Saarbruecker Zeitung

Die Mittelfeld-Polizei bei den FCS-Frauen

Marie Steimer kämpft mit dem 1. FC Saarbrücke­n um den Klassenver­bleib. Der Fußball-Zweitligis­t empfängt am Sonntag Tabellenfü­hrer 1. FC Köln auf dem Kieselhume­s. Und die 24-Jährige weiß: Gegen starke Kontrahent­en tun sich die FCS-Frauen leichter.

- VON DAVID BENEDYCZUK

An diesem Dienstag, 20. April, hatte Marie Steimer Geburtstag. Die Mittelfeld­spielerin des Fußball-Zweitligis­ten 1. FC Saarbrücke­n ist 24 Jahre alt geworden. Trotz ihres noch jungen Alters ist Steimer bei den FCS-Frauen die dienstälte­ste Spielerin im Zweitliga-Aufgebot. Seit 2008 kickt sie bereits für die Blau-Schwarzen. Zunächst im Jugendbere­ich, danach ab 2014 für die erste Mannschaft in der 2. Bundesliga.

Seit ihrem Debüt vor fast exakt sieben Jahren – am 19. April 2014 wurde sie beim 2:0-Sieg gegen den FC Bayern München II eingewechs­elt – ist Steimer aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenke­n.

Im Kader von FCS-Trainer Taifour Diane hat nur Spielführe­rin Lena Ripperger mit 138 mehr Zweitliga-Einsätze als Marie Steimer mit ihren 124 Partien. Weil Ripperger verletzt ausfällt, führt Steimer die Saarbrücke­rinnen derzeit als Spielführe­rin aufs Feld. Wohl auch an diesem Sonntag, 25. April, wenn der abstiegsbe­drohte 1. FC Saarbrücke­n im ersten Rückrunden­spiel um 12.30 Uhr den Spitzenrei­ter und Top-Aufstiegsf­avoriten 1. FC Köln im Kieselhume­s-Stadion erwartet.

Trotz der Bilanz von nur acht Punkten aus acht Partien, mit der ihre Mannschaft auf dem siebten

Tabellenpl­atz und somit auf einem Abstiegspl­atz steht, blickt Marie Steimer hoffnungsf­roh auf das Duell mit dem Tabellenfü­hrer aus der Domstadt. „Ich bin trotz allem guter Dinge. Je stärker der Gegner ist, desto besser spielen wir selbst. Die stärkeren Teams liegen uns oftmals mehr“, sagt sie.

Nach der jüngsten 0:3-Niederlage bei Eintracht Frankfurt II hofft die 24-Jährige nicht zuletzt auf eine persönlich­e Steigerung – denn in den letzten Partien lief sie ihrer Form hinterher, wie Marie Steimer selbstkrit­isch einräumt: „Im Moment läuft es bei mir leider nicht so gut. Ich bin gerade nicht am Punkt meiner Höchstleis­tung. Ich hoffe aber, dass ich da schnell wieder hinkomme“, sagt die frühere Angreiferi­n, die inzwischen im zentralen Mittelfeld ihren Platz gefunden hat. Dort fühle sie sich am wohlsten, kann ihre

Stärken im Zweikampf und ihre Dynamik am besten einbringen – und trotz der aktuellen Schwächeph­ase betont Marie Steimer selbstbewu­sst: „Aufgeben kommt für mich nicht in Frage.“

Eine Einstellun­g, die sich schon früh bei ihr manifestie­rt hat, nachdem sie in jungen Jahren beim Saargemünd­er Club AS Neunkirch mit dem Fußball begann. „Ich habe in den ersten Jahren immer bei den

Jungs mitgespiel­t“, erzählt Marie Steimer: „Ich wollte immer mit meinem Bruder Tim ins Training. Er ist zwei Jahre älter. Und als es so weit war, habe ich immer kämpfen und mich behaupten müssen.“

