Er engagiert sich trotz Multipler Sklerose
Der 29-jährige Jonas Jung ist Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Saarbrücken-St. Johann und schätzt die Kameradschaft dort.
SAARBRÜCKEN Wenn Jonas Jung ein leichtes Ziehen in den Beinen spürt, dann schnürt er die Laufschuhe. Beim Joggen verschwinden die Beschwerden. Seit sechs Jahren hat der junge Mann Multiple Sklerose. Neben dem Sport helfen Medikamente, die Autoimmunerkrankung behindert ihn im Alltag nicht. Seitdem die Symptome erstmals auftraten, gab es keinen neuen Schub.
„Die Diagnose war natürlich ein Schlag ins Gesicht“, erinnert sich Jonas Jung. Seine Kollegen vom
Deutschen Roten Kreuz (DRK) halfen ihm, den Schock zu überwinden. Neben der Aus- und Weiterbildung wird im Ortsverein Saarbrücken-St. Johann die Kameradschaft groß geschrieben.
Nach dem offiziellen Teil der Dienstabende kochen die Sanitäter noch zusammen. Ihre Freundschaft pflegen sie nicht nur im Rot-KreuzHaus. Man verabredet sich zu einem Bier in der Kneipe oder packt beim Umzug des Kollegen mit an.
Mit 29 Jahren ist Jung einer der jüngsten Chefs eines DRK-Ortsvereins im Saarland. „Man kann viel bewegen“, versichert der Vorsitzende.
Die Verantwortung für die zahlreichen Aktivitäten – vom Sanitätsdienst über die Seniorengymnastik bis zu den Blutspendeterminen – übernimmt er gerne. Und auch die vereinseigene Immobilie macht Arbeit. Das Haus in der Ursulinenstraße
ist sanierungsbedürftig. Da passt es gut, dass der gelernte Informatikkaufmann in einer Bank direkt um die Ecke arbeitet. In der Mittagspause kann er schnell mal beim DRK vorbeischauen.
Normalerweise treffen sich die aktiven Helfer einmal in der Woche. Während der Corona-Pandemie ist das nicht möglich. Als Ersatz geht das DRK St. Johann jeden Dienstag um 19.30 Uhr mit einem Online-Fachvortrag auf Sendung. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Das Wissen der Helfer wird aufgefrischt beziehungsweise vertieft. Und man bleibt in Kontakt.
Für das Live-Streaming hat sich der Schulungsraum in eine Art Fernsehstudio verwandelt. Zur professionellen Ausstattung gehören drei
Kameras, Mikrofone, zusätzliches Licht, ein Videopult, mehrere Monitore. „Wir haben rund 2000 Euro investiert“, sagt Jung. Nach Corona soll die Technik zum Beispiel für die Produktion von Lernvideos weitergenutzt werden.
Der digitale Service kommt gut an. „Die Resonanz ist positiv“, betont Jonas Jung. Zu den bis zu 200 Zuschauern gehören nicht nur Vereinsmitglieder. Jeder, der möchte, kann sich einklinken. Und das von überall: Auch in Bayern, Österreich und Norddeutschland wurden die Sendungen schon verfolgt.
In einer der Vorwochen referierte ein Experte über Kindernotfälle, jetzt widmet sich Rettungssanitäter Dominik Ruffing dem Bewegungsapparat. Ein Skelett steht zum Veranschaulichen bereit. Präsentationsfolien und Bilder werden eingeblendet, schriftliche Fragen und Kommentare sind erwünscht. Jonas Jung hat ebenfalls schon online referiert. Sein Thema: Multiple Sklerose.
Im November 2016 hielt er auch bei den Maltesern einen Vortrag über seine Krankheit. Einen Tag später meldete sich eine Zuhörerin bei ihm. Sie bekundete ihren Respekt und bedankte sich für die Informationen. Einige Monate später kreuzten sich ihre Wege erneut. Während des Saar-Spektakels hatten sie Dienst bei ihren Hilfsorganisationen. Man blieb in Kontakt, aus Sympathie wurde Liebe. Heute sind die beiden ein Paar.
„Die Diagnose war natürlich ein Schlag ins Gesicht.“
Jonas Jung über seine Multiple Sklerose