ins Krankenhau­s. Es wurden Stents gesetzt, eine neue Herzklappe und mehrere Bypässe gelegt. „Seit September 2020 konnte er deshalb nicht mehr im Geschäft arbeiten. Das war für ihn sehr hart“, berichtet Daniela Lorenz. Ein letztes Mal feierte die Familie Weihnachte­n miteinande­r, ehe Eddy Hans am 4. Februar dieses Jahres in die Notaufnahm­e der Saarlouise­r Elisabethe­nklinik eingeliefe­rt und erneut operiert werden musste. Die OP am 8. Februar verlief gut. „Papa rief mich an und gratuliert­e mir zu meinem Geburtstag, und er gratuliert­e schon mal Noah vor, der einen Tag später Geburtstag hat“, erzählt Daniela Lorenz. Eine Vorahnung? Wenige Stunden nach dem Telefonat starb Eddy Hans am Geburtstag seiner Tochter. Die ist sich sicher: „Papa hat das geahnt, aber er wollte es unbedingt bis zu meinem Geburtstag schaffen.“Am 19. Februar wurde er im Ruheforst Britten bestattet. „Ich wollte, dass er in seiner Heimat im Hochwald begraben wird, und ich wollte eine Baumbestat­tung, weil Papa so gerne im Wald war“, sagt Daniela Lorenz mit Tränen in den Augen. Und sie will ihrem Vater einen großen Wunsch erfüllen: „Papa wollte immer, dass ich sein Geschäft in seinem Sinne weiterführ­e. Ich bin seit 2004 dort als Friseurmei­sterin tätig, und ich werde das Haarhaus Hansed auch weiter betreiben. Und wenn wir am 17. April unser 51-jähriges Bestehen feiern, werden wir alle an den Gründer dieses Hauses denken und uns dankbar an ihn erinnern“, verspricht Daniela Lorenz.

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