Der FCS kann doch noch Derby
1. FC Saarbrücken feiert beim 5:0 gegen Waldhof Mannheim den höchsten Saisonsieg. Golley und Deville treffen doppelt.
SAARBRÜCKEN
Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken kann doch Derby – die Mannschaft von Trainer Lukas Kwasniok besiegte am Mittwochabend im Ludwigspark den SV Waldhof Mannheim mit 5:0 (2:0). Mann des Abend war Timm Golley mit zwei Toren und einer Torvorlage. Der FCS revanchierte sich damit für die 1:4-Hinspielniederlage in Mannheim und schoss sich den Frust nach dem 1:2 am Samstag beim 1. FC Kaiserslautern von der Seele. „Wir wollten eine Reaktion auf das Spiel vom Samstag zeigen, das ist uns gelungen“, sagte Golley, der schon an sein Karrieende dachte, sich jetzt aber doch noch vorstellen kann, ein oder zwei Jahre zu spielen.
Bei den Gastgebern mussten Marin Sverko (Gesäßmuskelzerrung) und Sebastian Jacob (Knie) kurzfristig passen. Kapitän Manuel Zeitz fehlte wegen der fünften Gelben Karte. Neben Lukas Schleimer und Maurice Deville gehörte dagegen auch Rasim Bulic wieder zum Kader. Mario Müller und eben Golley (bei der Pleite beim FCK nur auf der Bank) durften sogar von Beginn an ran – Müller hinten links, Golley im Angriff neben Tobias Jänicke.
Und die beiden Letztgenannten waren nach 14 Minuten erstmals hellwach. Nach einem feinen Pass von Luca Kerber in die Tiefe bewies Jänicke Übersicht, Golley musste am zweiten Pfosten das begnadete Füßchen nur hinhalten. Das 1:0 hatte sich in einer bis dahin ausgeglichenen, intensiven Partie nicht angekündigt.
24 Minuten waren gespielt, als Golleys Gefühl im Fuß bei einem Lupfer auf Nicklas Shipnoski die nächste Saarbrücker Möglichkeit einleitete. Der Abschluss von Anthony Barylla wurde in höchster Not von einem Mannheimer geblockt. Waldhof spielte aber Ball- und kombinationssicher. Dennis Jastrzembski nahm Boné Uaferro vor den Augen des künftigen FCS-Trainers Uwe Koschinat im Laufduell fünf Meter ab, Dominik Martinovic setzte die gute Hereingabe aber am leeren Tor vorbei (32.). Knapp drüber ging Jastrzembskis Versuch aus der Drehung sieben Minuten später.
Die Gäste schienen dem Ausgleich nahe, es trafen aber die Gastgeber: Der sehr engagierte Fanol Perdedaj passte in die Schnittstelle, Shipnoski umkurvte Waldhof-Torwart Timo Königsmann und erhöhte auf 2:0 (42.). Dann war Halbzeit.
Kurz nach der Pause hätte der FCS den Sack zumachen können. Golleys Balleroberung brachte Minos Gouras in Position, der scheiterte völlig frei an Königsmann (50.). Nach einem Freistoß von Müller traf Barylla mit einer Volley-Abnahme nur den Innenpfosten (66.) Keine 60 Sekunden später machte es Golley
besser. Guter Körpereinsatz gegen Gerrit Gohlke, Tunnel gegen Königsmann – das 3:0.
Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Der eingewechselte Maurice Deville erhöhte auf 4:0 (71.) – auf Pass des überragenden Golley, der wenig später unter dem Applaus der wenigen Offiziellen im Stadion den Platz verließ. Für ihn kam Markus Mendler, dessen schönes Zuspiel erneut der Luxemburger Deville mit dem 5:0 (85.) veredelte. „Ich war enttäuscht, dass ich in den letzten Spielen nicht dabei war, aber ich bin drangeblieben und habe auf meine Chance gewartet. So ist Fußball eben“, sagte Deville zufrieden.
Das machte Hoffnung für die Derbys im Saarlandpokal, wo der FCS zunächst beim FC Homburg antreten muss – das Halbfinale findet am Dienstag, 18. Mai, um 17 Uhr im Homburger Waldstadion statt – und die SV Elversberg mit Freilos bereits im Finale steht. „Es gibt Vereine, die sollten es vielleicht auch mal mit Lotto versuchen. Die scheinen da ein Händchen zu haben“, sagte FCS-Vizepräsident Dieter Ferner kopfschüttelnd, „wir müssen das jetzt so annehmen, wie es ist.“
Der Reiz des Pokals – Groß gegen Klein – ist in diesem Jahr aufgrund der Pandemie-Maßnahmen ausgesetzt. „Das ist natürlich schade“, sagte Ferner weiter, „aber die Amateurvereine können die Auflagen gar nicht leisten. Und ohne Zuschauer hätte sich auch der finanzielle Aufwand
nicht gerechnet.“
Stunden zuvor hatte Trainer Lukas Kwasniok aufhorchen lassen. Man solle doch einfach jedes Drittliga-Spiel genießen, man wisse nicht, wie lange man das noch erleben dürfe, hatte Kwasniok sinngemäß gesagt und damit Befürchtungen um Probleme bei der Lizenzierung geweckt. Schließlich ist das Stadion noch immer nicht vollumfänglich Drittliga-tauglich (wir berichteten). „Die Gefahr besteht nicht“, beschwichtigte FCS-Präsident Hartmut Ostermann umgehend, „ich gehe davon aus, dass das leidige Thema Rasenheizung spätestens zu Beginn der kalten Jahreszeit erledigt ist.“Der Derby-Komplex ist es jetzt fürs erste auch.