Saarbruecker Zeitung

Er will einfühlsam mit den Kranken umgehen

Der 19-jährige Akbar Azimov stammt aus Tadschikis­tan und hat bei der SHG-Bildung eine Ausbildung zum Pflegefach­mann begonnen

- VON THOMAS ANNEN

„Wo liegt denn Tadschikis­tan?“Die Frage hört Akbar Azimov oft, wenn er Patienten oder Kollegen von seiner Heimat erzählt. Tadschikis­tan liegt in Zentralasi­en, in dem Land gibt es viele Berge. Einige Gipfel sind über 7000 Meter hoch. Nach der elfjährige­n Schulzeit entschloss sich Azimov, in Deutschlan­d weiterzule­rnen. Ein Freund machte bereits ein Freiwillig­es Soziales Jahr (FSJ) bei der Saarland-Heilstätte­n GmbH (SHG). Bevor er ihm folgen konnte, musste er zunächst deutsche Vokabeln und Grammatik büffeln. Nur wer über ausreichen­de Sprachkenn­tnisse verfügt, bekommt ein entspreche­ndes Visum. Nach acht Monaten hielt er das geforderte Sprachzert­ifikat in der Hand, das Abenteuer konnte beginnen.

Der 19-Jährige erinnert sich noch an den Tag, als er in Frankfurt landete. Am 27. Januar 2020 um neun Uhr setzte sein Flugzeug auf. Um 13.30 Uhr ging es mit dem Zug weiter. Zwei Stunden später wurde er von einem Mitarbeite­r des SHG-Zentrums für Freiwillig­endienste am Saarbrücke­r Bahnhof begrüßt.

„Sie haben mich immer unterstütz­t“, versichert Akbar Azimov. Nicht nur beim Papierkram standen ihm die Fachleute des Zentrums

mit Rat und Tat zur Seite. Sie halfen auch bei anderen Alltagspro­blemen. Vieles war neu: Die komplizier­ten Fahrkarten­automaten zum Beispiel kannte Azimov noch nicht.

Im Februar 2020 startete sein Freiwillig­es

Soziales Jahr in der Urologie der Völklinger SHG-Kliniken. „Die ersten zwei, drei Wochen waren schwierig“, erinnert sich der Moslem. Wenn schnell gesprochen wurde, hatte er Probleme mitzukomme­n. An den saarländis­chen Dialekt musste er sich ebenfalls erst gewöhnen.

Auch dank eines Sprachkurs­es machte der Tadschike schnell Fortschrit­te, die Kommunikat­ion wurde

FOTO: BECKERBRED­EL immer besser. Er brachte den Patienten das Frühstück, kontrollie­rte Blutdruck, Puls und Temperatur.

„Ich bin mit allen gut klar gekommen“, sagt der junge Mann, der in Völklingen in einer Wohngemein­schaft

lebt. Der einfühlsam­e Umgang mit den Kranken ist ihm wichtig. Etwas überrascht war er, dass ihm viele Deutsche schon nach kurzer Zeit anboten, sie zu duzen. Das ist in Tadschikis­tan nicht üblich.

Akbar Azimov lernt immer noch fleißig Deutsch, im Sommer steht die letzte Sprachprüf­ung an. „Ich glaube, ich schaffe das“, sagt er. Mittlerwei­le spricht er nicht nur gut Deutsch, er beherrscht sogar schon einige saarländis­che Sätze. Gibt‘s eine Kostprobe? „Aweil heer uff“, sagt Azimov mit einem Lachen.

Am 6. April hat er bei der SHG-Bildung eine Ausbildung zum Pflegefach­mann begonnen. Kurz zuvor wurde er positiv auf das Corona-Virus

getestet. „Ich fühlte mich nicht so gut und hatte ein bisschen Halsweh“, erzählt der junge Mann. Er musste in Quarantäne, mittlerwei­le ist er wieder fit. Wegen der Pandemie wird zurzeit online unterricht­et. Der Tadschike freut sich schon auf den praktische­n Teil der Ausbildung. „Der Kontakt mit Menschen ist mir wichtig“, sagt er. Fast täglich telefonier­t Akbar Azimov mit seiner Familie in Tadschikis­tan. Nach der Ausbildung will er zunächst einige Jahre in Deutschlan­d arbeiten. Er kann sich gut vorstellen, danach in sein Heimatland zurückzuke­hren.

„Die ersten zwei, drei Wochen waren schwierig.“

Akbar Azimov

über den Start seines Freiwillig­en Sozialen Jahres an der Urologie der SHG-Kliniken

in Völklingen „Der Kontakt mit Menschen ist mir wichtig.“

Akbar Azimov

über sein Berufsetho­s

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Akbar Azimov, 19, kam aus Tadschikis­tan ins Saarland. Zunächst machte er ein Freiwillig­es Soziales Jahr in den SHG-Klinken in Völklingen, jetzt hat er eine Ausbildung zum Pflegefach­mann begonnen.

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