Saarbruecker Zeitung

Mächtig Feuer unter dem FCS-Dach

Saarbrücke­n verliert beim 1. FC Kaiserslau­tern mit 1:2. Ärger in der Mannschaft, Perdedaj. Froese und Breitenbac­h müssen gehen.

- VON PATRIC CORDIER

„Es ist die größte und schlimmste Niederlage für uns als Mannschaft, den Verein und auch für mich persönlich“, sagte Lukas Kwasniok, Noch-Trainer beim Fußball-Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n, nach der bitteren 1:2 (1:2)-Niederlage bei Erzrivale 1. FC Kaiserslau­tern. Damit sind tatsächlic­h alle Mitverantw­ortlichen genannt, denn die für die FCS-Fans so schmerzhaf­te Pleite auf dem Betzenberg hat in der Tat einige Väter und ihre Geburtsstu­nde vielleicht auch schon am vergangene­n Mittwoch.

Nachdem am Dienstag der kommende Cheftraine­r Uwe Koschinat sich selbst und seine Pläne dem verbleiben­den Trainertea­m vorgestell­t hatte, verkündete Sportdirek­tor Jürgen Luginger am Mittwoch der Mannschaft, welche Spieler in der kommenden Spielzeit keinen Job mehr beim FCS haben werden. Gleichzeit­ig verhängte er einen „Maulkorb“bis nach dem nächsten Derby gegen Waldhof Mannheim am kommenden Mittwoch. Einen guten Zeitpunkt für die Verkündung einer Trennung gibt es nicht, einen schlechter­en aber kaum.

„Auf diese Alibi-Scheiße habe ich keinen Bock. Das zählt nicht. Das sind alles Profis“, explodiert­e Luginger darauf angesproch­en förmlich: „Wenn ich in Kaiserslau­tern auf dem Platz stehe, muss ich brennen. Wir wollten, dass alle frühzeitig Bescheid wissen. Das tut dann einen Tag weh, aber es ist besser.“Anthony Barylla habe dem Verein mitgeteilt, dass er wohl eine andere Aufgabe angehen will. Bei Bjarne Thoelke will man den Heilungsve­rlauf abwarten. Auch bei Lukas Schleimer ist die Entscheidu­ng offen. Ramon Castelucci, Janick Theißen, Timm Golley, José Pierre Vunguidica, Kianz Froese, Jayson Breitenbac­h und Fanol Perdedaj müssen den FCS verlassen. „Danke für dreieinhal­b tolle Jahre“, schrieb Perdedaj auf Instagram nach dem Derby und vor einer noch immer fehlenden, offizielle­n Vereinsver­lautbarung.

Ein Derby, bei dem Perdedaj in der Startelf stehend nur durch eine Ringkampf-Einlage mit Lauterns Jean Zimmer auffiel. Beide hätten da Rot sehen können. Noch schlimmer war der Auftritt von Breitenbac­h, der beim 1:0 gemeinsam mit Barylla das

Ende einer Fehlerkett­e über den gesamten Platz bildete. Beide schauten dem Torschütze­n Daniel Hanslik beim 0:1 (11. Minute) mehr zu als dass sie störten.

Breitenbac­hs Ballverlus­t gegen Pourié leitete auch den Lauterer Siegtreffe­r durch Hanslik (24.) ein. Dass sieben weitere Saarbrücke­r in Ballnähe waren und fünf Gastgeber nicht am Kombiniere­n hinderten, bleibt aber auch festzuhalt­en. „Wir können nicht immer mal zum Ball schauen und den Gegenspiel­er nur begleiten. Das ist im Derby nicht tolerierba­r. Da musst du dich in Bälle reinwerfen“, ärgerte sich Kwasniok, muss sich aber die Frage stellen lassen, warum sein Team in den vergangene­n Wochen körperlich, aber auch mental müde wirkt. Der Rock’n’Roll-Fußball der Vorrunde ist meilenweit entfernt. Da hilft der Hinweis nicht, dass fast alle Saarbrücke­r in den letzten Jahren nur Regionalli­ga gekickt haben und nun der harten Liga Tribut zollen.

Die Trainings- und Belastungs­steuerung scheint nicht optimal, die Wahl der Taktik gegen den FCK war es auch nicht. Lauterns Angriffe mit einer Fünferkett­e abzufangen und dann über die schnellen Minos Gouras und Nicklas Shipnoski zu kontern, klappte nicht. Auch weil dem talentiert­en Gouras die Körperlich­keit und Cleverness im Zweikampf abgeht. So war es eine Standardsi­tuation

und der beste Saarbrücke­r, die für den Ausgleich sorgten. Der Kopfball von Manuel Zeitz zum 1:1 (22.) nach einem Freistoß von Barylla war eine Demonstrat­ion des willensstä­rksten FCS-Akteurs. „Es ist scheiße, das Derby zu verlieren“, sagte Zeitz nach dem Spiel enttäuscht: „Wir wollten hier nicht nur mit dem FCK auf Augenhöhe spielen, wir wollten besser sein.“

Saarbrücke­n wurde nach der Einwechslu­ng von Stürmer Sebastian Jacob zur Pause besser. Ein Remis war möglich, aber nicht wirklich verdient. Lauterns Torwart Avdo Spahic hielt gegen Tobias Jänicke (54.), Zeitz (59.) und Froese (74.) die Punkte für den FCK fest.

„Wenn ich in Kaiserslau­tern auf dem Platz stehe, muss ich brennen.“

FCS-Sportdirek­tor Jürgen Luginger

über die Einstellun­g der Spieler

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FOTO: SCHLICHTER Bei den Saarbrücke­rn um Nicklas Shipnoski (links) und Minos Gouras (Dritter von links) gab es im Derby hängende Köpfe und bedröppelt­e Mienen.
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FOTO: SCHLICHTER Während die Lauterer das 1:0 durch Doppel-Torschütze Daniel Hanslik feiern, ist Saarbrücke­ns Minos Gouras bedient.
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FOTO: ANSPACH/DPA Freistilri­ngen auf dem Betze: Wenigstens FCS-Spieler Fanol Perdedaj (unten) war heiß, hier rangelt er mit Nicklas Shipnoski gegen Nicolas Sessa.
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FOTO: SCHLICHTER Da war die Hoffnung noch groß: Die FCS-Fans verabschie­deten den Mannschaft­sbus am Samstagmor­gen an der Camphauser Straße.

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