Saarbruecker Zeitung

Laschets strategisc­her Hang zur Harmonie

Der Kanzlerkan­didat der Union bemüht sich um die Einbindung seines alten Rivalen Friedrich Merz ins Wahlkampf-Team. Das kommt gut an in der CDU.

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Es heißt, Armin Laschet habe schon immer innerparte­iliche Gegner lieber eingebunde­n anstatt sie zu ächten. Eine Strategie, die der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident und Unions-Kanzlerkan­didat auch in NRW praktizier­t hat. So machte er Karl-Josef Laumann zum Gesundheit­sminister, obwohl beide sich zuvor heftige Scharmütze­l um die Führung der Landes-CDU geliefert hatten. Laschets strategisc­h geprägter Hang zur Harmonie betrifft nun auch seinen alten Rivalen Friedrich Merz.

Der Sauerlände­r, der Laschets Konkurrent im Kampf um den Parteivors­itz gewesen ist, soll nun im Wahlkampft­eam des Kanzlerkan­didaten eine wichtige Rolle spielen. Das hatte Laschet am Dienstagab­end bei einer zweistündi­gen Videoschal­te mit der Südwest-CDU auf mehrere Anmerkunge­n hin angekündig­t – bewusst dort, denn in deren Reihen finden sich nach wie vor viele Anhänger von Merz. Laschet sagte demnach: „Friedrich Merz gehört für mich fest in den Mannschaft­skader der Union für die Bundestags­wahl.“Bei der digitalen Konferenz soll es anschließe­nd viele „Daumen hoch“und Applaus

gegeben haben. Mehrfach hatte der CDU-Chef zuvor schon die Einbindung des früheren Fraktionsc­hefs angekündig­t, ohne jedoch Vollzug melden zu können. Zuletzt gab es dem Vernehmen nach dann mehrere Gespräche der beiden Politiker. Nach Informatio­nen unserer Redaktion will Laschet nun in zwei oder drei Wochen ein Team für den Wahlkampf präsentier­en, deren Mitglieder für die wichtigste­n Themen der Zukunft stehen sollen. Zentrale Rolle: Hoffnungst­räger Merz.

Ein kluger Schachzug des Kandidaten, um auch dem Unmut über die K-Entscheidu­ng gegen Söder zu begegnen. Wobei es in der CDU heißt, das Nachtreten des Bayern habe bereits bei einigen die Haltung zugunsten Laschets verändert. Viele Christdemo­kraten haben freilich schon lange darauf gewartet, dass Merz eine wichtige Rolle bekommt. Das bestätigt der einflussre­iche Mittelstan­dschef der Union, Carsten Linnemann. Der CDU-Vorsitzend­e nehme „die Wünsche großer Teile der Unionsbasi­s auf“, sagte der Fraktionsv­ize. „Das ist das richtige Signal zum richtigen Zeitpunkt.“Merz gilt zudem vor allem im Osten als Zugpferd.

Im Machtkampf mit CSU-Chef Markus Söder um die Kanzlerkan­didatur hatte sich der 65-Jährige klar hinter Laschet gestellt, was selbst die Strategen im Konrad-Adenauer-Haus aufhorchen ließ. Merz kandidiert im Hochsauerl­andkreis für den Bundestag, ein Wahlkreis, der als sicher für die CDU gilt. Sein politische­s Comeback will er dann möglichst mit einem Ministeram­t krönen – unter einem Kanzler Söder hätte er keine Chance gehabt. Im Laschet-Lager will man von Absprachen aber nichts wissen: „Es gibt kein Verspreche­n.“Auch sieht man nicht die Gefahr, dass nun neben Laschet ein potentiell­er Konkurrent im Kampf um die Macht in Berlin installier­t wird mit allen Risiken und Nebenwirku­ngen. Eher geht man davon aus, dass sich die Einbindung positiv auf das Image des Kanzlerkan­didaten auswirken wird.

Gleichwohl hat sich Laschet nun ein landsmänni­sches Problem geschaffen, das er bei der Südwest-Konferenz selbst zur Sprache brachte: Es gibt zu viele Aspiranten aus Nordrhein-Westfalen für höhere Posten im Bund. Neben Merz sind da noch der Außenexper­te Norbert Röttgen, einst ebenfalls ein Konkurrent auf den Parteivors­itz, Unions-Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus und Gesundheit­sminister Jens Spahn. Alle seien „Mann, katholisch, Nordrhein-Westfalen“, so Laschet. Es drohen interne Konkurrenz­kämpfe, die der Kandidat im Wahlkampf nicht gebrauchen kann. Und die Frauen in der Union werden ein reines Männer-Team auch nicht lustig finden.

„Friedrich Merz gehört für mich fest in den Mannschaft­skader der Union für die Bundestags­wahl.“

Armin Laschet

CDU-Chef und Kanzlerkan­didat der Union

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