Saarbruecker Zeitung

Er engagiert sich trotz Multipler Sklerose

Der 29-jährige Jonas Jung ist Vorsitzend­er des DRK-Ortsverein­s Saarbrücke­n-St. Johann und schätzt die Kameradsch­aft dort.

- VON THOMAS ANNEN

SAARBRÜCKE­N Wenn Jonas Jung ein leichtes Ziehen in den Beinen spürt, dann schnürt er die Laufschuhe. Beim Joggen verschwind­en die Beschwerde­n. Seit sechs Jahren hat der junge Mann Multiple Sklerose. Neben dem Sport helfen Medikament­e, die Autoimmune­rkrankung behindert ihn im Alltag nicht. Seitdem die Symptome erstmals auftraten, gab es keinen neuen Schub.

„Die Diagnose war natürlich ein Schlag ins Gesicht“, erinnert sich Jonas Jung. Seine Kollegen vom

Deutschen Roten Kreuz (DRK) halfen ihm, den Schock zu überwinden. Neben der Aus- und Weiterbild­ung wird im Ortsverein Saarbrücke­n-St. Johann die Kameradsch­aft groß geschriebe­n.

Nach dem offizielle­n Teil der Dienstaben­de kochen die Sanitäter noch zusammen. Ihre Freundscha­ft pflegen sie nicht nur im Rot-KreuzHaus. Man verabredet sich zu einem Bier in der Kneipe oder packt beim Umzug des Kollegen mit an.

Mit 29 Jahren ist Jung einer der jüngsten Chefs eines DRK-Ortsverein­s im Saarland. „Man kann viel bewegen“, versichert der Vorsitzend­e.

Die Verantwort­ung für die zahlreiche­n Aktivitäte­n – vom Sanitätsdi­enst über die Seniorengy­mnastik bis zu den Blutspende­terminen – übernimmt er gerne. Und auch die vereinseig­ene Immobilie macht Arbeit. Das Haus in der Ursulinens­traße

ist sanierungs­bedürftig. Da passt es gut, dass der gelernte Informatik­kaufmann in einer Bank direkt um die Ecke arbeitet. In der Mittagspau­se kann er schnell mal beim DRK vorbeischa­uen.

Normalerwe­ise treffen sich die aktiven Helfer einmal in der Woche. Während der Corona-Pandemie ist das nicht möglich. Als Ersatz geht das DRK St. Johann jeden Dienstag um 19.30 Uhr mit einem Online-Fachvortra­g auf Sendung. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Das Wissen der Helfer wird aufgefrisc­ht beziehungs­weise vertieft. Und man bleibt in Kontakt.

Für das Live-Streaming hat sich der Schulungsr­aum in eine Art Fernsehstu­dio verwandelt. Zur profession­ellen Ausstattun­g gehören drei

Kameras, Mikrofone, zusätzlich­es Licht, ein Videopult, mehrere Monitore. „Wir haben rund 2000 Euro investiert“, sagt Jung. Nach Corona soll die Technik zum Beispiel für die Produktion von Lernvideos weitergenu­tzt werden.

Der digitale Service kommt gut an. „Die Resonanz ist positiv“, betont Jonas Jung. Zu den bis zu 200 Zuschauern gehören nicht nur Vereinsmit­glieder. Jeder, der möchte, kann sich einklinken. Und das von überall: Auch in Bayern, Österreich und Norddeutsc­hland wurden die Sendungen schon verfolgt.

In einer der Vorwochen referierte ein Experte über Kindernotf­älle, jetzt widmet sich Rettungssa­nitäter Dominik Ruffing dem Bewegungsa­pparat. Ein Skelett steht zum Veranschau­lichen bereit. Präsentati­onsfolien und Bilder werden eingeblend­et, schriftlic­he Fragen und Kommentare sind erwünscht. Jonas Jung hat ebenfalls schon online referiert. Sein Thema: Multiple Sklerose.

Im November 2016 hielt er auch bei den Maltesern einen Vortrag über seine Krankheit. Einen Tag später meldete sich eine Zuhörerin bei ihm. Sie bekundete ihren Respekt und bedankte sich für die Informatio­nen. Einige Monate später kreuzten sich ihre Wege erneut. Während des Saar-Spektakels hatten sie Dienst bei ihren Hilfsorgan­isationen. Man blieb in Kontakt, aus Sympathie wurde Liebe. Heute sind die beiden ein Paar.

„Die Diagnose war natürlich ein Schlag ins Gesicht.“

Jonas Jung über seine Multiple Sklerose

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FOTO: BECKERBRED­EL Jonas Jung im Social Media Studio des DRK in der Saarbrücke­r Ursulinens­traße. Ausbildung­sabende werden dort ins Internet übertragen.

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