Warum Saarbrücken wenige öffentliche Toiletten hat
Wenn die Not groß ist, muss es schnell gehen. Doch wo gibt es in der Saarbrücker Innenstadt öffentliche Toiletten? Wir zeigen, wo man sie findet.
Wer längere Zeit in der Stadt unterwegs ist, kennt das Problem: Der Drang, zur Toilette zu müssen, setzt plötzlich ein. Aber wo befindet sich in Saarbrücken das nächste öffentliche WC? Die SZ hat bei der Landeshauptstadt (LHS) nachgefragt und eine Übersicht zusammengestellt.
In der Innenstadt betreibt die Firma Wall (ehemals J.C. Decaux) aus Berlin insgesamt vier öffentliche Toiletten. Diese befinden sich in der Reichsstraße, Ecke Bahnhofstraße (in der Nähe der Europa-Galerie), am Rabbiner-Rülf-Platz, auf dem Q-Park-Parkplatz in der Heuduckstraße und auf dem Kaltenbachplatz am St. Johanner Markt. Die Nutzung kostet 30 Cent. Wer auf dem Kaltenbachplatz aufs stille Örtchen muss, zahlt aktuell 50 Cent. Dies soll aber auf 30 Cent umgestellt werden. Das teilte die Pressestelle der Stadt mit. Die LHS hat diese Anlage von der Firma Wall geleast.
Für die anderen Standorte der City-Toiletten von Wall gilt ein Ausstattungsvertrag. Das heißt, dass das Unternehmen die Toiletten in Ordnung hält und im Gegenzug auf Werbeflächen der Stadt kostenlos werben kann. Alle Anlagen sind derzeit in Betrieb und werden laut Firmenauskunft einmal täglich von Reinigungstrupps gesäubert. Zudem seien die Toiletten mit einer automatischen Reinigungsfunktion ausgestattet.
Am WC in der Reichsstraße sollten Fußgänger folgenden Hinweis beachten: „Keine Rückgabe von Restbeträgen“. Nach Angaben von Wall liegt das daran, dass dieses Toilettenhäuschen nicht mit der Funktion ausgestattet ist, Wechselgeld auszugeben. Wer also einen Euro einwirft, muss auf die 75 Cent Rest verzichten, denn die Nutzung kostet 25 Cent. Zudem fehlte bei der Stichprobe die Kontakt-Telefonnummer bei Störungen. Diese hat die Firma Wall am Donnerstagmorgen wieder angebracht.
Generell ist die Anlage in der Reichsstraße äußerst eng, wie ein Besuch der SZ vor Ort zeigt. Oberhalb der Schüssel gibt es fließendes Wasser und einen Lüfter für die Hände, allerdings war kein Toilettenpapier mehr da. Insgesamt machte die Toilette einen sauberen Eindruck. Anders am Kaltenbachplatz.
Dort lief kein Wasser aus dem Hahn und das Gebläse war nicht intakt. Zudem stank es im Häuschen.
Zusätzlich haben sowohl Touristen als auch Ortsfremde das Problem, dass es in der Innenstadt keine Schilder gibt, die zur nächsten Toilette weisen. Wieso das so ist, konnte die LHS auf Anfrage nicht beantworten.
Stattdessen verwies die Pressestelle auf die WCs in den öffentlichen Gebäuden der Stadt, beispielsweise im Rathaus St. Johann im Erdund Obergeschoss, in der Stadtbibliothek im Unter- und zweiten Obergeschoss sowie im Bürgeramt im zweiten Obergeschoss. Die Nutzung ist kostenlos, allerdings nur zu den Öffnungszeiten der Ämter zugänglich. Bei unserem Besuch waren diese sauber und in einem guten Zustand.
An der Freitreppe der Berliner Promenade an der Wilhelm-Heinrich-Brücke gibt es eine weitere Toilette im Eigentum der Stadt, die in den Kiosk integriert ist. Die Nutzung ist kostenlos.
Wenn die Not groß ist, können Fußgänger die Toilettenanlagen im Saarbrücker Hauptbahnhof (Hbf ) nutzen. Dort kümmert sich die Firma Sanifair von 6 bis 22 Uhr um die WCs. Sanifair ist ein europaweit agierendes Unternehmen, das vor allem in Autobahnraststätten und Bahnhöfen Toiletten betreibt. Die Nutzung am Hbf kostet einen Euro, dafür reinigen Service-Fachkräfte diese regelmäßig.
Auch in der Europa-Galerie ist das Unternehmen für die öffentlichen Toiletten zuständig, die sich im ersten und zweiten Obergeschoss befinden. Wegen Vandalismusschäden sind die stillen Örtchen im ersten Obergeschoss derzeit geschlossen, die Reparaturen sind laut Sanifair in vollem Gange. Die Anlage wird voraussichtlich Anfang Mai wieder öffnen.
Eine Alternative stehe jedoch im zweiten Obergeschoss von 9.30 bis 20 Uhr bereit. Hier zahlen Toiletten-Gänger 50 Cent. Die Nutzung des Behinderten-WCs ist kostenlos. Dafür benötigen sie einen Euro-Schlüssel. Wer in der Europa-Galerie dringend muss, braucht – Stand 15. April – keinen Corona-Schnelltest.
Anders bei Galeria Kaufhof und Karstadt. Dort weist die Security darauf hin, dass man die Häuser nur mit einem negativen Test betreten darf.
Außerdem ist am Fernbusbahnhof in der Dudweilerstraße ein WC, das der Gebäudemanagementbetrieb (GMS) der Stadt betreibt. Dieser kümmert sich um die Reinigung der Anlage. Wer diese nutzen möchte, zahlt 50 Cent.
Die SZ wollte außerdem wissen, wie es dazu kommt, dass eine öffentliche Toilette verpachtet wird. Hierzu teilt Ingo Beckendorf, Mitarbeiter der Pressestelle mit: „Wer eine Anlage betreiben will, muss damit an die Stadt und GMS herantreten. Dann wird im Einzelfall entschieden.“Das sei seit einigen Jahren jedoch nicht mehr passiert. Der Grund: „Die Flächen der Fußgängerzone sind durch Außenbestuhlungen, Aktionsflächen, Feuerwehrtrassen sowie Feuerwehraufstellflächen bereits maximal ausgereizt“, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Es gibt keinen Platz mehr für weitere Toiletten in Saarbrücken.