Lehrer im Nachbar-Bundesland fürchten um ihre Gesundheit
In Rheinland-Pfalz wollen einige Lehrerinnen und Lehrer die Corona-Selbsttests der Schüler nicht beaufsichtigen – vor allem nicht in weiterführenden Schulen.
(dpa) Dass sich Schüler regelmäßig vor dem Unterricht auf Corona selbst testen, findet Schulleiter Armin Huber gut und richtig. Dass sie das unter Anleitung und Aufsicht von Lehrern tun sollen, aber gar nicht. Daher hat er im Namen seiner Schule, dem Max-Planck-Gymnasium (MPG) Trier, eine sogenannte Remonstration – also eine Art beamtenrechtliche Einwendung gegen eine Weisung des Vorgesetzten – bei der Schulaufsicht eingelegt.
Warum? „Der Gesundheitsschutz der Lehrer ist meines Erachtens nach bei dieser Form der Selbsttestung nicht garantiert“, sagt Huber.
„Wir haben kaum Lehrer, die geimpft sind, wir haben keine Schutzausrüstung, und wir sollen im Fall eines positiven Tests den Schüler
pädagogisch betreuen.“Verständlich, dass da Lehrer Angst hätten und nicht bereit dazu seien. Daher bieten derzeit am MPG geschulte Mitarbeiter der Hilfsorganisation Johanniter-Unfall-Hilfe Schnelltests an. Seit den Osterferien können sich auch Schüler in Rheinland-Pfalz zwei Mal pro Woche kostenfrei mit Schnelltests selbst auf das Coronavirus testen. Das Land hat die Schulen bereits mit rund sechs Millionen Testkits beliefert, wie das Bildungsministerium in Mainz mitteilte. Tausende Testungen sind bereits gelaufen – das Einverständnis der Eltern für die Tests sei groß. Und: Über alle Schularten hinweg gebe es „auch sehr viel Zustimmung von Lehrkräften, die die Möglichkeit der Selbsttests sehr begrüßen“.
Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als landesweite Schulaufsicht räumt ein: „Es ist richtig, dass vereinzelt Schulen die Beaufsichtigung von Selbsttest der Schüler nicht als ihre Aufgabe wahrnehmen.“Auch anderswo als in Trier hätten vereinzelt Lehrkräfte dagegen Einwände erhoben. Aus allen drei Aufsichtsbezirken der ADD in Rheinland-Pfalz lägen Remonstrationen vor. „Die überwiegende Anzahl der Remonstrationen kommt aus dem Bereich der weiterführenden Schulen“, teilt eine Sprecherin in Trier mit.
Nach Ansicht der Schulbehörde ist für Tests die Hilfe externer Partner „grundsätzlich nicht erforderlich“. Lehrkräfte hätten „die Schülerinnen und Schüler lediglich anzuleiten und sie bei der Durchführung der Selbsttests zu beaufsichtigen. Lehrkräfte führen also keine Testungen bei Schülerinnen und Schülern durch“, hieß es. Aufsicht und pädagogische Begleitung stellten „eine schulbezogene Aufgabe dar“, die im Rahmen des Dienstverhältnisses von einer Lehrkraft geleistet werden könnten.
Tatsache ist aber, dass viele Schulen Hilfe von externen Partnern suchen. „Wir haben so viele Anfragen. Wir können dem Andrang kaum mehr gerecht werden“, sagt die Sprecherin
des Johanniter Regionalverband Trier-Mosel, Regina Lüders. Mitarbeiter der Johanniter seien im Raum Trier bereits in gut einem halben Dutzend Schulen bei Schnelltests mit im Boot. Hinzu kämen auch Anfragen von Firmen. „Das überschreitet das, was wir leisten können.“Viele kleine Grundschulen könnten nicht bedient werden.
Laut der ADD sollen Selbsttests nicht zu Hause gemacht werden: „In einem überwachten Setting in der Schule können die Tests sicher und richtig durchgeführt werden.“Zudem sei gewährleistet, „dass im Falle einer positiven Testung unmittelbar entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden“.