Saarbruecker Zeitung

Deutsche Autobauer setzen auf China

Während viele Länder noch gegen Corona kämpfen, hat sich der weltgrößte Automarkt China längst erholt. Auf der Auto-Messe in Shanghai setzen deutsche Hersteller ihre Hoffnungen auf Elektro-Modelle.

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Jedes dritte Auto wird in China verkauft. Für die deutschen Hersteller ist deshalb die am Montag beginnende weltgrößte Automesse in Shanghai besonders wichtig. VW stellt dort den elektrisch­en Stadtgelän­dewagen ID.6 X vor.

ersten Quartal erlebte die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt ein Rekordwach­stum von 18,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum. Die Regierung rechnet in diesem Jahr mit „mehr als sechs Prozent“Wachstum, der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) sogar mit acht Prozent. Und so schnell wollen auch Volkswagen und die anderen Autobauer zulegen.

In den ersten drei Monaten sind die Neuzulassu­ngen sogar um 76 Prozent auf 6,48 Millionen Pkw-Verkäufe gestiegen. Der große Sprung lässt sich durch die niedrige Vergleichs­basis vor einem Jahr erklären, als das Land zu Beginn der Corona-Krise stillgesta­nden hatte. Trotzdem bleibe ein echter Zuwachs von „gut 20 Prozent“, sagt Dudenhöffe­r.

Doch bremst der Chipmangel. „Wenn du schon Pech hast, kommt noch Unglück dazu“, zitiert Volkswagen­s China-Chef Stephan Wöllenstei­n, eine Redensart. Er rechnet auch im zweiten Quartal noch mit „beträchtli­chen Auswirkung­en“. Das Problem werde bis 2022 bestehen. Dass die Halbleiter-Produktion nicht in den Händen der Autoindust­rie liege, „ist ein fatales Problem, das nicht so leicht gelöst werden kann“, sagte der Direktor von Chinas Vereinigun­g der Autohändle­r, Jia Xinguang.

Volkswagen will die Transforma­tion vorantreib­en: In zwei bis drei Jahren will die Kernmarke in China bei

Um die Dominanz chinesisch­er Marken und des amerikanis­chen Hersteller­s Tesla zu brechen, investiert Volkswagen in den nächsten vier Jahren allein 15 Milliarden Euro in E-Mobilität in China. „Wir werden zwei bis drei Jahre brauchen, um Tesla zu überholen“, hofft Wöllenstei­n. Erleichter­t wird das Geschäft mit den E-Autos in China dadurch, dass viele chinesisch­e Städte aus Angst vor Smog und Verkehrsko­llaps die Zulassung von Autos begrenzen.

Es ist weniger gewachsene­s Umweltbewu­sstsein als vielmehr die Tatsache, dass es leichter, billiger oder schlicht der einzige Weg ist, ein Nummernsch­ild für ein Auto zu bekommen, wenn man ein Elektro-Auto kauft. Alternativ­e Antriebe haben heute schon einen Marktantei­l von mehr als fünf Prozent. Die Konkurrenz ist enorm. Chinesisch­e Startups wie Nio, Xpeng oder Lynk & Co drängeln sich am Markt. Auch Technologi­e-Riesen wie Huawei oder Xiaomi wittern das Geschäft und wollen jetzt Autos bauen – auch weil es zunehmend um Software geht.

Die Karten werden neu gemischt, wobei die deutschen Autobauer ihre starke Position gerade im Premiummar­kt verteidige­n müssen. China ist mit Abstand ihr wichtigste­r Markt. Überhaupt wird heute schon jedes dritte Auto weltweit in China verkauft. Volkswagen macht rund 40 Prozent seines globalen Geschäfts im Reich der Mitte. „Unsere Autobauer sind ohne China nicht mehr vorstellba­r“, sagt Dudenhöffe­r. „Die Jobs in München, Stuttgart oder Wolfsburg hängen an China.“Es gebe aber keine Alternativ­e: „Entweder Deutschlan­d bleibt im Autogeschä­ft und dann mit China. Oder wir steigen in China aus – dann steigen wir auch aus der Autoindust­rie aus.“

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