Super League sorgt für weltweiten Aufschrei
Das Milliardenprojekt von zwölf Topclubs trifft auf erbitterten Widerstand. Uefa beschließt Reform der Champions League ab 2024.
„Meiner Meinung nach müssen die Teams und Spieler von all unseren Wettbewerben ausgeschlossen werden. Es wird ihnen auch nicht mehr erlaubt sein, für ihre Nationalmannschaften aufzulaufen“, wetterte Ceferin und bekam sofort Rückendeckung vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL), die ihre Unterstützung für alle Gegenmaßnahmen zusagten. „Dass hiervon auch die Berufung deutscher, bei Super-League-Clubs unter Vertrag stehender Nationalspieler betroffen sein kann, ist uns bewusst“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.
Ob die Verbannung der Profis schon bei der EM im Sommer gelten werde, könne Ceferin noch nicht sagen. Die Uefa erwäge sogar einen Ausschluss der Abtrünnigen aus den laufenden Europacup-Wettbewerben, laut Ceferin werde dies derzeit aber noch rechtlich geklärt.
Europas Fußball steht vor einer nie dagewesenen Zerreißprobe. In der Nacht zu Montag, wenige Stunden vor Start der Sitzung des Uefa-Exekutivkomitees (Exko), hatten zwölf Topclubs den europäischen Fußball mit einem epochalen Knall in seinen Grundfesten erschüttert. Mit der Gründungserklärung der Super League machten sechs Spitzenclubs aus England (FC Liverpool, Manchester United, Manchester City, Tottenham Hotspur, FC Arsenal, FC Chelsea) sowie je drei aus Spanien (Real Madrid, FC Barcelona, Atlético Madrid) und Italien ( Juventus Turin, AC Mailand und Inter Mailand) jahrelange Drohungen wahr.
„Krieg“, „Verrat“, „Hass“, „Verbrechen“, „Tod“– im weltweiten Aufschrei gab es viel martialische Rhetorik. Das Milliardenprojekt unter dem Dach der US-Investmentbank JPMorgan trifft auf den erbitterten Widerstand einer kaum für möglich gehaltenen Koalition aus Verbänden, Ligen, Fans und Politik.
„Es geht um Gier, Eigennutz und Narzissmus einiger Personen. Wir sind alle vereint gegen diesen Nonsens eines Projekts“, sagte Ceferin. Die Uefa, das betonte der Slowene, werde „alles tun“, um die Super League zu verhindern. Laut des Sportrechtlers Paul Lambertz werde das aber schwer, die Uefa habe keine echte Handhabe dagegen.
Der neue Wettbewerb würde in direkter Konkurrenz zur Champions League stehen. Die eigentlich als Zugeständnis an die Club-Schwergewichte gedachte Reform ihrer Königsklasse ab der Saison 2024/25 beschloss das Uefa-Exko um DFB-Vizepräsident Rainer Koch am Montag zwar trotzdem, ohne die zwölf Zugpferde wäre das Premiumprodukt Champions League aber immens beschädigt. Weil die Super League unter der Woche ausgespielt werden soll, wollen alle Teams Teil ihrer nationalen Ligen bleiben – doch der Widerstand formierte sich in Windeseile.
Auch Bayern München und Borussia Dortmund, ebenfalls immer wieder als potenzielle Super-League-Kandidaten gehandelt, wollen nach jetzigem Stand nicht mitmachen. Beide Clubs betonten am Montag vielmehr, auf eine reformierte Champions League zu setzen. Wie der Spiegel berichtet, sind die beiden deutschen Topvereine allerdings von den Gründern als feste Teilnehmer gewünscht. Dies gehe aus dem Rahmenvertrag hervor, der dem Magazin vorliegt.
Der Weltverband Fifa drückte ebenfalls seine „Missbilligung“aus, selbst der britische Premierminister Boris Johnson, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die Spitze der EU-Kommission schlossen sich dem Widerstand an. Dazu hagelte es Kritik von Fanbündnissen quer über den Kontinent, Sig Zelt von ProFans sprach von einer „Horrorvision“.
Daran stören sich die Macher der Super League wenig, ihre Pläne sind schon weit fortgeschritten. „So bald wie möglich“soll es mit 20 Teams losgehen, hieß es. Nur fünf Plätze werden nach Qualifikations-Kriterien vergeben, 15 Mannschaften gehören zum festen Stamm. Die Gründungsmitglieder sollen eine einmalige Zahlung in Höhe von 3,5 Milliarden Euro erhalten.
Die Positionen sind verhärtet. Eine Klagewelle ungeahnten Ausmaßes scheint unausweichlich. Die internationalen Medien ahnen bereits, wohin das führen wird. „Fußball im Krieg“, schrieb die englische Daily Mail. Nach Ansicht des Guardian kann „nur jemand, der Fußball
wirklich hasst“, hinter der Super League stehen.
Dabei ist selbst die Reform der Champions League höchst umstritten. Ab der Saison 2024/25 wird die Königsklasse von 32 auf 36 Teilnehmer aufgestockt, im sogenannten „Schweizer Modell“bestreitet jeder Club zehn Gruppenspiele gegen zehn anhand einer Setzliste zugeloste Gegner, aus einer Gesamttabelle aller Teams ergibt sich die K.o.-Phase. Zwei der vier zusätzlichen Startplätze werden über eine Fünf-Jahres-Rangliste der Clubs vergeben. Und auch letzteres rief bereits heftige Kritik, vor allem von Fanseite, hervor.