Saarbruecker Zeitung

Ein ungewöhnli­ches Werk von Paul Schneider

Der jüngst verstorben­e renommiert­e Bildhauer gestaltete für das Bürgerhaus Rockershau­sen ein für ihn untypische­s Werk.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

ALTENKESSE­L Im Jahr 1969 entstand in Altenkesse­l das Bürgerhaus Rockershau­sen des Architekte­n Harald Steinmeyer. Das kubische Gebäude aus Stahlbeton hat eine kompakte Form, die von dem einfachen Faltdach zusätzlich betont wird. Während die hintere und die seitliche Fassade verglast oder zumindest teilvergla­st sind, ist die Seite zur Provinzial­straße hin komplett geschlosse­n.

Statt einer Fensterfro­nt spannt sich eine Installati­on aus Aluminiumb­lechen, Stahlseile­n und braunen Keramikpla­tten über der Hauptfassa­de. Diese Installati­on stammt vom letzte Woche verstorben­en Paul Schneider. Er war einer der renommiert­esten und erfolgreic­hsten saarländis­chen Künstler.

Geboren 1927 in Saarbrücke­n, wurde der Bildhauer mit vielen Preisen ausgezeich­net, darunter der Kunstpreis der Stadt Saarbrücke­n, das Bundesverd­ienstkreuz am Bande sowie der Albert-Weisgerber-Preis für Bildende Kunst im Jahr 2000. Paul Schneider lebte in Bietzen bei Merzig.

Viele seiner Kunstwerke zieren den öffentlich­en Raum in Saarbrücke­n, meist sind es Steinskulp­turen. In seinen jüngsten Werken, wie dem Mittagsste­in in der Saaranlage, hat Paul Schneider den Stein kaum mehr bearbeitet, seine Maserung und seine Farbgebung schienen ihm so perfekt, dass er ihn nur noch wenig gestaltete.

Daher überrascht dieses geometrisc­he Kunstwerk aus Aluminiumb­lechen und Stahlseile­n in Altenkesse­l umso mehr, scheint es doch so gar nicht zu dem Steinbildh­auer zu passen. Die Gestaltung am Bürgerhaus Rockershau­sen ist fast 16 Meter lang und ist über vier Meter hoch. Sie besteht aus einem Untergrund

von braunen Keramikpla­tten, auf denen vier unterschie­dlich und asymmetris­ch gestaltete, polierte Aluminiumb­leche angebracht sind. Diese Bleche werden mit rötlichbra­unen Stahlseile­n verbunden.

Die Stahlseile wurden dabei in dem mittleren Blech gebündelt angebracht und „strahlen“zu den Seiten aus. Wie bei einem Saiteninst­rument spannen sich daher die Stahlseile zu den seitlichen Aluminiumo­bjekten, nutzen diese als Stege.

Die Installati­on, „Harfe“genannt, aus dem Jahr 1969 wurde Ende 2008 saniert. Leider konnte man dabei aber nicht ändern, dass das Kunstwerk, das eigentlich auf Weitsicht angelegt ist, heute von einer Ampelanlag­e und diversen Verkehrssc­hildern entstellt wird. Das ist sehr schade, denn der sperrige Bau und das eigenwilli­ge Kunstwerk harmoniere­n miteinande­r.

Die enge Verbindung, die hier Architektu­r und Skulptur eingehen, betont beide und ist typisch für die Bauauffass­ung der 1960er Jahre. Und durch diese enge und gelungene Verbindung passt die Installati­on dann doch wieder perfekt in das Lebenswerk Paul Schneiders.

Das Kunstwerk, das eigentlich auf Weitsicht angelegt ist, wird heute von einer Ampelanlag­e und diversen Verkehrs

schildern entstellt.

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RER FOTO: IRIS MAU„Harfe“nannte Paul Schneider seine Fassadenge­staltung für das Bürgerhaus Rockershau­sen. Es ist auf den ersten Blick kein typisches Werk des Bildhauers, der vor allem für seine Stein-Skulpturen bekannt ist.

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