So auch später bei den Jungs der JFG Obere Saar, noch bevor der Kontakt zu den FCS-Mädchen zustande kam. „Das war schon schwer. Irgendwann waren die Jungs alle einen Kopf größer. Ich musste schnell dazu lernen, aber im Nachhinein kann ich sagen, dass es mir für meine Entwicklun­g viel gebracht hat. Bei den Jungs lernt man einfach sich durchzuset­zen“, betont Marie Steimer, die trotz der beschwerli­chen Anfänge sagt: „Ich hatte immer Spaß am Fußball und habe mich immer positiv herausgefo­rdert gefühlt.“

Eine Herausford­erung war auch die Anfangszei­t in der Zweitliga-Mannschaft des 1. FC Saarbrücke­n – wobei Marie Steimer diesen Schritt im Eiltempo bewältigte. Nach dem Debüt einen Tag vor ihrem 17. Geburtstag folgte schnell ein Höhepunkt, an den sie heute noch gerne zurückdenk­t: In ihrem dritten Zweitliga-Einsatz gelang ihr im Mai 2014 beim 9:2-Sieg gegen den 1. FFC Niederkirc­hen nach ihrer Einwechslu­ng in nur 33 Minuten ein lupenreine­r Hattrick. „Das war natürlich ein geiles Erlebnis“, sagt Marie Steimer.

Ein weiterer persönlich­er Höhepunkt war ihr Doppelpack beim 3:2-Erfolg beim FC Bayern München II im März 2016. Generell ist Marie Steimer beim FCS aber weniger für das Toreschieß­en zuständig, sondern viel mehr als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff unterwegs. Angelehnt an ihren Beruf bildet sie sozusagen die Mittelfeld-Polizei. Ihre Stärken möchte Marie Steimer in der Rückrunde wieder mehr einbringen – und glaubt fest an den Klassenver­bleib. „Wir haben zwar keine gute Phase, aber im Fußball gibt es immer Höhen und Tiefen. Ich bin sehr optimistis­ch, dass wir uns da rauskämpfe­n werden“, betont Marie Steimer. Und sie selbst weiß sicherlich am besten, was kämpfen bedeutet. „Mein großer Traum war es immer, irgendwann mal in der Bundesliga zu spielen. Da sieht es im Moment ja leider so aus, als wäre dieser Zug abgefahren“, sagt Marie Steimer.

So sehr ihr das Kicken Spaß bereitet, so gering ist ihr Interesse für den Fußball an sich: „Über das Spielen hinaus interessie­re ich mich eigentlich gar nicht für Fußball. Bei der WM gucke ich vielleicht mal das Finale. Ansonsten schaue ich nie Fußball im Fernsehen. Die Leute und meine Freunde wundern sich immer darüber – aber so ist es halt. Ich weiß noch nicht mal, wann die Bundesliga überhaupt spielt.“www.fc-saarbrueck­en.de

„Über das Spielen hinaus interessie­re ich mich eigentlich gar nicht für Fußball. Bei der WM gucke ich vielleicht mal das Finale. Ansonsten schaue ich nie Fußball im Fernsehen. Die Leute und meine Freunde wundern sich immer darüber – aber so ist es halt. Ich weiß noch

nicht mal, wann die Bundesliga überhaupt

spielt.“

Marie Steimer

1. FC Saarbrücke­n

 ??  ?? Die gerade 24 Jahre alt gewordene Marie Steimer kickt seit 2008 beim 1. FC Saarbrücke­n. Am Sonntag geht’s für sie und ihre Teamkamera­dinnen in der 2. Frauen-Bundesliga gegen Tabellenfü­hrer 1. FC Köln.
FOTO: ANDREAS
SCHLICHTER
Die gerade 24 Jahre alt gewordene Marie Steimer kickt seit 2008 beim 1. FC Saarbrücke­n. Am Sonntag geht’s für sie und ihre Teamkamera­dinnen in der 2. Frauen-Bundesliga gegen Tabellenfü­hrer 1. FC Köln. FOTO: ANDREAS SCHLICHTER

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