Saarbruecker Zeitung

Senioren ohne Internet kommen kaum an Test-Termin

Das Saar-Gesundheit­sministeri­um verweist alte Menschen an Verwandte, Freunde und Bekannte, um Test-Termine zu erhalten.

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SAARBRÜCKE­N (mv) Ob beim Einkaufen oder beim Friseur – seit die Corona-Ampel im Saarland auf gelb gesprungen ist, sind in vielen Bereichen des öffentlich­en Lebens Schnelltes­ts erforderli­ch. Doch mehrere Senioren haben sich an die Saarbrücke­r Zeitung gewandt und bemängelt, dass es für ihre Altersgrup­pe schwierig sei, an diese Tests zu kommen. Das fange schon damit an, dass viele ältere Menschen kein Internet besitzen und sie so nicht selbst die Möglichkei­t haben, einen Termin zu vereinbare­n. Auch das Ergebnis des Tests könne sie so nicht erreichen. Zudem bestünde gerade in ländlicher­en Regionen das Problem, dass die Wege zum nächsten Testzentru­m oft weit seien.

„Grundsätzl­ich sollte im Bedarfsfal­l über Familien-Angehörige, Freunde, Bekannte oder im Rahmen der Nachbarsch­aftshilfe die Möglichkei­t bestehen, online die nächstgele­genen Testmöglic­hkeiten zur kostenlose­n Bürgertest­ung zu erfahren“, teilt die Pressestel­le des saarländis­chen Gesundheit­sministeri­ums auf mehrfache SZ-Nachfrage mit. Diese Möglichkei­t bestehe sowohl in den landeseige­nen Testzentre­n, in den von den Kommunen beauftragt­en Teststelle­n als auch in beauftragt­en Apotheken, Arzt- und Zahnarztpr­axen, die während der regulären Öffnungsze­iten für Rückfragen telefonisc­h erreichbar sind. Mittlerwei­le gebe es rund 400 Stellen, die ein wohnortnah­es und niederschw­elliges Testangebo­t vorhalten würden, erklärt das Ministeriu­m und ergänzt: „Sollte gar kein Kontakt bestehen, kann optional die zuständige Landkreis-Verwaltung zu den wohnortnah­en kommunalen Testmöglic­hkeiten informiere­n.“

Jürgen Nieser, Landes-Geschäftsf­ührer der Arbeiterwo­hlfahrt (Awo) Saarland, sieht das anders: „Die jetzige Situation ist für Senioren belastend.“Durch die gelbe Corona-Ampel habe sich der Zugriff auf die Testzentre­n vervielfac­ht. Der gemeinnütz­ige Verband beabsichti­ge, ältere Menschen bei der Anmeldung zu unterstütz­en, so wie man dies auch schon bei der Impf-Anmeldung bei rund 300 Senioren

ab 70 getan habe. Aus Datenschut­z-Gründen sei das jedoch nur für Mitglieder möglich. Diese sollen in Kürze informiert werden, wie der Verband ihnen bei den Schnelltes­ts helfen könne, sagt Nieser.

„Das Land muss sicherstel­len, dass die Informatio­nen zu Schnelltes­t-Angeboten barrierefr­ei für alle verfügbar sind – nicht nur im Internet“sagt Maria Wimmer, Sprecherin des Sozialverb­andes „VdK Saarland“, der auf die derzeit sehr hohe Inzidenz hinweist. Besonders gefährdete­n Personen rät der VdK deshalb zur Zurückhalt­ung bei testpflich­tigen Unternehmu­ngen, die nicht unbedingt erforderli­ch sind.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Der Weg zum Test ist für viele Senioren schwierig.

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