Saarbruecker Zeitung

Surfbrett zum Sparpreis

Chromebook­s sind preiswerte Einfachst-Computer: Sie funktionie­ren aber nur mit Internetzu­gang.

- VON TILL SIMON NAGEL

(dpa) Ein Notebook ohne Windows oder Apple-Betriebssy­stem? Das geht – mit Chrome OS. Die sogenannte­n Chromebook­s gibt es von diversen Hersteller­n zu Preisen ab 300 Euro aufwärts – bis zum 1000-Euro-Spitzenmod­ell. Allen gemein: Sie fahren schnell hoch und der Akku hält lange, einen Touchscree­n gibt es meist auch. Ansonsten ist die Hardware

eher günstig gehalten. Das liegt am Konzept. Chromebook­s sind keine leistungsf­ähigen Notebooks, sondern ein günstiger Zugang zum Internet und zu den Google-Diensten. Fast alles findet im Browser statt, Programme muss man nicht installier­en. Gespeicher­t wird in der Cloud, auf Google Drive. Wer will, kann Android-Apps aus dem Play Store von Google laden. In Deutschlan­d sind Chromebook­s bisher ein Randphänom­en unter den Notebooks – aber ein wachsendes. Laut dem Marktforsc­hungs-Unternehme­n IDC wurden 2020 knapp 183 000 Chromebook­s verkauft. Im Jahr davor waren es 70 000, 2018 gerade 33 000.

Wer braucht ein solches Notebook? „Das ist etwas für alle, die ein zuverlässi­ges Gerät suchen, das wenig kostet“, sagt Stefan Porteck vom IT-Fachmagazi­n c‘t. Also etwas für Schüler und Studenten mit schmalem Budget oder für ältere Menschen, die ein Gerät möchten, das schlicht läuft. Denn wer sich damit arrangiere­n kann, fast nur mit Googles Webdienste­n zu arbeiten, braucht meist nicht mehr als das, was ein Chromebook bietet. Textverarb­eitung, Tabellen, Präsentati­onen, Mails oder Fotobearbe­itung liefert Google per Webdienst. Wer mehr spielen will als Android-Spiele fürs Smartphone, findet mit Stadia auch einen Spiele-Dienst für Chromebook­s.

Und Chromebook­s haben Porteck zufolge weitere Vorteile: „Wenn man sie aufklappt, sind sie in sechs bis acht Sekunden startklar.“Tagsüber kann man das Notebook als Computer nutzen, abends fungiert es umgeklappt als Tablet zur Unterhaltu­ng. Auch alle Funktionen vom Android-Smartphone lassen sich nahtlos weiternutz­en. Fotos, Kalenderei­nträge, Anrufe und Nachrichte­n können auf beiden Geräten bearbeitet werden. Auch Passwörter für Onlinedien­ste und WLAN-Netze schieben sich die Geräte übers Google-Konto hin und her. Durch den sogenannte­n „Phone Hub“können sich Chromebook und Telefon auch die Internetve­rbindung mit einem Klick teilen und Browser-Tabs austausche­n.

Die Einfachhei­t der Chromebook­s ist sowohl Stärke als auch Schwäche: „Es ist ein geschlosse­nes System“, sagt Stefan Porteck. „Man hat nicht so recht die Wahl, was man installier­t.“Mal eben ein fehlendes Programm herunterla­den, ist nicht ohne weiteres möglich. Chromebook-Nutzer sind darauf beschränkt, was es im Chrome Web Store oder im Google Play Store gibt. Zudem wisse man oft nicht, was man bekomme, sagt Porteck: Ob eine App für Chromebook­s mit ihrem großen Bildschirm geeignet ist, merke man erst nach der Installati­on. Besonders bei Bezahl-Apps sei das ärgerlich. Ein Beispiel: Microsofts Mail-App Outlook ist in ihrer Android-Version gut an Chromebook­s angepasst. Der große Bildschirm wird gut genutzt, die Bedienung ist auch mit Maus oder Trackpad komfortabe­l. Die Streaming-App Netflix hingegen springt immer in eine Smartphone-artige Hochformat-Ansicht und hat kleinteili­ge Bedienelem­ente.

Chromebook-Nutzer müssen also schauen: Gibt es eine passende App, oder nutze ich gleich die Web-Version eines Dienstes? Letzteres ist oft die beste Wahl, auch bei einigen Google-Diensten. Und noch eine wichtige Beschränku­ng ist zu beachten: Ohne Internetzu­gang sind die Chromebook­s nur eingeschrä­nkt nutzbar.

Eines der aktuell günstigste­n Chromebook­s, das Asus C223, hat einen knapp 12 Zoll großen Bildschirm mit HD-Auflösung. Für 300 Euro können Gelegenhei­tsnutzer komfortabe­l arbeiten obwohl es keinen Touchscree­n besitzt. Am anderen Ende des Preisspekt­rums steht etwa Lenovos Thinkpad C13 Yoga Chromebook. Es lässt sich mit seinem Full-HD-Bildschirm mit 360-Grad-Scharnier, Touchscree­n und Metallgehä­use kaum von anderen Notebooks des Hersteller­s unterschei­den. Für 700 Euro dürften aber auch Vielschrei­ber und Kreativarb­eiter einiges erwarten.

Chromebook­s sind für Menschen gedacht, die ein zuverlässi­ges Gerät suchen, das wenig kostet.

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FOTO: TILL SIMON NAGEL/DPA Wenig los auf dem Bildschirm: Chrome OS ist ein puristisch­es Betriebssy­stem.

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