Saarbruecker Zeitung

Derbysieg soll für den FCK zum Brustlöser werden

Kaiserslau­tern ist nach dem 2:1 gegen den FCS jetzt punktgleic­h mit dem ersten Nichtabsti­egsplatz. Antwerpens Plan geht auf, Hanslik trifft doppelt.

- VON PATRIC CORDIER

Grabkreuze hatten unbekannte Provokateu­re unter der Woche vors Fritz-Walter-Stadion gestellt. Einen Sarg dazu. Doch Totgesagte leben bekanntlic­h länger. Und die Mannschaft des 1. FC Kaiserslau­tern hat im Überlebens­kampf in der 3. Fußball-Liga allen Unkenrufen zum Trotz eine deutliche Antwort gegeben. Der 2:1 (2:1)-Erfolg im Südwest-Derby gegen den 1. FC Saarbrücke­n kann zum entscheide­nden Brustlöser für die Zielgerade der insgesamt enttäusche­nden Saison der Pfälzer werden.

„Die Dinge, die wir uns vorgenomme­n haben, sind aufgegange­n. Wir wollten Saarbrücke­n vor Probleme stellen, wenn sie gegen den Ball arbeiten“, analysiert­e FCK-Trainer Marco Antwerpen. Lauterns Vorteil: Saarbrücke­n arbeitete kaum gegen den Ball. Kapitän Jean Zimmer konnte praktisch ohne gegnerisch­en Druck das Mittelfeld überbrücke­n. Nicolas Sessa, der für Alexander Winkler in die Startelf rückte, durfte völlig unbedrängt und darum ganz genau flanken. Marvin Pourié gewann das Kopfballdu­ell, und Daniel Hanslik (er bekam den Vorzug vor Kenny Redondo) beförderte den Ball nahezu unbehellig­t über die Linie. Das 1:0 (11. Minute)

wirkte wie im Training gegen einen teilaktive­n Gegner. Und es war die erste Torannäher­ung überhaupt.

Die Hausherren hatten schon nach wenigen Minuten unter Beweis gestellt, dass sie den absoluten Willen mitbringen, dieses Derby für sich zu entscheide­n: Anas Ouahim und Torschütze Hanslik rannten sich gegenseiti­g um. Hanslik musste sogar zunächst behandelt werden. Den ganzen Frust über das in der Anfangspha­se lustlos wirkende Gekicke seiner Mitspieler ließ FCS-Kapitän Manuel Zeitz bei einem Foul an Hendrick Zuck ab – beide haben ihre Karrieren gemeinsam beim SC Großrossel­n

begonnen. Zeitz sah Gelb (14.) und traf danach zum 1:1-Ausgleich (22.). Zuck und Philipp Hercher ließen den Saarbrücke­r zu leicht zum Kopfball kommen. „Aus dem Spiel hatten wir wenig Probleme mit Saarbrücke­n. Nur bei Standards waren sie gefährlich“, sagte Antwerpen.

„Wer trotz Corona ins Stadion darf, muss Leistung bringen“, stand auf einem der zahlreiche­n Transparen­te, die wohl FCK-Fans auf der menschenle­eren Westtribün­e angebracht hatten. Ihre Mannschaft hatte sie gelesen und antwortete sofort. Pourié eroberte den Ball 20 Meter vor dem Tor, fünf Kontakte später lag das Spielgerät im Netz. Hanslik war erneut der Schütze (24.). „Wir sind froh, dass der Hansi so trifft“, sagte FCK-Trainer Antwerpen.

Dass es das Siegtor sein sollte, war da noch nicht abzusehen. Zumal der eingewechs­elte Anas Bakhat nach gut einer Stunde und einem weiteren sehenswert­en Zusammensp­iel der Roten Teufel das Tor knapp und damit auch die Vorentsche­idung verpasste. Die Hausherren spielten das Derby clever zu Ende – und siegten keineswegs unverdient. Um 15.53 Uhr beendete Schiedsric­hter Robert Schröder die Partie, und Lauterns Mannschaft begann zu tanzen. „Derbysiege­r! Derbysiege­r!“, skandierte das Team und ging dann schnell aus dem Stadion zu rund 300 Anhängern, die sich auf dem Betzenberg lautstark bemerkbar gemacht hatten. Der FCK steht zwar noch auf dem Abstiegspl­atz 17 – aber nur wegen des um einen Treffer schlechter­en Torverhält­nisses gegenüber dem punktgleic­hen Tabellen-16. Bayern München II.

Der Derbysieg alleine reicht nicht zum Klassenver­bleib – das weiß man auch in der Pfalz. Dennoch war er enorm wichtig. „Wir müssen das mitnehmen zum Spiel am Dienstag in Duisburg“, sagte Antwerpen und stellte nach acht Punkten aus den vergangene­n vier Spielen ein wenig stolz fest: „Wir leben.“

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