AfD Saar stellt Weichen für Bundestagswahl
(ulo) Überschattet von internen Machtkämpfen hat die AfD als erste Partei im Saarland die personellen Weichen für die nächste Bundestagswahl gestellt. Sie wird mit ihrem 57-jährigen Landeschef und Bundestagsabgeordneten Christian Wirth als Spitzenkandidat in die Wahl Ende September ziehen. Auf einer von Vertretern der AfD-Bundespartei begleiteten Landesmitgliederversammlung in Homburg setzte sich Wirth am Sonntag bei einer Kampfabstimmung mit 91 zu 77 Stimmen (drei Enthaltungen, eine ungültige) gegen den ehemaligen AfD-Landesschatzmeister Carsten Becker (31) durch. Als dritter
Bewerber war der der Veruntreuung von Parteigeldern beschuldigte Völklinger AfD-Stadtrats-Fraktionsvorsitzende Dieter Müller (65) im ersten Durchgang ausgeschieden.
Bei der Bundestagswahl 2017 war die AfD Saar auf 10,1 Prozent der Stimmen und ein Mandat gekommen, für ein zweites Mandat bräuchte sie schätzungsweise mindestens 18 Prozent. AfD-Spitzenkandidat Wirth, promovierter Jurist und Rechtsanwalt sowie früher FDP-Mitglied und Burschenschaftler, hatte bereits im Oktober 2020 den zuvor vom AfD-Bundesvorstand abgesetzten inzwischen 82 Jahre alten AfD-Landesvorsitzenden
Josef Dörr abgelöst, der weiter die Saar-Landtagsfraktion seiner Partei führt. Dörr-Sohn Michel, der sich mit seinem Vater nach eigenem Bekunden noch immer politisch überworfen hat, verzichtete auf eine Spitzenkandidatur und unterstützte nach eigenen Angaben den in der Stichwahl gegen
Wirth unterlegenen Carsten Becker.
„Ich bin angetreten, um die AfD zu einen“, sagte Wirth am Rande der Versammlung der SZ. Er denke, man sei in der Partei auf einem guten Weg. Mit seiner bisherigen Arbeit als Bundestagsabgeordneter zeigte sich Wirth selbst „sehr zufrieden“. Innen- und Rechtspolitik seien sein Schwerpunkt gewesen, zuletzt habe er im Parlament einen Antrag auf Errichtung einer Bundespolizeihochschule im Saarland eingebracht. Zur Warnung des Saar-Verfassungsschutzes, der Rechtsextremismus sei aktuell die größte Gefahr für die Demokratie nahm er auf der Versammlung keine Stellung.