Ein ungewöhnliches Werk von Paul Schneider
Der jüngst verstorbene renommierte Bildhauer gestaltete für das Bürgerhaus Rockershausen ein für ihn untypisches Werk.
ALTENKESSEL Im Jahr 1969 entstand in Altenkessel das Bürgerhaus Rockershausen des Architekten Harald Steinmeyer. Das kubische Gebäude aus Stahlbeton hat eine kompakte Form, die von dem einfachen Faltdach zusätzlich betont wird. Während die hintere und die seitliche Fassade verglast oder zumindest teilverglast sind, ist die Seite zur Provinzialstraße hin komplett geschlossen.
Statt einer Fensterfront spannt sich eine Installation aus Aluminiumblechen, Stahlseilen und braunen Keramikplatten über der Hauptfassade. Diese Installation stammt vom letzte Woche verstorbenen Paul Schneider. Er war einer der renommiertesten und erfolgreichsten saarländischen Künstler.
Geboren 1927 in Saarbrücken, wurde der Bildhauer mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter der Kunstpreis der Stadt Saarbrücken, das Bundesverdienstkreuz am Bande sowie der Albert-Weisgerber-Preis für Bildende Kunst im Jahr 2000. Paul Schneider lebte in Bietzen bei Merzig.
Viele seiner Kunstwerke zieren den öffentlichen Raum in Saarbrücken, meist sind es Steinskulpturen. In seinen jüngsten Werken, wie dem Mittagsstein in der Saaranlage, hat Paul Schneider den Stein kaum mehr bearbeitet, seine Maserung und seine Farbgebung schienen ihm so perfekt, dass er ihn nur noch wenig gestaltete.
Daher überrascht dieses geometrische Kunstwerk aus Aluminiumblechen und Stahlseilen in Altenkessel umso mehr, scheint es doch so gar nicht zu dem Steinbildhauer zu passen. Die Gestaltung am Bürgerhaus Rockershausen ist fast 16 Meter lang und ist über vier Meter hoch. Sie besteht aus einem Untergrund
von braunen Keramikplatten, auf denen vier unterschiedlich und asymmetrisch gestaltete, polierte Aluminiumbleche angebracht sind. Diese Bleche werden mit rötlichbraunen Stahlseilen verbunden.
Die Stahlseile wurden dabei in dem mittleren Blech gebündelt angebracht und „strahlen“zu den Seiten aus. Wie bei einem Saiteninstrument spannen sich daher die Stahlseile zu den seitlichen Aluminiumobjekten, nutzen diese als Stege.
Die Installation, „Harfe“genannt, aus dem Jahr 1969 wurde Ende 2008 saniert. Leider konnte man dabei aber nicht ändern, dass das Kunstwerk, das eigentlich auf Weitsicht angelegt ist, heute von einer Ampelanlage und diversen Verkehrsschildern entstellt wird. Das ist sehr schade, denn der sperrige Bau und das eigenwillige Kunstwerk harmonieren miteinander.
Die enge Verbindung, die hier Architektur und Skulptur eingehen, betont beide und ist typisch für die Bauauffassung der 1960er Jahre. Und durch diese enge und gelungene Verbindung passt die Installation dann doch wieder perfekt in das Lebenswerk Paul Schneiders.
Das Kunstwerk, das eigentlich auf Weitsicht angelegt ist, wird heute von einer Ampelanlage und diversen Verkehrs
schildern entstellt.