Saarbruecker Zeitung

Mehr Geld für Corona-Streifen

Positive Tests bedeuten nicht automatisc­h, dass man infiziert ist. Das zeigen Zahlen aus den Gesundheit­sämtern.

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SAARBRÜCKE­N (dpa) Das Saar-Innenminis­terium gibt den Kommunen eine Million Euro extra für Corona-Kontrollen. Der Förderbetr­ag zur Unterstütz­ung der kommunalen Ordnungsdi­enste werde von 2,3 auf 3,3 Millionen angehoben, teilte das Ministeriu­m am Mittwoch mit.

(kir) Mehr als 400 000 Schnelltes­ts auf das Coronaviru­s wurden im Saarland in der vergangene­n Woche gemacht. Rund 0,1 Prozent dieser Tests fallen positiv aus. Das Problem ist allerdings: Ein positives Ergebnis bei einem Antigen-Schnelltes­t bedeutet noch lange nicht, dass man auch tatsächlic­h akut infiziert ist. Denn die Tests weisen eine recht hohe Fehlerquot­e auf.

Das ist bekannt, weshalb positive Ergebnisse stets von einem im Labor ausgewerte­ten PCR-Test bestätigt werden müssen. PCR-Tests sind nach Einschätzu­ng des Robert-Koch-Instituts (RKI) der „Goldstanda­rd“der Diagnostik.

Wie hoch die Fehlerquot­e ist, zeigen Zahlen aus den saarländis­chen Landkreise­n. Der Landkreis Saarlouis zum Beispiel meldet, dass 54 der bisher im Labor untersucht­en 189 positiven Schnelltes­ts fehlerhaft waren (29 Prozent). Der Regionalve­rband Saarbrücke­n gibt an, dass jeden Tag zwischen 30 und 40 positive Schnelltes­ts gemeldet werden und sich davon mal 4 oder mal 7 beim PCR-Test als tatsächlic­h negativ herausstel­lten. „Basierend auf diesem sehr dünnen Zahlenmate­rial lässt sich schätzen, dass etwa 15 bis 20 Prozent der Schnelltes­ts sich als falsch-positiv herausstel­lt“, sagte ein Sprecher. Das sei allerdings wohl noch keine valide Grundlage.

Im Landkreis St. Wendel waren im März 22 der 52 untersucht­en positiven Schnelltes­ts fehlerhaft (44 Prozent), im April waren es 31 von 73 (42 Prozent). Diese Zahlen zeigen bereits, wie wichtig es ist, den Verdacht per PCRTest überprüfen zu lassen.

Die Schwierigk­eiten mit den Schnelltes­ts sind Experten bekannt. Das Robert-Koch-Institut erklärt, dass die Aussagekra­ft von Antigen-Schnelltes­ts stark vom Anteil der Infizierte­n unter den getesteten Personen abhängt. Dies veranschau­licht das RKI an zwei Rechenbeis­pielen: Im ersten Fall sind von 10 000 Getesteten nur fünf Personen infiziert. In diesem Fall beträgt die Wahrschein­lichkeit, dass ein positiv Getesteter auch tatsächlic­h infiziert ist, nur zwei Prozent. Sind von den 10 000 Getesteten aber 1000 Menschen infiziert, so ist man mit positivem Testergebn­is schon zu 82 Prozent tatsächlic­h auch infiziert.

Deutlich aussagekrä­ftiger sind jedoch negative Testergebn­isse. Ist eine Person negativ getestet worden, so liegt ihre Wahrschein­lichkeit, dass sie dennoch infiziert ist, laut RKI im ersten Rechenbeis­piel bei 0,01 Prozent, im zweiten Fall bei 2,2 Prozent. Falsch-negative Tests – dass also Infektione­n nicht erkannt werden – können allerdings entstehen, wenn die Schnelltes­ts nicht richtig angewendet werden, davor haben Virologen immer wieder gewarnt.

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