Saarbruecker Zeitung

Bis 2018 weitgehend unbekannt, nun Kanzlerkan­didatin

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BERLIN (kna/dpa) Erstmals in der Geschichte der Partei stellen die Grünen eine Kandidatin für das Kanzleramt. Damit hat Robert Habeck, der Philosoph, Annalena Baerbock, der Völkerrech­tlerin, den Vortritt gelassen. Es brauche Mut, Dinge anders zu machen, betonte die 40-Jährige. Es gehe aber darum, Dinge zu verändern und nicht nur zu verspreche­n: „Ich trete an für Erneuerung, für den Status Quo stehen andere.“

Dabei war Baerbock – im Gegensatz zu Mitbewerbe­r Habeck – vor der Wahl zur Parteivors­itzenden 2018 nur Insidern bekannt. Doch das sollte sich schnell ändern. Die Mutter von zwei Kindern, die 2005 Mitglied der Grünen wurde, stammt aus Hannover und studierte Politikwis­senschafte­n in Hamburg und Völkerrech­t in London. Sie zog nach Brandenbur­g, wo sie von 2009 bis 2013 Landesvors­itzende der Grünen war, bevor sie Bundestaga­bgeordnete wurde. Ebenfalls 2009 rückte sie in den Vorstand der europäisch­en Grünen auf.

Mit ihrer Familie lebt Baerbock, verheirate­t und Mutter von zwei kleinen Töchtern im Kindergart­enund Grundschul­alter, in Potsdam, wo sie sich um ein Direktmand­at bewirbt – größter Konkurrent im Wahlkreis ist Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD). Anders als ihr Parteikoll­ege Habeck – der von 2012 bis 2018 Umweltmini­ster in Schleswig-Holstein war – verfügt Baerbock über keinerlei Regierungs­erfahrung und geht damit auch offen um. „Ja ich war noch nie Kanzlerin, auch noch nie Ministerin“, so die Grünen-Parteichef­in. Aber sie sei bereit für die große Herausford­erung und Aufgabe.

Baerbock, die als Jugendlich­e Trampolins­pringen als Leistungss­port betrieb, gilt als durchsetzu­ngsstark und faktensich­er. Beim Trampolins­pringen hat sie nach eigener Aussage einiges gelernt: Wenn man etwas Neues schaffen wolle, müsse man „den Absprung wagen“, sagte sie einmal in einem Interview mit der Zeit. Zugleich gilt Annalena Baerbock als bodenständ­ig; unter anderem engagiert sie sich in Potsdam für einen Flüchtling­shilfevere­in.

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